Schatten, Wolken -- auch der triefende Schweiß zu¬ rückgetreten, in dem ich von ihr fortstürzte -- hinaus in den Sturmwind -- verkältet in's Mark hinein -- böse, böse Mischung --
Hier ist es, wo die Blätter des Tagebuchs auf eine lange Lücke schließen lassen. In diese Lücke tritt, was ich von Mac-Carmon in Wasen vernommen habe. Ich lasse ihn sprechen.
"Mein Schwiegersohn Erik lernte A. E. kennen auf einer Bärenjagd in den Jostedalsgebirgen und be¬ handelte ihn als Arzt, da er verwundet wurde. Er schien auch in der Seele wund, -- sie kamen sich im Austausch ziemlich nahe, doch nur aus hingeworfenen einzelnen Worten konnte Erik auf eine Verstörung schließen, deren bestimmtere Ursache ihm undeutlich blieb; einige abgebrochene Reden, die er in der Phan¬ tasie des Wundfiebers hervorstieß, legten aber den Schluß auf eine schwere Erfahrung mit einem Weib nahe.
"Erik kehrte nach Bergen zurück, wo er sich nieder¬ gelassen. Von A. E. wußte er nur, daß er sich Drontheim zugewendet. Ein paar Monate waren ver¬ gangen, da glaubt er Nachts beim Schein einer Laterne A. E. zu erkennen, der in wildem Laufe
Schatten, Wolken — auch der triefende Schweiß zu¬ rückgetreten, in dem ich von ihr fortſtürzte — hinaus in den Sturmwind — verkältet in's Mark hinein — böſe, böſe Miſchung —
Hier iſt es, wo die Blätter des Tagebuchs auf eine lange Lücke ſchließen laſſen. In dieſe Lücke tritt, was ich von Mac-Carmon in Waſen vernommen habe. Ich laſſe ihn ſprechen.
„Mein Schwiegerſohn Erik lernte A. E. kennen auf einer Bärenjagd in den Joſtedalsgebirgen und be¬ handelte ihn als Arzt, da er verwundet wurde. Er ſchien auch in der Seele wund, — ſie kamen ſich im Austauſch ziemlich nahe, doch nur aus hingeworfenen einzelnen Worten konnte Erik auf eine Verſtörung ſchließen, deren beſtimmtere Urſache ihm undeutlich blieb; einige abgebrochene Reden, die er in der Phan¬ taſie des Wundfiebers hervorſtieß, legten aber den Schluß auf eine ſchwere Erfahrung mit einem Weib nahe.
„Erik kehrte nach Bergen zurück, wo er ſich nieder¬ gelaſſen. Von A. E. wußte er nur, daß er ſich Drontheim zugewendet. Ein paar Monate waren ver¬ gangen, da glaubt er Nachts beim Schein einer Laterne A. E. zu erkennen, der in wildem Laufe
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[197/0210]
Schatten, Wolken — auch der triefende Schweiß zu¬
rückgetreten, in dem ich von ihr fortſtürzte — hinaus
in den Sturmwind — verkältet in's Mark hinein —
böſe, böſe Miſchung —
Hier iſt es, wo die Blätter des Tagebuchs auf
eine lange Lücke ſchließen laſſen. In dieſe Lücke tritt,
was ich von Mac-Carmon in Waſen vernommen habe.
Ich laſſe ihn ſprechen.
„Mein Schwiegerſohn Erik lernte A. E. kennen
auf einer Bärenjagd in den Joſtedalsgebirgen und be¬
handelte ihn als Arzt, da er verwundet wurde. Er
ſchien auch in der Seele wund, — ſie kamen ſich im
Austauſch ziemlich nahe, doch nur aus hingeworfenen
einzelnen Worten konnte Erik auf eine Verſtörung
ſchließen, deren beſtimmtere Urſache ihm undeutlich
blieb; einige abgebrochene Reden, die er in der Phan¬
taſie des Wundfiebers hervorſtieß, legten aber den
Schluß auf eine ſchwere Erfahrung mit einem Weib
nahe.
„Erik kehrte nach Bergen zurück, wo er ſich nieder¬
gelaſſen. Von A. E. wußte er nur, daß er ſich
Drontheim zugewendet. Ein paar Monate waren ver¬
gangen, da glaubt er Nachts beim Schein einer
Laterne A. E. zu erkennen, der in wildem Laufe
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/210>, abgerufen am 23.11.2024.
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