Und jene Wolke dort -- ist es nicht Jupiter's bärtiges Haupt, das auf sein Kapitol niederschaut? -- Und doch wieder Alles so ruhig sanft; auf Glut- und Blut¬ roth, dann Prachtviolett folgt zarte Rosenröthe, weich weilend auf Albaner- und Sabinerbergen und dem rein gezeichneten Sorakte.
Werde Heimweh haben wie Alle. Noch ein Trunk aus Fontana Trevi. Hast mir oft Kühle in's ver¬ glühende Herz gerauscht. Rausche mir so kühlend in mein künftig Leben. -- Seele hat sich hier doch an¬ gesogen, eingenistet. So tragisch groß und doch auch so gut heimatlich! Das bewohnte Rom, das sich zwischen die erhabenen Trümmer, Paläste, Kirchen ge¬ legt, hat ganz gewöhnliches, ordinäres Aussehen, in Wohnungen findet man gemüthliches Philisterium, gute Mütterchen, die dem Gast ein brodo lungo bereiten. So werden die Straßen, die Häuser bald alte Be¬ kannte. Diese Mischung des Wunderbaren und des vertraut Gewöhnlichen, dieß erst gibt Rom seinen Stempel und macht, daß man so anwächst. Und dazu so viel Stille und die vielen rauschenden Brunnen. -- Mag es Italien gönnen, wenn du Residenzstadt wirst, aber ich gehe dann nicht mehr hin. Rom ohne Stille? Nein.
Und jene Wolke dort — iſt es nicht Jupiter's bärtiges Haupt, das auf ſein Kapitol niederſchaut? — Und doch wieder Alles ſo ruhig ſanft; auf Glut- und Blut¬ roth, dann Prachtviolett folgt zarte Roſenröthe, weich weilend auf Albaner- und Sabinerbergen und dem rein gezeichneten Sorakte.
Werde Heimweh haben wie Alle. Noch ein Trunk aus Fontana Trevi. Haſt mir oft Kühle in's ver¬ glühende Herz gerauſcht. Rauſche mir ſo kühlend in mein künftig Leben. — Seele hat ſich hier doch an¬ geſogen, eingeniſtet. So tragiſch groß und doch auch ſo gut heimatlich! Das bewohnte Rom, das ſich zwiſchen die erhabenen Trümmer, Paläſte, Kirchen ge¬ legt, hat ganz gewöhnliches, ordinäres Ausſehen, in Wohnungen findet man gemüthliches Philiſterium, gute Mütterchen, die dem Gaſt ein brodo lungo bereiten. So werden die Straßen, die Häuſer bald alte Be¬ kannte. Dieſe Miſchung des Wunderbaren und des vertraut Gewöhnlichen, dieß erſt gibt Rom ſeinen Stempel und macht, daß man ſo anwächst. Und dazu ſo viel Stille und die vielen rauſchenden Brunnen. — Mag es Italien gönnen, wenn du Reſidenzſtadt wirſt, aber ich gehe dann nicht mehr hin. Rom ohne Stille? Nein.
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Und jene Wolke dort — iſt es nicht Jupiter's bärtiges
Haupt, das auf ſein Kapitol niederſchaut? — Und
doch wieder Alles ſo ruhig ſanft; auf Glut- und Blut¬
roth, dann Prachtviolett folgt zarte Roſenröthe, weich
weilend auf Albaner- und Sabinerbergen und dem
rein gezeichneten Sorakte.
Werde Heimweh haben wie Alle. Noch ein Trunk
aus Fontana Trevi. Haſt mir oft Kühle in's ver¬
glühende Herz gerauſcht. Rauſche mir ſo kühlend in
mein künftig Leben. — Seele hat ſich hier doch an¬
geſogen, eingeniſtet. So tragiſch groß und doch auch
ſo gut heimatlich! Das bewohnte Rom, das ſich
zwiſchen die erhabenen Trümmer, Paläſte, Kirchen ge¬
legt, hat ganz gewöhnliches, ordinäres Ausſehen, in
Wohnungen findet man gemüthliches Philiſterium, gute
Mütterchen, die dem Gaſt ein brodo lungo bereiten.
So werden die Straßen, die Häuſer bald alte Be¬
kannte. Dieſe Miſchung des Wunderbaren und des
vertraut Gewöhnlichen, dieß erſt gibt Rom ſeinen
Stempel und macht, daß man ſo anwächst. Und dazu
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— Mag es Italien gönnen, wenn du Reſidenzſtadt
wirſt, aber ich gehe dann nicht mehr hin. Rom ohne
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/283>, abgerufen am 26.11.2024.
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