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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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Nachbarhäusern. Fällt den jungen Leuten das Tanzen
ein. Ich muß die Kastagnetten dazu schlagen. Es
kommt toller und toller, aber stets anständig, wildes
Feuer, doch ohne einen Hauch von Frechheit. Vom
Saltarello zur Tarantella. Herr meines Lebens, welch'
mänadisches Sausen! -- Plötzlich fällt mir Vikör und
die Abendgesellschaft in Bergen ein. Die Kastagnetten
entfallen meiner Hand, ich stürze hinaus, höre hinter
mir sagen: "pare, che il Signor soffre." Ja wohl,
ja wohl! -- Hinaus in Mitternacht wieder an's Meer.
Es ist still, sanft geworden, Mondlicht. -- Habe doch
schlafen können.


Von Castellamar über den Monte S. Angelo
nach Amalfi. Räuber? Warnt mich nicht! Thun mir
nichts. Beglückender Marsch, gerollten Mantel über
der Schulter. Oben oft wie deutsch, Dörfer zerstreut,
Holzhäuser mit steilem Giebel, Meisen schlagen, Buch¬
finken schmettern ihr Reitersignal, aber dann weit, weit
der Blick hinaus auf diesen, dann auf jenen Golf.
So gelöst, so entlassen! Himmelsluft!


Ravello. Das ist nun aber doch auch ganz wie
ein Traum! Hoch, hoch über dem Golf von Salerno
alte, einst reiche, mächtige Stadt, ursprünglich maurisch.

Nachbarhäuſern. Fällt den jungen Leuten das Tanzen
ein. Ich muß die Kaſtagnetten dazu ſchlagen. Es
kommt toller und toller, aber ſtets anſtändig, wildes
Feuer, doch ohne einen Hauch von Frechheit. Vom
Saltarello zur Tarantella. Herr meines Lebens, welch'
mänadiſches Sauſen! — Plötzlich fällt mir Vikör und
die Abendgeſellſchaft in Bergen ein. Die Kaſtagnetten
entfallen meiner Hand, ich ſtürze hinaus, höre hinter
mir ſagen: „pare, che il Signor soffre.“ Ja wohl,
ja wohl! — Hinaus in Mitternacht wieder an's Meer.
Es iſt ſtill, ſanft geworden, Mondlicht. — Habe doch
ſchlafen können.


Von Caſtellamar über den Monte S. Angelo
nach Amalfi. Räuber? Warnt mich nicht! Thun mir
nichts. Beglückender Marſch, gerollten Mantel über
der Schulter. Oben oft wie deutſch, Dörfer zerſtreut,
Holzhäuſer mit ſteilem Giebel, Meiſen ſchlagen, Buch¬
finken ſchmettern ihr Reiterſignal, aber dann weit, weit
der Blick hinaus auf dieſen, dann auf jenen Golf.
So gelöſt, ſo entlaſſen! Himmelsluft!


Ravello. Das iſt nun aber doch auch ganz wie
ein Traum! Hoch, hoch über dem Golf von Salerno
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[388/0401] Nachbarhäuſern. Fällt den jungen Leuten das Tanzen ein. Ich muß die Kaſtagnetten dazu ſchlagen. Es kommt toller und toller, aber ſtets anſtändig, wildes Feuer, doch ohne einen Hauch von Frechheit. Vom Saltarello zur Tarantella. Herr meines Lebens, welch' mänadiſches Sauſen! — Plötzlich fällt mir Vikör und die Abendgeſellſchaft in Bergen ein. Die Kaſtagnetten entfallen meiner Hand, ich ſtürze hinaus, höre hinter mir ſagen: „pare, che il Signor soffre.“ Ja wohl, ja wohl! — Hinaus in Mitternacht wieder an's Meer. Es iſt ſtill, ſanft geworden, Mondlicht. — Habe doch ſchlafen können. Von Caſtellamar über den Monte S. Angelo nach Amalfi. Räuber? Warnt mich nicht! Thun mir nichts. Beglückender Marſch, gerollten Mantel über der Schulter. Oben oft wie deutſch, Dörfer zerſtreut, Holzhäuſer mit ſteilem Giebel, Meiſen ſchlagen, Buch¬ finken ſchmettern ihr Reiterſignal, aber dann weit, weit der Blick hinaus auf dieſen, dann auf jenen Golf. So gelöſt, ſo entlaſſen! Himmelsluft! Ravello. Das iſt nun aber doch auch ganz wie ein Traum! Hoch, hoch über dem Golf von Salerno alte, einſt reiche, mächtige Stadt, urſprünglich mauriſch.

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/401>, abgerufen am 22.11.2024.