zwischen setze, sollen die Stellen anzeigen, wo das Getöse des Windes und das Rauschen der stürzenden, schäumenden Wasser mir das wilde Selbstgespräch in Stücke rieß. Ich habe bisher versäumt, die Erschei¬ nung des Mannes näher zu schildern. Es war mir vom ersten Moment an eine Aehnlichkeit mit Hölderlin auf¬ gefallen; der Leser kennt wohl das Titelkupfer in der Ausgabe der Gedichte von 1843; der unglückliche Dichter ist hier im hohen Alter abgebildet; dieses hat nicht vermocht, dem fast regelmäßigen Profil seinen Adel zu nehmen, aber es hat im Bunde mit dem Wahnsinn die hohe Stirn, die feinen Züge tragisch zerfurcht; man verjünge diese Züge zu etwa fünfzig Jahren, denke sie sich überhaupt markiger, die Stirne etwas weniger steil, doch hoch, weniger gefaltet, doch nicht ohne einige Furchen über der Nasenwurzel, man öffne die Augen etwas weiter, lasse sie aber gleich tiefliegend unter starkem Augenknochen, man ziehe die Mundwinkel um's Kennen weniger herab, so wenig nur, daß ein Gepräge von Gewohnheit bitteren Be¬ trachtens nicht ganz aus dieser Linie verschwindet, halte aber im Ganzen das wohlgebildete Profil fest, man setze diesen Kopf auf eine muskulöse Gestalt: so kann man sich eine Vorstellung von dem seltsamen Reise¬ freund machen, um den mich meine Härte gebracht hatte; ich muß beifügen, daß mir die Rückführung erleichtert war, da ich Hölderlin schon zu einer Zeit
zwiſchen ſetze, ſollen die Stellen anzeigen, wo das Getöſe des Windes und das Rauſchen der ſtürzenden, ſchäumenden Waſſer mir das wilde Selbſtgeſpräch in Stücke rieß. Ich habe bisher verſäumt, die Erſchei¬ nung des Mannes näher zu ſchildern. Es war mir vom erſten Moment an eine Aehnlichkeit mit Hölderlin auf¬ gefallen; der Leſer kennt wohl das Titelkupfer in der Ausgabe der Gedichte von 1843; der unglückliche Dichter iſt hier im hohen Alter abgebildet; dieſes hat nicht vermocht, dem faſt regelmäßigen Profil ſeinen Adel zu nehmen, aber es hat im Bunde mit dem Wahnſinn die hohe Stirn, die feinen Züge tragiſch zerfurcht; man verjünge dieſe Züge zu etwa fünfzig Jahren, denke ſie ſich überhaupt markiger, die Stirne etwas weniger ſteil, doch hoch, weniger gefaltet, doch nicht ohne einige Furchen über der Naſenwurzel, man öffne die Augen etwas weiter, laſſe ſie aber gleich tiefliegend unter ſtarkem Augenknochen, man ziehe die Mundwinkel um's Kennen weniger herab, ſo wenig nur, daß ein Gepräge von Gewohnheit bitteren Be¬ trachtens nicht ganz aus dieſer Linie verſchwindet, halte aber im Ganzen das wohlgebildete Profil feſt, man ſetze dieſen Kopf auf eine muskulöſe Geſtalt: ſo kann man ſich eine Vorſtellung von dem ſeltſamen Reiſe¬ freund machen, um den mich meine Härte gebracht hatte; ich muß beifügen, daß mir die Rückführung erleichtert war, da ich Hölderlin ſchon zu einer Zeit
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zwiſchen ſetze, ſollen die Stellen anzeigen, wo das
Getöſe des Windes und das Rauſchen der ſtürzenden,
ſchäumenden Waſſer mir das wilde Selbſtgeſpräch in
Stücke rieß. Ich habe bisher verſäumt, die Erſchei¬
nung des Mannes näher zu ſchildern. Es war mir vom
erſten Moment an eine Aehnlichkeit mit Hölderlin auf¬
gefallen; der Leſer kennt wohl das Titelkupfer in der
Ausgabe der Gedichte von 1843; der unglückliche
Dichter iſt hier im hohen Alter abgebildet; dieſes hat
nicht vermocht, dem faſt regelmäßigen Profil ſeinen
Adel zu nehmen, aber es hat im Bunde mit dem
Wahnſinn die hohe Stirn, die feinen Züge tragiſch
zerfurcht; man verjünge dieſe Züge zu etwa fünfzig
Jahren, denke ſie ſich überhaupt markiger, die Stirne
etwas weniger ſteil, doch hoch, weniger gefaltet, doch
nicht ohne einige Furchen über der Naſenwurzel, man
öffne die Augen etwas weiter, laſſe ſie aber gleich
tiefliegend unter ſtarkem Augenknochen, man ziehe die
Mundwinkel um's Kennen weniger herab, ſo wenig
nur, daß ein Gepräge von Gewohnheit bitteren Be¬
trachtens nicht ganz aus dieſer Linie verſchwindet, halte
aber im Ganzen das wohlgebildete Profil feſt, man
ſetze dieſen Kopf auf eine muskulöſe Geſtalt: ſo kann
man ſich eine Vorſtellung von dem ſeltſamen Reiſe¬
freund machen, um den mich meine Härte gebracht
hatte; ich muß beifügen, daß mir die Rückführung
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/86>, abgerufen am 04.12.2024.
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