Das gäbe Motiv zu mehr als Einem Lustspiel: Liebes¬ briefe, Schuldbriefe, Scheltbriefe, Amtsschreiben falsch ausgetragen, -- benützt von heiteren Schelmen, Intri¬ ganten, es steigt ein ganzes Gewimmel von Ansätzen zu komischen Verwicklungen aus dem Samenkorn auf. Wenn ich nur etwas der Art machen könnte!
Junger Mann tritt auf in einem Gasthof. Ist in die Kreisstadt gereist, um seine Scheidung zu be¬ treiben. Sieht am Fenster gegenüber eine reizende Erscheinung. Es beginnt ein Roman auf Distanz während der langen Weile des Prozesses. Zeichen, Brief¬ chen u. s. w. Muß gesteigert, gespannt, auch gelegentlich exponirt werden, daß er kurzsichtig ist. Endlich Zusammen¬ kunft. Die Unbekannte ist seine Frau. Versöhnung.
Ließe sich nicht die Agnes Bernauer noch einmal behandeln? Folgendes gäbe eine hochtragische Szene: Prinz Albrecht ist von Straubing, wo er Agnes im Schloß geborgen glaubt, Ingolstadt zugeritten, mit lustiger Begleitung. Macht Halt bei einem Dorf. Ahnt nichts vom Vorgehen des Herzogs gegen Agnes, vom Hexenprozeß. Selig in seinem Glück, übermüthig. Man zecht im Freien, in der Nähe eines Bauernhofs. An dessen Wand liest Albrecht den Spruch:
Das gäbe Motiv zu mehr als Einem Luſtſpiel: Liebes¬ briefe, Schuldbriefe, Scheltbriefe, Amtsſchreiben falſch ausgetragen, — benützt von heiteren Schelmen, Intri¬ ganten, es ſteigt ein ganzes Gewimmel von Anſätzen zu komiſchen Verwicklungen aus dem Samenkorn auf. Wenn ich nur etwas der Art machen könnte!
Junger Mann tritt auf in einem Gaſthof. Iſt in die Kreisſtadt gereiſt, um ſeine Scheidung zu be¬ treiben. Sieht am Fenſter gegenüber eine reizende Erſcheinung. Es beginnt ein Roman auf Diſtanz während der langen Weile des Prozeſſes. Zeichen, Brief¬ chen u. ſ. w. Muß geſteigert, geſpannt, auch gelegentlich exponirt werden, daß er kurzſichtig iſt. Endlich Zuſammen¬ kunft. Die Unbekannte iſt ſeine Frau. Verſöhnung.
Ließe ſich nicht die Agnes Bernauer noch einmal behandeln? Folgendes gäbe eine hochtragiſche Szene: Prinz Albrecht iſt von Straubing, wo er Agnes im Schloß geborgen glaubt, Ingolſtadt zugeritten, mit luſtiger Begleitung. Macht Halt bei einem Dorf. Ahnt nichts vom Vorgehen des Herzogs gegen Agnes, vom Hexenprozeß. Selig in ſeinem Glück, übermüthig. Man zecht im Freien, in der Nähe eines Bauernhofs. An deſſen Wand liest Albrecht den Spruch:
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Das gäbe Motiv zu mehr als Einem Luſtſpiel: Liebes¬
briefe, Schuldbriefe, Scheltbriefe, Amtsſchreiben falſch
ausgetragen, — benützt von heiteren Schelmen, Intri¬
ganten, es ſteigt ein ganzes Gewimmel von Anſätzen
zu komiſchen Verwicklungen aus dem Samenkorn auf.
Wenn ich nur etwas der Art machen könnte!
Junger Mann tritt auf in einem Gaſthof. Iſt in
die Kreisſtadt gereiſt, um ſeine Scheidung zu be¬
treiben. Sieht am Fenſter gegenüber eine reizende
Erſcheinung. Es beginnt ein Roman auf Diſtanz
während der langen Weile des Prozeſſes. Zeichen, Brief¬
chen u. ſ. w. Muß geſteigert, geſpannt, auch gelegentlich
exponirt werden, daß er kurzſichtig iſt. Endlich Zuſammen¬
kunft. Die Unbekannte iſt ſeine Frau. Verſöhnung.
Ließe ſich nicht die Agnes Bernauer noch einmal
behandeln? Folgendes gäbe eine hochtragiſche Szene:
Prinz Albrecht iſt von Straubing, wo er Agnes im
Schloß geborgen glaubt, Ingolſtadt zugeritten, mit
luſtiger Begleitung. Macht Halt bei einem Dorf.
Ahnt nichts vom Vorgehen des Herzogs gegen Agnes,
vom Hexenprozeß. Selig in ſeinem Glück, übermüthig.
Man zecht im Freien, in der Nähe eines Bauernhofs.
An deſſen Wand liest Albrecht den Spruch:
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/237>, abgerufen am 24.11.2024.
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