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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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Der Hochmuth und der Sklavensinn,
Die sind in Einer Schublad' drin.

Den ersten habe ich zu wenig bekämpft, den zweiten
nie benützen mögen. Ach, in der Liebe, meint man
ja, gelte nur Ein Gesetz: unendlich gut sein!


Vertrakte Zufälle führen mich ganz gegen meinen
Sinn und Geschmack an eine Table d'hote. Rede nach
Gewohnheit, weil ich in der Jugend für meine Zu¬
thulichkeit gar so schwer Lehrgeld gegeben, am Wirths¬
tisch überhaupt nichts, außer wenn Nachbarn mit mir
anfangen. Alles schweigt, nur da und dort kurze ge¬
dämpfte Gespräche. Dauert zwei Stunden, hab's Eine
ausgehalten, weil erst nach einer Stunde das Stückchen
Braten kam, das gesunde Nahrung. Dann fort. --
Unendlich rohe und gemeine Sitte, zwei Stunden lang
stumm fressen, den Magen vollstopfen. Kuh an der
Raufe frißt gebildeter.


Wieder hinaus in die Berge. Etwas erfrischt.
Rothmützige, dunkelbraune, schmalaugige Lappen ge¬
sehen, Rennthiere weidend. Die haben's gut, still bei
den stillen Thieren mit den sanften Augen. Fressen
auch beide an keiner Table d'hote.


Der Hochmuth und der Sklavenſinn,
Die ſind in Einer Schublad' drin.

Den erſten habe ich zu wenig bekämpft, den zweiten
nie benützen mögen. Ach, in der Liebe, meint man
ja, gelte nur Ein Geſetz: unendlich gut ſein!


Vertrakte Zufälle führen mich ganz gegen meinen
Sinn und Geſchmack an eine Table d'hôte. Rede nach
Gewohnheit, weil ich in der Jugend für meine Zu¬
thulichkeit gar ſo ſchwer Lehrgeld gegeben, am Wirths¬
tiſch überhaupt nichts, außer wenn Nachbarn mit mir
anfangen. Alles ſchweigt, nur da und dort kurze ge¬
dämpfte Geſpräche. Dauert zwei Stunden, hab's Eine
ausgehalten, weil erſt nach einer Stunde das Stückchen
Braten kam, das geſunde Nahrung. Dann fort. —
Unendlich rohe und gemeine Sitte, zwei Stunden lang
ſtumm freſſen, den Magen vollſtopfen. Kuh an der
Raufe frißt gebildeter.


Wieder hinaus in die Berge. Etwas erfriſcht.
Rothmützige, dunkelbraune, ſchmalaugige Lappen ge¬
ſehen, Rennthiere weidend. Die haben's gut, ſtill bei
den ſtillen Thieren mit den ſanften Augen. Freſſen
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[179/0192] Der Hochmuth und der Sklavenſinn, Die ſind in Einer Schublad' drin. Den erſten habe ich zu wenig bekämpft, den zweiten nie benützen mögen. Ach, in der Liebe, meint man ja, gelte nur Ein Geſetz: unendlich gut ſein! Vertrakte Zufälle führen mich ganz gegen meinen Sinn und Geſchmack an eine Table d'hôte. Rede nach Gewohnheit, weil ich in der Jugend für meine Zu¬ thulichkeit gar ſo ſchwer Lehrgeld gegeben, am Wirths¬ tiſch überhaupt nichts, außer wenn Nachbarn mit mir anfangen. Alles ſchweigt, nur da und dort kurze ge¬ dämpfte Geſpräche. Dauert zwei Stunden, hab's Eine ausgehalten, weil erſt nach einer Stunde das Stückchen Braten kam, das geſunde Nahrung. Dann fort. — Unendlich rohe und gemeine Sitte, zwei Stunden lang ſtumm freſſen, den Magen vollſtopfen. Kuh an der Raufe frißt gebildeter. Wieder hinaus in die Berge. Etwas erfriſcht. Rothmützige, dunkelbraune, ſchmalaugige Lappen ge¬ ſehen, Rennthiere weidend. Die haben's gut, ſtill bei den ſtillen Thieren mit den ſanften Augen. Freſſen auch beide an keiner Table d'hôte.

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/192>, abgerufen am 25.11.2024.