Will keine Gesellschaft. Am wenigsten die Eng¬ länder da, die ich zum dritten Mal in der Speise¬ wirthschaft finde. Verwünschte Sprache. Ein Gott hat sie im Lachkrampf erfunden und gesagt: eine Sprache soll sein, die sei zweckmäßig kurz und doch reich, dadurch fast zur Weltsprache geeignet, aber im Klang so, als brächte man zum Spaß unanständige Töne hervor. -- Uebrigens kann man die Sprachen auch so eintheilen: das Englische reine Auster, schlei¬ mig mit Seegeruch. Das Italienische Rothwein mit Orangen. Das Französische Liqueur und Biscuit. Das Deutsche gutes Roggenbrod mit Rettich und Bier. Das Holländische ganz Häring.
Doch alles dieß ist auch wieder gleichgültig, denn jede Sprache hat außerdem noch Nektar im Keller. Da sind die Dichter die Schenken, ideale Kellner. In der lächerlichsten aller Kultursprachen hat Shakespeare ge¬ schrieben.
Mich einmal wieder über die Menschen empört. Einige Herren, dabei Vater mit Sohn, am selben Tisch drüben im Kaffeehaus. Die Unterhaltung geht in Zoten über, eckelhaft. Man sollte gar nicht mehr unter die Menschen gehen. -- Gewiß enthält das Ge¬ schlechtsleben des Menschen reichen Stoff des Komi¬ schen. Es wäre abgeschmackt, diese Quelle für Lachen
Will keine Geſellſchaft. Am wenigſten die Eng¬ länder da, die ich zum dritten Mal in der Speiſe¬ wirthſchaft finde. Verwünſchte Sprache. Ein Gott hat ſie im Lachkrampf erfunden und geſagt: eine Sprache ſoll ſein, die ſei zweckmäßig kurz und doch reich, dadurch faſt zur Weltſprache geeignet, aber im Klang ſo, als brächte man zum Spaß unanſtändige Töne hervor. — Uebrigens kann man die Sprachen auch ſo eintheilen: das Engliſche reine Auſter, ſchlei¬ mig mit Seegeruch. Das Italieniſche Rothwein mit Orangen. Das Franzöſiſche Liqueur und Biscuit. Das Deutſche gutes Roggenbrod mit Rettich und Bier. Das Holländiſche ganz Häring.
Doch alles dieß iſt auch wieder gleichgültig, denn jede Sprache hat außerdem noch Nektar im Keller. Da ſind die Dichter die Schenken, ideale Kellner. In der lächerlichſten aller Kulturſprachen hat Shakeſpeare ge¬ ſchrieben.
Mich einmal wieder über die Menſchen empört. Einige Herren, dabei Vater mit Sohn, am ſelben Tiſch drüben im Kaffeehaus. Die Unterhaltung geht in Zoten über, eckelhaft. Man ſollte gar nicht mehr unter die Menſchen gehen. — Gewiß enthält das Ge¬ ſchlechtsleben des Menſchen reichen Stoff des Komi¬ ſchen. Es wäre abgeſchmackt, dieſe Quelle für Lachen
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Will keine Geſellſchaft. Am wenigſten die Eng¬
länder da, die ich zum dritten Mal in der Speiſe¬
wirthſchaft finde. Verwünſchte Sprache. Ein Gott
hat ſie im Lachkrampf erfunden und geſagt: eine
Sprache ſoll ſein, die ſei zweckmäßig kurz und doch
reich, dadurch faſt zur Weltſprache geeignet, aber im
Klang ſo, als brächte man zum Spaß unanſtändige
Töne hervor. — Uebrigens kann man die Sprachen
auch ſo eintheilen: das Engliſche reine Auſter, ſchlei¬
mig mit Seegeruch. Das Italieniſche Rothwein mit
Orangen. Das Franzöſiſche Liqueur und Biscuit.
Das Deutſche gutes Roggenbrod mit Rettich und Bier.
Das Holländiſche ganz Häring.
Doch alles dieß iſt auch wieder gleichgültig, denn
jede Sprache hat außerdem noch Nektar im Keller. Da
ſind die Dichter die Schenken, ideale Kellner. In der
lächerlichſten aller Kulturſprachen hat Shakeſpeare ge¬
ſchrieben.
Mich einmal wieder über die Menſchen empört.
Einige Herren, dabei Vater mit Sohn, am ſelben Tiſch
drüben im Kaffeehaus. Die Unterhaltung geht in
Zoten über, eckelhaft. Man ſollte gar nicht mehr
unter die Menſchen gehen. — Gewiß enthält das Ge¬
ſchlechtsleben des Menſchen reichen Stoff des Komi¬
ſchen. Es wäre abgeſchmackt, dieſe Quelle für Lachen
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/195>, abgerufen am 22.11.2024.
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