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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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lichere Sonnenuhr. Dante zu Ende des dreizehnten
Jahrhunderts beschreibt zuerst eine Schlaguhr. Die
ersten bekannten Gewichts- und Schlaguhren sind von
Dondi in Italien, von Wallingford in England und
von de Wik in Deutschland. Im vierzehnten Jahr¬
hundert hatte man Uhren zuerst in Klöstern, in Städten
waren sie bis zu Ende desselben noch eine Seltenheit.
-- Wie viel mehr in Dörfern! Tell lebte im An¬
fang des vierzehnten Jahrhunderts; er hat also höchst
schwerlich in einer Stadt (-- er besuchte wohl über¬
dieß Städte nur selten --), eher etwa in einem Kloster
eine mechanische Uhr gesehen. Doch ist wahrschein¬
licher, daß Schiller nur eine Sand- oder Sonnenuhr
im Auge hat. -- Eine Taschenuhr konnte Tell nicht
besitzen. Solche sind entweder von dem Nürnberger
Peter Hele um 1500, oder nach Anderen von dem
Straßburger Isak Habrecht um 1529 erfunden. --
Doch wie, wenn der Dichter dem Schauspieler einen
kühnen Anachronismus hätte nahe legen wollen? Von
großer, ja ungeheurer Wirkung müßte es freilich sein,
wenn der Mime bei obigen Worten eine Taschenuhr
(-- um dem Geschichtlichen etwas näher zu bleiben,
nürnberger Ei --) zöge, einen Blick darauf wärfe und
dann straff abgienge.

Idee 3. Aufgabe zu lateinischem Aufsatz:

Spiritum illum, qui dicitur Flibbertigib¬
betius, in tragoediam nominatam rex Lea¬

lichere Sonnenuhr. Dante zu Ende des dreizehnten
Jahrhunderts beſchreibt zuerſt eine Schlaguhr. Die
erſten bekannten Gewichts- und Schlaguhren ſind von
Dondi in Italien, von Wallingford in England und
von de Wik in Deutſchland. Im vierzehnten Jahr¬
hundert hatte man Uhren zuerſt in Klöſtern, in Städten
waren ſie bis zu Ende deſſelben noch eine Seltenheit.
— Wie viel mehr in Dörfern! Tell lebte im An¬
fang des vierzehnten Jahrhunderts; er hat alſo höchſt
ſchwerlich in einer Stadt (— er beſuchte wohl über¬
dieß Städte nur ſelten —), eher etwa in einem Kloſter
eine mechaniſche Uhr geſehen. Doch iſt wahrſchein¬
licher, daß Schiller nur eine Sand- oder Sonnenuhr
im Auge hat. — Eine Taſchenuhr konnte Tell nicht
beſitzen. Solche ſind entweder von dem Nürnberger
Peter Hele um 1500, oder nach Anderen von dem
Straßburger Iſak Habrecht um 1529 erfunden. —
Doch wie, wenn der Dichter dem Schauſpieler einen
kühnen Anachronismus hätte nahe legen wollen? Von
großer, ja ungeheurer Wirkung müßte es freilich ſein,
wenn der Mime bei obigen Worten eine Taſchenuhr
(— um dem Geſchichtlichen etwas näher zu bleiben,
nürnberger Ei —) zöge, einen Blick darauf wärfe und
dann ſtraff abgienge.

Idee 3. Aufgabe zu lateiniſchem Aufſatz:

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[355/0368] lichere Sonnenuhr. Dante zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts beſchreibt zuerſt eine Schlaguhr. Die erſten bekannten Gewichts- und Schlaguhren ſind von Dondi in Italien, von Wallingford in England und von de Wik in Deutſchland. Im vierzehnten Jahr¬ hundert hatte man Uhren zuerſt in Klöſtern, in Städten waren ſie bis zu Ende deſſelben noch eine Seltenheit. — Wie viel mehr in Dörfern! Tell lebte im An¬ fang des vierzehnten Jahrhunderts; er hat alſo höchſt ſchwerlich in einer Stadt (— er beſuchte wohl über¬ dieß Städte nur ſelten —), eher etwa in einem Kloſter eine mechaniſche Uhr geſehen. Doch iſt wahrſchein¬ licher, daß Schiller nur eine Sand- oder Sonnenuhr im Auge hat. — Eine Taſchenuhr konnte Tell nicht beſitzen. Solche ſind entweder von dem Nürnberger Peter Hele um 1500, oder nach Anderen von dem Straßburger Iſak Habrecht um 1529 erfunden. — Doch wie, wenn der Dichter dem Schauſpieler einen kühnen Anachronismus hätte nahe legen wollen? Von großer, ja ungeheurer Wirkung müßte es freilich ſein, wenn der Mime bei obigen Worten eine Taſchenuhr (— um dem Geſchichtlichen etwas näher zu bleiben, nürnberger Ei —) zöge, einen Blick darauf wärfe und dann ſtraff abgienge. Idee 3. Aufgabe zu lateiniſchem Aufſatz: Spiritum illum, qui dicitur Flibbertigib¬ betius, in tragoediam nominatam rex Lea¬

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/368>, abgerufen am 25.11.2024.