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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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wenigstens die Hauptstrahlen in der Mitte sich treffen und zu einer
Säule zusammenschmelzen, die bald aus den gewundenen Blättern
der einzelnen Strahlen, bald aus einer schwammigen Zusammenschmel-
zung derselben besteht. Zuweilen wächst die Säule, welche die Axe
der Zelle einnimmt, sich verlängernd fort, während die Scheidewände
oder Strahlen in ihrem Wachsthume zurückbleiben. Die Säule bildet
dann ein mittleres unabhängiges Stäbchen im Centrum der strahligen
Zelle. Meistens wachsen auch von der Säule aus den Strahlen kor-
respondirende Blätter entgegen, welche eine innere Krone bilden, deren
nach der Peripherie gewendete Zacken bald frei bleiben, bald sich mit
den von der Mauer aus hereinwachsenden Strahlen verbinden. An
den Stellen wo die Strahlen oder diese Kronenblätter das äußere
Mauerblatt erreichen, wird dieses oft durchbrochen, so daß die Strah-
len sich über die Umgebung der Zelle hinaus fortsetzen.

[Abbildung] Fig. 86. Fig. 85. Fig. 84.

Fig. 84 -- 86. Junge Polypenstöcke einer
Schwammkoralle (Fungia). Fig. 84 die Kammer
hat nur sechs primäre Strahlen; die sekundären be-
ginnen am Mauerblatte vorzusprossen. Fig. 85. Die
sekundären Strahlen sind gebildet; die tertiären wach-
sen. Fig. 86. Die quaternären und quintären Strah-
len bilden sich. 1. die primären, 2. die sekundären,
3. die tertiären Strahlen.

Beim ersten Beginne
der Bildung einer neuen
Polypenzelle zeigen sich nur
äußerst wenige Hauptstrah-
len, welche die Zelle in sechs
primitive Kammern abthei-
len; -- wenigstens ist die
Sechszahl, so viel man bis
jetzt hat beobachten können,
die Normalzahl, nach wel-
cher sich die vielstrahligen
Polypen der eigentlichen
Korallenstöcke entwickeln.
Auch bei denjenigen Polypenstöcken, bei welchen, wie bei den Schwamm-
korallen, eine ungeheure Anzahl einzelner Strahlen existirt, auch bei
diesen tritt zuerst nur eine einfache Zahl von sechs Strahlen auf, die sich
später in streng gesetzmäßiger Weise vergrößert, und selbst dann kann
man noch die primären Strahlen meist an ihrer größeren Dicke und
Höhe von den später entstandenen unterscheiden. Die neuen Strahlen
entwickeln sich bis zum vierten Cyclus stets in der Weise fort, daß
eine jede Kammer in der Mitte durch den neu entstehenden Strahl in
zwei Hälften getheilt wird. So wird beim Auswachsen einer Schwamm-
koralle z. B., die Anfangs nur sechs Strahlen hat, jede dadurch ge-
bildete primäre Kammer durch den sekundären Strahl in zwei Hälf-
ten getheilt und die ganze Zelle hat nun zwölf sekundäre Kammern.
Durch die Entstehung der tertiären Strahlen erhält sie vier und zwan-

wenigſtens die Hauptſtrahlen in der Mitte ſich treffen und zu einer
Säule zuſammenſchmelzen, die bald aus den gewundenen Blättern
der einzelnen Strahlen, bald aus einer ſchwammigen Zuſammenſchmel-
zung derſelben beſteht. Zuweilen wächſt die Säule, welche die Axe
der Zelle einnimmt, ſich verlängernd fort, während die Scheidewände
oder Strahlen in ihrem Wachsthume zurückbleiben. Die Säule bildet
dann ein mittleres unabhängiges Stäbchen im Centrum der ſtrahligen
Zelle. Meiſtens wachſen auch von der Säule aus den Strahlen kor-
reſpondirende Blätter entgegen, welche eine innere Krone bilden, deren
nach der Peripherie gewendete Zacken bald frei bleiben, bald ſich mit
den von der Mauer aus hereinwachſenden Strahlen verbinden. An
den Stellen wo die Strahlen oder dieſe Kronenblätter das äußere
Mauerblatt erreichen, wird dieſes oft durchbrochen, ſo daß die Strah-
len ſich über die Umgebung der Zelle hinaus fortſetzen.

[Abbildung] Fig. 86. Fig. 85. Fig. 84.

Fig. 84 — 86. Junge Polypenſtöcke einer
Schwammkoralle (Fungia). Fig. 84 die Kammer
hat nur ſechs primäre Strahlen; die ſekundären be-
ginnen am Mauerblatte vorzuſproſſen. Fig. 85. Die
ſekundären Strahlen ſind gebildet; die tertiären wach-
ſen. Fig. 86. Die quaternären und quintären Strah-
len bilden ſich. 1. die primären, 2. die ſekundären,
3. die tertiären Strahlen.

Beim erſten Beginne
der Bildung einer neuen
Polypenzelle zeigen ſich nur
äußerſt wenige Hauptſtrah-
len, welche die Zelle in ſechs
primitive Kammern abthei-
len; — wenigſtens iſt die
Sechszahl, ſo viel man bis
jetzt hat beobachten können,
die Normalzahl, nach wel-
cher ſich die vielſtrahligen
Polypen der eigentlichen
Korallenſtöcke entwickeln.
Auch bei denjenigen Polypenſtöcken, bei welchen, wie bei den Schwamm-
korallen, eine ungeheure Anzahl einzelner Strahlen exiſtirt, auch bei
dieſen tritt zuerſt nur eine einfache Zahl von ſechs Strahlen auf, die ſich
ſpäter in ſtreng geſetzmäßiger Weiſe vergrößert, und ſelbſt dann kann
man noch die primären Strahlen meiſt an ihrer größeren Dicke und
Höhe von den ſpäter entſtandenen unterſcheiden. Die neuen Strahlen
entwickeln ſich bis zum vierten Cyclus ſtets in der Weiſe fort, daß
eine jede Kammer in der Mitte durch den neu entſtehenden Strahl in
zwei Hälften getheilt wird. So wird beim Auswachſen einer Schwamm-
koralle z. B., die Anfangs nur ſechs Strahlen hat, jede dadurch ge-
bildete primäre Kammer durch den ſekundären Strahl in zwei Hälf-
ten getheilt und die ganze Zelle hat nun zwölf ſekundäre Kammern.
Durch die Entſtehung der tertiären Strahlen erhält ſie vier und zwan-

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[110/0116] wenigſtens die Hauptſtrahlen in der Mitte ſich treffen und zu einer Säule zuſammenſchmelzen, die bald aus den gewundenen Blättern der einzelnen Strahlen, bald aus einer ſchwammigen Zuſammenſchmel- zung derſelben beſteht. Zuweilen wächſt die Säule, welche die Axe der Zelle einnimmt, ſich verlängernd fort, während die Scheidewände oder Strahlen in ihrem Wachsthume zurückbleiben. Die Säule bildet dann ein mittleres unabhängiges Stäbchen im Centrum der ſtrahligen Zelle. Meiſtens wachſen auch von der Säule aus den Strahlen kor- reſpondirende Blätter entgegen, welche eine innere Krone bilden, deren nach der Peripherie gewendete Zacken bald frei bleiben, bald ſich mit den von der Mauer aus hereinwachſenden Strahlen verbinden. An den Stellen wo die Strahlen oder dieſe Kronenblätter das äußere Mauerblatt erreichen, wird dieſes oft durchbrochen, ſo daß die Strah- len ſich über die Umgebung der Zelle hinaus fortſetzen. [Abbildung Fig. 86. Fig. 85. Fig. 84. Fig. 84 — 86. Junge Polypenſtöcke einer Schwammkoralle (Fungia). Fig. 84 die Kammer hat nur ſechs primäre Strahlen; die ſekundären be- ginnen am Mauerblatte vorzuſproſſen. Fig. 85. Die ſekundären Strahlen ſind gebildet; die tertiären wach- ſen. Fig. 86. Die quaternären und quintären Strah- len bilden ſich. 1. die primären, 2. die ſekundären, 3. die tertiären Strahlen. ] Beim erſten Beginne der Bildung einer neuen Polypenzelle zeigen ſich nur äußerſt wenige Hauptſtrah- len, welche die Zelle in ſechs primitive Kammern abthei- len; — wenigſtens iſt die Sechszahl, ſo viel man bis jetzt hat beobachten können, die Normalzahl, nach wel- cher ſich die vielſtrahligen Polypen der eigentlichen Korallenſtöcke entwickeln. Auch bei denjenigen Polypenſtöcken, bei welchen, wie bei den Schwamm- korallen, eine ungeheure Anzahl einzelner Strahlen exiſtirt, auch bei dieſen tritt zuerſt nur eine einfache Zahl von ſechs Strahlen auf, die ſich ſpäter in ſtreng geſetzmäßiger Weiſe vergrößert, und ſelbſt dann kann man noch die primären Strahlen meiſt an ihrer größeren Dicke und Höhe von den ſpäter entſtandenen unterſcheiden. Die neuen Strahlen entwickeln ſich bis zum vierten Cyclus ſtets in der Weiſe fort, daß eine jede Kammer in der Mitte durch den neu entſtehenden Strahl in zwei Hälften getheilt wird. So wird beim Auswachſen einer Schwamm- koralle z. B., die Anfangs nur ſechs Strahlen hat, jede dadurch ge- bildete primäre Kammer durch den ſekundären Strahl in zwei Hälf- ten getheilt und die ganze Zelle hat nun zwölf ſekundäre Kammern. Durch die Entſtehung der tertiären Strahlen erhält ſie vier und zwan-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/116>, abgerufen am 28.11.2024.