Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.Grabdichter, Jenseitsmensch, Schwindsuchtbesinger! Herz voll von Liebe, sel'ger Freude Bringer Im armen Hüttchen an des Lebens Strand! Du Kind, du Greis, du Kauz, Hanswurst und Engel! Durchsicht'ger Seraph, breiter Erdenbengel, Im Himmel Bürger und im Bayerland! Komm', laß an deine reiche Brust mich sinken, Komm', laß uns weinen, laß uns lachen, trinken, In Bier und Thränen mächtiger Kneipant!" Der Leser soll sich nicht weiter bemühen, die Bücher¬ Grabdichter, Jenſeitsmenſch, Schwindſuchtbeſinger! Herz voll von Liebe, ſel'ger Freude Bringer Im armen Hüttchen an des Lebens Strand! Du Kind, du Greis, du Kauz, Hanswurſt und Engel! Durchſicht'ger Seraph, breiter Erdenbengel, Im Himmel Bürger und im Bayerland! Komm', laß an deine reiche Bruſt mich ſinken, Komm', laß uns weinen, laß uns lachen, trinken, In Bier und Thränen mächtiger Kneipant!“ Der Leſer ſoll ſich nicht weiter bemühen, die Bücher¬ <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <pb facs="#f0070" n="57"/> <lg n="4"> <l>Grabdichter, Jenſeitsmenſch, Schwindſuchtbeſinger!</l><lb/> <l>Herz voll von Liebe, ſel'ger Freude Bringer</l><lb/> <l>Im armen Hüttchen an des Lebens Strand!</l><lb/> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Du Kind, du Greis, du Kauz, Hanswurſt und Engel!</l><lb/> <l>Durchſicht'ger Seraph, breiter Erdenbengel,</l><lb/> <l>Im Himmel Bürger und im Bayerland!</l><lb/> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Komm', laß an deine reiche Bruſt mich ſinken,</l><lb/> <l>Komm', laß uns weinen, laß uns lachen, trinken,</l><lb/> <l>In Bier und Thränen mächtiger Kneipant!“</l><lb/> </lg> </lg><lb/> <p>Der Leſer ſoll ſich nicht weiter bemühen, die Bücher¬<lb/> ſammlung mit mir zu durchmuſtern; erwähnt ſei nur<lb/> noch, daß mehrere engliſche, franzöſiſche, deutſche Werke<lb/> nebſt Julius Cäſar's Schrift <hi rendition="#aq">de bello gallico</hi> (— ein<lb/> Zeichen ſtack noch im Abſchnitt von den Druiden —)<lb/> auf eingängliche keltiſche Studien zu ſchließen gaben,<lb/> die der Verſtorbene für ſeine Pfahldorfgeſchichte gemacht<lb/> haben mußte. Ob ganz zum Nutzen derſelben? ſchien<lb/> mir nicht eben ausgemacht. Manchmal wollte mir<lb/> dünken, es ſei ihm nicht recht gelungen, die ſeltſame<lb/> Religion, welche er für ſeine Pfahlbewohner erfunden<lb/> hatte, mit den mythiſchen Vorſtellungen, die er ſeinen<lb/> hiſtoriſchen Quellen entnommen, genügend ineinander<lb/> zu verarbeiten, verſchiedene Zeiten ſeien zu grell ge¬<lb/> miſcht und es blicke da und dort ein Zug antiquariſcher<lb/> Belehrung hervor, der einer dichteriſchen Kompoſition<lb/> ſo übel anſteht. Doch ſchwankte ich wieder; gegen<lb/> den letzteren Vorwurf ließ ſich ſagen, daß die gelehrten<lb/></p> </body> </text> </TEI> [57/0070]
Grabdichter, Jenſeitsmenſch, Schwindſuchtbeſinger!
Herz voll von Liebe, ſel'ger Freude Bringer
Im armen Hüttchen an des Lebens Strand!
Du Kind, du Greis, du Kauz, Hanswurſt und Engel!
Durchſicht'ger Seraph, breiter Erdenbengel,
Im Himmel Bürger und im Bayerland!
Komm', laß an deine reiche Bruſt mich ſinken,
Komm', laß uns weinen, laß uns lachen, trinken,
In Bier und Thränen mächtiger Kneipant!“
Der Leſer ſoll ſich nicht weiter bemühen, die Bücher¬
ſammlung mit mir zu durchmuſtern; erwähnt ſei nur
noch, daß mehrere engliſche, franzöſiſche, deutſche Werke
nebſt Julius Cäſar's Schrift de bello gallico (— ein
Zeichen ſtack noch im Abſchnitt von den Druiden —)
auf eingängliche keltiſche Studien zu ſchließen gaben,
die der Verſtorbene für ſeine Pfahldorfgeſchichte gemacht
haben mußte. Ob ganz zum Nutzen derſelben? ſchien
mir nicht eben ausgemacht. Manchmal wollte mir
dünken, es ſei ihm nicht recht gelungen, die ſeltſame
Religion, welche er für ſeine Pfahlbewohner erfunden
hatte, mit den mythiſchen Vorſtellungen, die er ſeinen
hiſtoriſchen Quellen entnommen, genügend ineinander
zu verarbeiten, verſchiedene Zeiten ſeien zu grell ge¬
miſcht und es blicke da und dort ein Zug antiquariſcher
Belehrung hervor, der einer dichteriſchen Kompoſition
ſo übel anſteht. Doch ſchwankte ich wieder; gegen
den letzteren Vorwurf ließ ſich ſagen, daß die gelehrten
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