Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.

Bild:
<< vorherige Seite

Ferne den Einen bekämpfend, fühlten sie doch Grauen
vor der Waffe und eine Art Bedürfniß, dem Ver¬
brecher, ehe er gerichtet würde, erst seine Ehre, die
Mannesehre des Waffentragens abzusprechen.

"Fürchtet ihr mein Schwert, ihr Tröpfe? Ich
fürchte keinen von euch, auch ohne Schwert! Ringt
mit mir! Hier bin ich!" Mit diesem Rufe schleudert
der Ueberkühne sein Schwert hinab und springt in
einem weiten Satz ihm nach mitten unter die Männer
hinein, mit ihm sein starker Hund, der wilde Tyras.
Augenblicklich entsteht ein fürchterliches Raufen, Schreien,
Fluchen, dazwischen das Geknurr und Gebell des
wüthend um sich beißenden Thiers, man schlägt, man
zerrt, man sticht mit Horndolchen zu, deren Stöße
glücklicherweise fehlen oder am ehernen Gürtelschild des
schwer gefährdeten Jünglings abgleiten, mit über¬
legener Kraft hat er Mehrere zu Boden geschleudert,
aber lange kann der ungleiche Kampf nicht dauern;
schon taumelt Arthur, da ist es dem Druiden gelungen,
durch den rasenden Knäuel sich durchzuarbeiten und
seine Stimme hörbar zu machen: "Die Hände, die
Fäuste weg! Mir gehört er, mir, mich laßt sorgen!
Die Bittel und Wächter her!" Es gelang ihm, den
schon so gut als Verlorenen zu befreien, um ihn --
aufzusparen. "Fesselt ihn mit Stricken!" Vergeblich
sträubte sich der tollkühne Ringer noch mit seinen letzten
Kräften. "Fort in's Verließ!" Er wurde abgeführt.

Ferne den Einen bekämpfend, fühlten ſie doch Grauen
vor der Waffe und eine Art Bedürfniß, dem Ver¬
brecher, ehe er gerichtet würde, erſt ſeine Ehre, die
Mannesehre des Waffentragens abzuſprechen.

„Fürchtet ihr mein Schwert, ihr Tröpfe? Ich
fürchte keinen von euch, auch ohne Schwert! Ringt
mit mir! Hier bin ich!“ Mit dieſem Rufe ſchleudert
der Ueberkühne ſein Schwert hinab und ſpringt in
einem weiten Satz ihm nach mitten unter die Männer
hinein, mit ihm ſein ſtarker Hund, der wilde Tyras.
Augenblicklich entſteht ein fürchterliches Raufen, Schreien,
Fluchen, dazwiſchen das Geknurr und Gebell des
wüthend um ſich beißenden Thiers, man ſchlägt, man
zerrt, man ſticht mit Horndolchen zu, deren Stöße
glücklicherweiſe fehlen oder am ehernen Gürtelſchild des
ſchwer gefährdeten Jünglings abgleiten, mit über¬
legener Kraft hat er Mehrere zu Boden geſchleudert,
aber lange kann der ungleiche Kampf nicht dauern;
ſchon taumelt Arthur, da iſt es dem Druiden gelungen,
durch den raſenden Knäuel ſich durchzuarbeiten und
ſeine Stimme hörbar zu machen: „Die Hände, die
Fäuſte weg! Mir gehört er, mir, mich laßt ſorgen!
Die Bittel und Wächter her!“ Es gelang ihm, den
ſchon ſo gut als Verlorenen zu befreien, um ihn —
aufzuſparen. „Feſſelt ihn mit Stricken!“ Vergeblich
ſträubte ſich der tollkühne Ringer noch mit ſeinen letzten
Kräften. „Fort in's Verließ!“ Er wurde abgeführt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0313" n="300"/>
Ferne den Einen bekämpfend, fühlten &#x017F;ie doch Grauen<lb/>
vor der Waffe und eine Art Bedürfniß, dem Ver¬<lb/>
brecher, ehe er gerichtet würde, er&#x017F;t &#x017F;eine Ehre, die<lb/>
Mannesehre des Waffentragens abzu&#x017F;prechen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Fürchtet ihr mein Schwert, ihr Tröpfe? Ich<lb/>
fürchte keinen von euch, auch ohne Schwert! Ringt<lb/>
mit mir! Hier bin ich!&#x201C; Mit die&#x017F;em Rufe &#x017F;chleudert<lb/>
der Ueberkühne &#x017F;ein Schwert hinab und &#x017F;pringt in<lb/>
einem weiten Satz ihm nach mitten unter die Männer<lb/>
hinein, mit ihm &#x017F;ein &#x017F;tarker Hund, der wilde Tyras.<lb/>
Augenblicklich ent&#x017F;teht ein fürchterliches Raufen, Schreien,<lb/>
Fluchen, dazwi&#x017F;chen das Geknurr und Gebell des<lb/>
wüthend um &#x017F;ich beißenden Thiers, man &#x017F;chlägt, man<lb/>
zerrt, man &#x017F;ticht mit Horndolchen zu, deren Stöße<lb/>
glücklicherwei&#x017F;e fehlen oder am ehernen Gürtel&#x017F;child des<lb/>
&#x017F;chwer gefährdeten Jünglings abgleiten, mit über¬<lb/>
legener Kraft hat er Mehrere zu Boden ge&#x017F;chleudert,<lb/>
aber lange kann der ungleiche Kampf nicht dauern;<lb/>
&#x017F;chon taumelt Arthur, da i&#x017F;t es dem Druiden gelungen,<lb/>
durch den ra&#x017F;enden Knäuel &#x017F;ich durchzuarbeiten und<lb/>
&#x017F;eine Stimme hörbar zu machen: &#x201E;Die Hände, die<lb/>
Fäu&#x017F;te weg! Mir gehört er, mir, mich laßt &#x017F;orgen!<lb/>
Die Bittel und Wächter her!&#x201C; Es gelang ihm, den<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;o gut als Verlorenen zu befreien, um ihn &#x2014;<lb/>
aufzu&#x017F;paren. &#x201E;Fe&#x017F;&#x017F;elt ihn mit Stricken!&#x201C; Vergeblich<lb/>
&#x017F;träubte &#x017F;ich der tollkühne Ringer noch mit &#x017F;einen letzten<lb/>
Kräften. &#x201E;Fort in's Verließ!&#x201C; Er wurde abgeführt.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0313] Ferne den Einen bekämpfend, fühlten ſie doch Grauen vor der Waffe und eine Art Bedürfniß, dem Ver¬ brecher, ehe er gerichtet würde, erſt ſeine Ehre, die Mannesehre des Waffentragens abzuſprechen. „Fürchtet ihr mein Schwert, ihr Tröpfe? Ich fürchte keinen von euch, auch ohne Schwert! Ringt mit mir! Hier bin ich!“ Mit dieſem Rufe ſchleudert der Ueberkühne ſein Schwert hinab und ſpringt in einem weiten Satz ihm nach mitten unter die Männer hinein, mit ihm ſein ſtarker Hund, der wilde Tyras. Augenblicklich entſteht ein fürchterliches Raufen, Schreien, Fluchen, dazwiſchen das Geknurr und Gebell des wüthend um ſich beißenden Thiers, man ſchlägt, man zerrt, man ſticht mit Horndolchen zu, deren Stöße glücklicherweiſe fehlen oder am ehernen Gürtelſchild des ſchwer gefährdeten Jünglings abgleiten, mit über¬ legener Kraft hat er Mehrere zu Boden geſchleudert, aber lange kann der ungleiche Kampf nicht dauern; ſchon taumelt Arthur, da iſt es dem Druiden gelungen, durch den raſenden Knäuel ſich durchzuarbeiten und ſeine Stimme hörbar zu machen: „Die Hände, die Fäuſte weg! Mir gehört er, mir, mich laßt ſorgen! Die Bittel und Wächter her!“ Es gelang ihm, den ſchon ſo gut als Verlorenen zu befreien, um ihn — aufzuſparen. „Feſſelt ihn mit Stricken!“ Vergeblich ſträubte ſich der tollkühne Ringer noch mit ſeinen letzten Kräften. „Fort in's Verließ!“ Er wurde abgeführt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/313
Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/313>, abgerufen am 05.12.2024.