rigen Rinden- und Hornkorallen, welche sonst in der Structur der Axe mit den Staudenkorallen vollkommen übereinstimmen, acht gekerbte Fühler besitzen und deßhalb einer folgenden Ordnung angehören.
Die zweite Ordnung umfaßt die fünfstrahligen Polypen (Pentactinia). Sie besteht vorzugsweise aus einsamen Polypen, welche einen einfachen oder doppelten Tentakelkranz um den Mund tragen, dessen meist zahlreiche Fühler von der Fünfzahl sich herleiten, ein Verhältniß, das namentlich im Jugendzustande, wo der Fühler nur noch wenige sind, deutlich hervortritt. Sie haben niemals einen kalkigen Korallenstock, sondern nur eine lederartige, sackförmige Haut, in welche die Fühlerkrone zurückgezogen werden kann. Der hintere Theil ihres Körpers sitzt bei den geselligen Arten auf einer lederar- tigen, mit Ausläufern versehenen Grundlage, während die freien Gat- tungen entweder eine Saugscheibe besitzen oder mit dem zugespitzten weicheren Hintertheile im Schlamme stecken.
Die Familie der Seeblüthen (Zoanthida) besteht aus keulenför- migen, biegsamen geselligen Polypen, die meist in Büscheln zusammen- sitzen und deren Mund von einer einzigen Reihe sehr kurzer aber zahl- reicher Fühler umgeben wird. Die meisten dieser Polypen können sich theilweise in die lederartige Haut, die den mittleren Körper umgiebt, zurückziehen; anderen, die man deßhalb zu einer eigenen Gattung er- hoben hat, geht dies Vermögen ab.
Die Familie der Seeanemonen oder Meernesseln (Actinida)
[Abbildung]
Fig 96.
Actinia.
kommt besonders in den warmen und gemäßigten Zonen häufig vor. In ausgedehntem Zustande bil- det der Körper dieser Polypen stets einen auf bei- den Seiten abgestutzten Cylinder von größerer oder geringerer Höhe. Die untere Fläche des Cy- linders wird von einer Saugscheibe gebildet, wo- mit sie sich so fest an Steine, Felsen, Muscheln festsaugen, daß es oft kaum möglich ist, sie ohne Zerreißung loszutrennen. Am besten gelingt dies noch durch das Unterschieben einer dünnen breiten Klinge. Sie krie- chen langsam mittelst ihrer Saugscheiben fort und halten sich besonders gerne in geringer Tiefe auf. In solchen Meeren, welche bedeutende Ebbe und Fluth haben, wohnen viele Arten vorzugsweise an der Gränze der letzteren in Wassertümpeln, die auf den Felsen zurückblei- ben. Die Fühler sind äußerst verschieden gestaltet und gestellt; bald in einer, bald in vielfachen Reihen, in einfachem Kreise oder auf einem fünflappigen ausstülpbaren Sterne. Bei den einen sind sie sehr
rigen Rinden- und Hornkorallen, welche ſonſt in der Structur der Axe mit den Staudenkorallen vollkommen übereinſtimmen, acht gekerbte Fühler beſitzen und deßhalb einer folgenden Ordnung angehören.
Die zweite Ordnung umfaßt die fünfſtrahligen Polypen (Pentactinia). Sie beſteht vorzugsweiſe aus einſamen Polypen, welche einen einfachen oder doppelten Tentakelkranz um den Mund tragen, deſſen meiſt zahlreiche Fühler von der Fünfzahl ſich herleiten, ein Verhältniß, das namentlich im Jugendzuſtande, wo der Fühler nur noch wenige ſind, deutlich hervortritt. Sie haben niemals einen kalkigen Korallenſtock, ſondern nur eine lederartige, ſackförmige Haut, in welche die Fühlerkrone zurückgezogen werden kann. Der hintere Theil ihres Körpers ſitzt bei den geſelligen Arten auf einer lederar- tigen, mit Ausläufern verſehenen Grundlage, während die freien Gat- tungen entweder eine Saugſcheibe beſitzen oder mit dem zugeſpitzten weicheren Hintertheile im Schlamme ſtecken.
Die Familie der Seeblüthen (Zoanthida) beſteht aus keulenför- migen, biegſamen geſelligen Polypen, die meiſt in Büſcheln zuſammen- ſitzen und deren Mund von einer einzigen Reihe ſehr kurzer aber zahl- reicher Fühler umgeben wird. Die meiſten dieſer Polypen können ſich theilweiſe in die lederartige Haut, die den mittleren Körper umgiebt, zurückziehen; anderen, die man deßhalb zu einer eigenen Gattung er- hoben hat, geht dies Vermögen ab.
Die Familie der Seeanemonen oder Meerneſſeln (Actinida)
[Abbildung]
Fig 96.
Actinia.
kommt beſonders in den warmen und gemäßigten Zonen häufig vor. In ausgedehntem Zuſtande bil- det der Körper dieſer Polypen ſtets einen auf bei- den Seiten abgeſtutzten Cylinder von größerer oder geringerer Höhe. Die untere Fläche des Cy- linders wird von einer Saugſcheibe gebildet, wo- mit ſie ſich ſo feſt an Steine, Felſen, Muſcheln feſtſaugen, daß es oft kaum möglich iſt, ſie ohne Zerreißung loszutrennen. Am beſten gelingt dies noch durch das Unterſchieben einer dünnen breiten Klinge. Sie krie- chen langſam mittelſt ihrer Saugſcheiben fort und halten ſich beſonders gerne in geringer Tiefe auf. In ſolchen Meeren, welche bedeutende Ebbe und Fluth haben, wohnen viele Arten vorzugsweiſe an der Gränze der letzteren in Waſſertümpeln, die auf den Felſen zurückblei- ben. Die Fühler ſind äußerſt verſchieden geſtaltet und geſtellt; bald in einer, bald in vielfachen Reihen, in einfachem Kreiſe oder auf einem fünflappigen ausſtülpbaren Sterne. Bei den einen ſind ſie ſehr
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rigen Rinden- und Hornkorallen, welche ſonſt in der Structur der
Axe mit den Staudenkorallen vollkommen übereinſtimmen, acht gekerbte
Fühler beſitzen und deßhalb einer folgenden Ordnung angehören.
Die zweite Ordnung umfaßt die fünfſtrahligen Polypen
(Pentactinia). Sie beſteht vorzugsweiſe aus einſamen Polypen,
welche einen einfachen oder doppelten Tentakelkranz um den Mund
tragen, deſſen meiſt zahlreiche Fühler von der Fünfzahl ſich herleiten,
ein Verhältniß, das namentlich im Jugendzuſtande, wo der Fühler
nur noch wenige ſind, deutlich hervortritt. Sie haben niemals einen
kalkigen Korallenſtock, ſondern nur eine lederartige, ſackförmige Haut,
in welche die Fühlerkrone zurückgezogen werden kann. Der hintere
Theil ihres Körpers ſitzt bei den geſelligen Arten auf einer lederar-
tigen, mit Ausläufern verſehenen Grundlage, während die freien Gat-
tungen entweder eine Saugſcheibe beſitzen oder mit dem zugeſpitzten
weicheren Hintertheile im Schlamme ſtecken.
Die Familie der Seeblüthen (Zoanthida) beſteht aus keulenför-
migen, biegſamen geſelligen Polypen, die meiſt in Büſcheln zuſammen-
ſitzen und deren Mund von einer einzigen Reihe ſehr kurzer aber zahl-
reicher Fühler umgeben wird. Die meiſten dieſer Polypen können ſich
theilweiſe in die lederartige Haut, die den mittleren Körper umgiebt,
zurückziehen; anderen, die man deßhalb zu einer eigenen Gattung er-
hoben hat, geht dies Vermögen ab.
Die Familie der Seeanemonen oder Meerneſſeln (Actinida)
[Abbildung Fig 96. Actinia.]
kommt beſonders in den warmen und gemäßigten
Zonen häufig vor. In ausgedehntem Zuſtande bil-
det der Körper dieſer Polypen ſtets einen auf bei-
den Seiten abgeſtutzten Cylinder von größerer
oder geringerer Höhe. Die untere Fläche des Cy-
linders wird von einer Saugſcheibe gebildet, wo-
mit ſie ſich ſo feſt an Steine, Felſen, Muſcheln
feſtſaugen, daß es oft kaum möglich iſt, ſie ohne
Zerreißung loszutrennen. Am beſten gelingt dies
noch durch das Unterſchieben einer dünnen breiten Klinge. Sie krie-
chen langſam mittelſt ihrer Saugſcheiben fort und halten ſich beſonders
gerne in geringer Tiefe auf. In ſolchen Meeren, welche bedeutende
Ebbe und Fluth haben, wohnen viele Arten vorzugsweiſe an der
Gränze der letzteren in Waſſertümpeln, die auf den Felſen zurückblei-
ben. Die Fühler ſind äußerſt verſchieden geſtaltet und geſtellt; bald
in einer, bald in vielfachen Reihen, in einfachem Kreiſe oder auf
einem fünflappigen ausſtülpbaren Sterne. Bei den einen ſind ſie ſehr
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/127>, abgerufen am 23.07.2024.
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