Sie endet. Ich trete Kühlung suchend unter die Thüre. Die Welt brennt im Nachtsonnenlicht, in Hochglut feurigen Goldes. Ein heißer, rascher Athem an meinem Ohr und die Flüsterworte: Ovsthusfoß -- in einer Stunde.
Wir hatten am Nachmittage den Wasserfall ge¬ sehen. Der Fluß springt im Bogen vom Felskamm, man steht unter dem Fall unbenetzt, sieht durch seinen breiten Silberschleier die Welt. Jetzt, in dieser Stunde, Alles in mystischem Goldglanz, Wasser und Welt! O, hier! In solcher Grotte! Geborgen! "Die Welt wird nie das Glück erlauben, als Beute wird es nur gehascht; entwenden mußt du's oder rauben, eh' dich die Mißgunst überrascht. -- Leis auf den Zehen kommt's geschlichen -- die Stille liebt es und die Nacht -- O, wölbe dich in breitem Bogen, ver¬ schwiegner Strom, um uns herum und drohend mit empörten Wogen vertheidige dieß Heiligthum!" --
Unerträglich! -- Verhext --
Fort, verbirg dich, vergehe! verwehe!
Ein Teufel! ein Teufel! Nur ein Teufel kann mir das -- böse Geister sind -- müssen sein --
Sie endet. Ich trete Kühlung ſuchend unter die Thüre. Die Welt brennt im Nachtſonnenlicht, in Hochglut feurigen Goldes. Ein heißer, raſcher Athem an meinem Ohr und die Flüſterworte: Ovsthusfoß — in einer Stunde.
Wir hatten am Nachmittage den Waſſerfall ge¬ ſehen. Der Fluß ſpringt im Bogen vom Felſkamm, man ſteht unter dem Fall unbenetzt, ſieht durch ſeinen breiten Silberſchleier die Welt. Jetzt, in dieſer Stunde, Alles in myſtiſchem Goldglanz, Waſſer und Welt! O, hier! In ſolcher Grotte! Geborgen! „Die Welt wird nie das Glück erlauben, als Beute wird es nur gehaſcht; entwenden mußt du's oder rauben, eh' dich die Mißgunſt überraſcht. — Leis auf den Zehen kommt's geſchlichen — die Stille liebt es und die Nacht — O, wölbe dich in breitem Bogen, ver¬ ſchwiegner Strom, um uns herum und drohend mit empörten Wogen vertheidige dieß Heiligthum!“ —
Unerträglich! — Verhext —
Fort, verbirg dich, vergehe! verwehe!
Ein Teufel! ein Teufel! Nur ein Teufel kann mir das — böſe Geiſter ſind — müſſen ſein —
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Sie endet. Ich trete Kühlung ſuchend unter die
Thüre. Die Welt brennt im Nachtſonnenlicht, in
Hochglut feurigen Goldes. Ein heißer, raſcher Athem
an meinem Ohr und die Flüſterworte: Ovsthusfoß
— in einer Stunde.
Wir hatten am Nachmittage den Waſſerfall ge¬
ſehen. Der Fluß ſpringt im Bogen vom Felſkamm,
man ſteht unter dem Fall unbenetzt, ſieht durch ſeinen
breiten Silberſchleier die Welt. Jetzt, in dieſer
Stunde, Alles in myſtiſchem Goldglanz, Waſſer und
Welt! O, hier! In ſolcher Grotte! Geborgen! „Die
Welt wird nie das Glück erlauben, als Beute wird
es nur gehaſcht; entwenden mußt du's oder rauben,
eh' dich die Mißgunſt überraſcht. — Leis auf den
Zehen kommt's geſchlichen — die Stille liebt es und
die Nacht — O, wölbe dich in breitem Bogen, ver¬
ſchwiegner Strom, um uns herum und drohend mit
empörten Wogen vertheidige dieß Heiligthum!“ —
Unerträglich! — Verhext —
Fort, verbirg dich, vergehe! verwehe!
Ein Teufel! ein Teufel! Nur ein Teufel kann
mir das — böſe Geiſter ſind — müſſen ſein —
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/173>, abgerufen am 26.11.2024.
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