und Morast in nachbarlicher Stellung. Und endlich die Künste! Für diese, das gesammte Gebiet der realen Leiden überspannende Idealbeziehung wurde wiederum eine Quereintheilung angeordnet: Diagonalen, die mit den vorigen sich kreuzen, so daß jetzt sämmtliche Vierecke nicht mehr nur in zwei größere, sondern in vier kleinere Dreiecke, dem Kreuzgewölbe gleich, zerfielen. Nun gieng es aber eben nicht anders, als bei den früheren Ein¬ theilungen. Es war leicht abnehmen, wohin der Schalk eigentlich zielte, auf Beiblättern war sogar ausdrücklich vorgemerkt, was zusammentreffen sollte, es braucht dem denkenden Leser nicht gesagt zu werden, welche Unfälle mit welchen Formen der Musik, welchen Instrumenten, ferner mit welchen Formen der Dichtkunst sollten neben¬ einander zu stehen kommen. Allein es wollte eben wiederum nicht gehen; ausnahmsweise wohl auch hier: z. B. Hals, Kehle, Schnarchen, Fagot trafen zusammen, aber Anderes, was noch viel klarer sich zusammenfinden sollte, verirrte sich rein irrationell in andere Kreuz¬ gewölbe. Es ist schon erwähnt, daß unser Tabellen¬ bildner behufs klarerer Unterscheidung auch zu den Farben griff. Offenbar waren es die Künste, die ihn dazu gestimmt hatten, dieß augerfreuende Mittel beizu¬ ziehen. Ein starkes Blau sollte diesen Pseudohimmel charakterisiren und war in den starken Strichen der genannten zweiten Diagonalen repräsentirt; nun wurde die koloristische Behandlung fortgesetzt; kombinirte Aktionen
und Moraſt in nachbarlicher Stellung. Und endlich die Künſte! Für dieſe, das geſammte Gebiet der realen Leiden überſpannende Idealbeziehung wurde wiederum eine Quereintheilung angeordnet: Diagonalen, die mit den vorigen ſich kreuzen, ſo daß jetzt ſämmtliche Vierecke nicht mehr nur in zwei größere, ſondern in vier kleinere Dreiecke, dem Kreuzgewölbe gleich, zerfielen. Nun gieng es aber eben nicht anders, als bei den früheren Ein¬ theilungen. Es war leicht abnehmen, wohin der Schalk eigentlich zielte, auf Beiblättern war ſogar ausdrücklich vorgemerkt, was zuſammentreffen ſollte, es braucht dem denkenden Leſer nicht geſagt zu werden, welche Unfälle mit welchen Formen der Muſik, welchen Inſtrumenten, ferner mit welchen Formen der Dichtkunſt ſollten neben¬ einander zu ſtehen kommen. Allein es wollte eben wiederum nicht gehen; ausnahmsweiſe wohl auch hier: z. B. Hals, Kehle, Schnarchen, Fagot trafen zuſammen, aber Anderes, was noch viel klarer ſich zuſammenfinden ſollte, verirrte ſich rein irrationell in andere Kreuz¬ gewölbe. Es iſt ſchon erwähnt, daß unſer Tabellen¬ bildner behufs klarerer Unterſcheidung auch zu den Farben griff. Offenbar waren es die Künſte, die ihn dazu geſtimmt hatten, dieß augerfreuende Mittel beizu¬ ziehen. Ein ſtarkes Blau ſollte dieſen Pſeudohimmel charakteriſiren und war in den ſtarken Strichen der genannten zweiten Diagonalen repräſentirt; nun wurde die koloriſtiſche Behandlung fortgeſetzt; kombinirte Aktionen
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0086"n="73"/>
und Moraſt in nachbarlicher Stellung. Und endlich<lb/>
die Künſte! Für dieſe, das geſammte Gebiet der realen<lb/>
Leiden überſpannende Idealbeziehung wurde wiederum<lb/>
eine Quereintheilung angeordnet: Diagonalen, die mit<lb/>
den vorigen ſich kreuzen, ſo daß jetzt ſämmtliche Vierecke<lb/>
nicht mehr nur in zwei größere, ſondern in vier kleinere<lb/>
Dreiecke, dem Kreuzgewölbe gleich, zerfielen. Nun gieng<lb/>
es aber eben nicht anders, als bei den früheren Ein¬<lb/>
theilungen. Es war leicht abnehmen, wohin der Schalk<lb/>
eigentlich zielte, auf Beiblättern war ſogar ausdrücklich<lb/>
vorgemerkt, was zuſammentreffen ſollte, es braucht dem<lb/>
denkenden Leſer nicht geſagt zu werden, welche Unfälle<lb/>
mit welchen Formen der Muſik, welchen Inſtrumenten,<lb/>
ferner mit welchen Formen der Dichtkunſt ſollten neben¬<lb/>
einander zu ſtehen kommen. Allein es wollte eben<lb/>
wiederum nicht gehen; ausnahmsweiſe wohl auch hier:<lb/>
z. B. Hals, Kehle, Schnarchen, Fagot trafen zuſammen,<lb/>
aber Anderes, was noch viel klarer ſich zuſammenfinden<lb/>ſollte, verirrte ſich rein irrationell in andere Kreuz¬<lb/>
gewölbe. Es iſt ſchon erwähnt, daß unſer Tabellen¬<lb/>
bildner behufs klarerer Unterſcheidung auch zu den<lb/>
Farben griff. Offenbar waren es die Künſte, die ihn<lb/>
dazu geſtimmt hatten, dieß augerfreuende Mittel beizu¬<lb/>
ziehen. Ein ſtarkes Blau ſollte dieſen Pſeudohimmel<lb/>
charakteriſiren und war in den ſtarken Strichen der<lb/>
genannten zweiten Diagonalen repräſentirt; nun wurde<lb/>
die koloriſtiſche Behandlung fortgeſetzt; kombinirte Aktionen<lb/></p></body></text></TEI>
[73/0086]
und Moraſt in nachbarlicher Stellung. Und endlich
die Künſte! Für dieſe, das geſammte Gebiet der realen
Leiden überſpannende Idealbeziehung wurde wiederum
eine Quereintheilung angeordnet: Diagonalen, die mit
den vorigen ſich kreuzen, ſo daß jetzt ſämmtliche Vierecke
nicht mehr nur in zwei größere, ſondern in vier kleinere
Dreiecke, dem Kreuzgewölbe gleich, zerfielen. Nun gieng
es aber eben nicht anders, als bei den früheren Ein¬
theilungen. Es war leicht abnehmen, wohin der Schalk
eigentlich zielte, auf Beiblättern war ſogar ausdrücklich
vorgemerkt, was zuſammentreffen ſollte, es braucht dem
denkenden Leſer nicht geſagt zu werden, welche Unfälle
mit welchen Formen der Muſik, welchen Inſtrumenten,
ferner mit welchen Formen der Dichtkunſt ſollten neben¬
einander zu ſtehen kommen. Allein es wollte eben
wiederum nicht gehen; ausnahmsweiſe wohl auch hier:
z. B. Hals, Kehle, Schnarchen, Fagot trafen zuſammen,
aber Anderes, was noch viel klarer ſich zuſammenfinden
ſollte, verirrte ſich rein irrationell in andere Kreuz¬
gewölbe. Es iſt ſchon erwähnt, daß unſer Tabellen¬
bildner behufs klarerer Unterſcheidung auch zu den
Farben griff. Offenbar waren es die Künſte, die ihn
dazu geſtimmt hatten, dieß augerfreuende Mittel beizu¬
ziehen. Ein ſtarkes Blau ſollte dieſen Pſeudohimmel
charakteriſiren und war in den ſtarken Strichen der
genannten zweiten Diagonalen repräſentirt; nun wurde
die koloriſtiſche Behandlung fortgeſetzt; kombinirte Aktionen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/86>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.