nun auf's Minutiöseste auszumalen, wie sich just, wenn man keine Hand frei habe, zum Beispiel einen Kupfer¬ stich mit beiden halte, ein heißes Tröpfchen an der Nase sammle und dann natürlich mitten auf das Kunstwerk falle; er verbreitete sich des Näheren und Nächsten speziell über den krampfartigen Hustenreiz, der gerade nach Lösung eines Katarrhs zurückbleibe; eine Reihe von Bildern: Kitzeln mit einer feinen Nadel, einem Roßhaar, Zusammenschnüren mit einem Pech¬ faden und dergleichen, wurden verwendet, -- und so schien es sich in's Unendliche ziehen zu wollen. Wir waren jetzt in einen der Tunnels eingetreten, die so kühn durch die Felswände des Axenbergs gesprengt sind; A. E. verstummte im Dunkel, während in mir der angesammelte Verdruß zum Zorn anschwoll. Als wir heraustraten und mein Begleiter alsbald seinen Pechfaden wieder aufnahm, als ich hinabsah nach dem See, wie er am Fuß des senkrechten Felsabsturzes anschlug, so war mir, als sei mein Grimm mit diesem Gestein und dieser grollenden Flut Ein Ding und müsse ich auch so trutzig sein wie der jähe Fels und so brandig wie der Gischt der anprallenden Woge aufschäumen, ich stand plötzlich still und sagte in hartem Ton: "Herr, jetzt ist Heu genug hunten!" Ich wollte rasch fortfahren, A. E. hätte mich fast aus dem Konzepte gebracht, er legte mir bei diesen Worten die Hand auf den Arm und fiel schnell und munter ein:
nun auf's Minutiöſeſte auszumalen, wie ſich juſt, wenn man keine Hand frei habe, zum Beiſpiel einen Kupfer¬ ſtich mit beiden halte, ein heißes Tröpfchen an der Naſe ſammle und dann natürlich mitten auf das Kunſtwerk falle; er verbreitete ſich des Näheren und Nächſten ſpeziell über den krampfartigen Huſtenreiz, der gerade nach Löſung eines Katarrhs zurückbleibe; eine Reihe von Bildern: Kitzeln mit einer feinen Nadel, einem Roßhaar, Zuſammenſchnüren mit einem Pech¬ faden und dergleichen, wurden verwendet, — und ſo ſchien es ſich in's Unendliche ziehen zu wollen. Wir waren jetzt in einen der Tunnels eingetreten, die ſo kühn durch die Felswände des Axenbergs geſprengt ſind; A. E. verſtummte im Dunkel, während in mir der angeſammelte Verdruß zum Zorn anſchwoll. Als wir heraustraten und mein Begleiter alsbald ſeinen Pechfaden wieder aufnahm, als ich hinabſah nach dem See, wie er am Fuß des ſenkrechten Felsabſturzes anſchlug, ſo war mir, als ſei mein Grimm mit dieſem Geſtein und dieſer grollenden Flut Ein Ding und müſſe ich auch ſo trutzig ſein wie der jähe Fels und ſo brandig wie der Giſcht der anprallenden Woge aufſchäumen, ich ſtand plötzlich ſtill und ſagte in hartem Ton: „Herr, jetzt iſt Heu genug hunten!“ Ich wollte raſch fortfahren, A. E. hätte mich faſt aus dem Konzepte gebracht, er legte mir bei dieſen Worten die Hand auf den Arm und fiel ſchnell und munter ein:
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[52/0065]
nun auf's Minutiöſeſte auszumalen, wie ſich juſt, wenn
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ſtich mit beiden halte, ein heißes Tröpfchen an der
Naſe ſammle und dann natürlich mitten auf das
Kunſtwerk falle; er verbreitete ſich des Näheren und
Nächſten ſpeziell über den krampfartigen Huſtenreiz,
der gerade nach Löſung eines Katarrhs zurückbleibe;
eine Reihe von Bildern: Kitzeln mit einer feinen Nadel,
einem Roßhaar, Zuſammenſchnüren mit einem Pech¬
faden und dergleichen, wurden verwendet, — und ſo
ſchien es ſich in's Unendliche ziehen zu wollen. Wir
waren jetzt in einen der Tunnels eingetreten, die ſo
kühn durch die Felswände des Axenbergs geſprengt
ſind; A. E. verſtummte im Dunkel, während in mir
der angeſammelte Verdruß zum Zorn anſchwoll. Als
wir heraustraten und mein Begleiter alsbald ſeinen
Pechfaden wieder aufnahm, als ich hinabſah nach dem
See, wie er am Fuß des ſenkrechten Felsabſturzes
anſchlug, ſo war mir, als ſei mein Grimm mit
dieſem Geſtein und dieſer grollenden Flut Ein Ding
und müſſe ich auch ſo trutzig ſein wie der jähe Fels
und ſo brandig wie der Giſcht der anprallenden Woge
aufſchäumen, ich ſtand plötzlich ſtill und ſagte in hartem
Ton: „Herr, jetzt iſt Heu genug hunten!“ Ich wollte
raſch fortfahren, A. E. hätte mich faſt aus dem
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/65>, abgerufen am 04.12.2024.
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