meinde bewunderter Jagdheld! Und wir heiter glänzten Vater Odgal's Augen! Sigune wußte schon lang, daß er nichts gegen die vier Pfähle hätte, aber nun: ein Wisenttödter zum Eidam! Er rühmte sich, einmal einen Wels mit seinem Flinsspeer gespießt zu haben, einen hundertpfündigen! Zwei stolze Mannen! Für die Gemeinde aber erstand noch ein Hebel zur Mehrung der allgemeinen Freude nicht sowohl aus der Seele, als aus dem Magen: ein seltener Festbraten für morgen! Man machte Anstalten, das Wild zu holen; Alpin beeilte sich, sie zu leiten, damit ja Niemand nach Ar¬ thur's Zufluchtsstätte sich verlaufe; im Walde wurde schnell eine Tragbahre aus jungen Stämmen gefügt, die man mit starken Wiedschlingen verband, und nicht weniger als zwölf starke Männer schleppten laut jauch¬ zend die Last des Thieres hinüber in's Pfahldorf. Mit Augen, die von Stolz und Freude leuchteten, stand Vater Ullin an der Brücke, als man die seltene Beute herauftrug. Das war nicht der kleinste Gewinn, daß Alpin jetzt aus diesen Blicken lesen durfte, der Papa werde ihn künftig mit seinen Feuerstein-, Faden- und Buchsmaserschnitzfabrik-Ideen in Ruhe lassen.
Wir werden morgen einem größeren Schmause zusehen, als dem, welcher heute die zwei Barden mit den Gemeindeältesten im Hause des Druiden vereinigt, der es -- mit wenig Lust -- ehrenhalber hat über¬ nehmen müssen, sie zu bewirthen; wir wollen uns
meinde bewunderter Jagdheld! Und wir heiter glänzten Vater Odgal's Augen! Sigune wußte ſchon lang, daß er nichts gegen die vier Pfähle hätte, aber nun: ein Wiſenttödter zum Eidam! Er rühmte ſich, einmal einen Wels mit ſeinem Flinsſpeer geſpießt zu haben, einen hundertpfündigen! Zwei ſtolze Mannen! Für die Gemeinde aber erſtand noch ein Hebel zur Mehrung der allgemeinen Freude nicht ſowohl aus der Seele, als aus dem Magen: ein ſeltener Feſtbraten für morgen! Man machte Anſtalten, das Wild zu holen; Alpin beeilte ſich, ſie zu leiten, damit ja Niemand nach Ar¬ thur's Zufluchtsſtätte ſich verlaufe; im Walde wurde ſchnell eine Tragbahre aus jungen Stämmen gefügt, die man mit ſtarken Wiedſchlingen verband, und nicht weniger als zwölf ſtarke Männer ſchleppten laut jauch¬ zend die Laſt des Thieres hinüber in's Pfahldorf. Mit Augen, die von Stolz und Freude leuchteten, ſtand Vater Ullin an der Brücke, als man die ſeltene Beute herauftrug. Das war nicht der kleinſte Gewinn, daß Alpin jetzt aus dieſen Blicken leſen durfte, der Papa werde ihn künftig mit ſeinen Feuerſtein-, Faden- und Buchsmaſerſchnitzfabrik-Ideen in Ruhe laſſen.
Wir werden morgen einem größeren Schmauſe zuſehen, als dem, welcher heute die zwei Barden mit den Gemeindeälteſten im Hauſe des Druiden vereinigt, der es — mit wenig Luſt — ehrenhalber hat über¬ nehmen müſſen, ſie zu bewirthen; wir wollen uns
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0264"n="251"/>
meinde bewunderter Jagdheld! Und wir heiter glänzten<lb/>
Vater Odgal's Augen! Sigune wußte ſchon lang, daß<lb/>
er nichts gegen die vier Pfähle hätte, aber nun: ein<lb/>
Wiſenttödter zum Eidam! Er rühmte ſich, einmal<lb/>
einen Wels mit ſeinem Flinsſpeer geſpießt zu haben,<lb/>
einen hundertpfündigen! Zwei ſtolze Mannen! Für<lb/>
die Gemeinde aber erſtand noch ein Hebel zur Mehrung<lb/>
der allgemeinen Freude nicht ſowohl aus der Seele,<lb/>
als aus dem Magen: ein ſeltener Feſtbraten für morgen!<lb/>
Man machte Anſtalten, das Wild zu holen; Alpin<lb/>
beeilte ſich, ſie zu leiten, damit ja Niemand nach Ar¬<lb/>
thur's Zufluchtsſtätte ſich verlaufe; im Walde wurde<lb/>ſchnell eine Tragbahre aus jungen Stämmen gefügt,<lb/>
die man mit ſtarken Wiedſchlingen verband, und nicht<lb/>
weniger als zwölf ſtarke Männer ſchleppten laut jauch¬<lb/>
zend die Laſt des Thieres hinüber in's Pfahldorf.<lb/>
Mit Augen, die von Stolz und Freude leuchteten,<lb/>ſtand Vater Ullin an der Brücke, als man die ſeltene<lb/>
Beute herauftrug. Das war nicht der kleinſte Gewinn,<lb/>
daß Alpin jetzt aus dieſen Blicken leſen durfte, der<lb/>
Papa werde ihn künftig mit ſeinen Feuerſtein-, Faden-<lb/>
und Buchsmaſerſchnitzfabrik-Ideen in Ruhe laſſen.</p><lb/><p>Wir werden morgen einem größeren Schmauſe<lb/>
zuſehen, als dem, welcher heute die zwei Barden mit<lb/>
den Gemeindeälteſten im Hauſe des Druiden vereinigt,<lb/>
der es — mit wenig Luſt — ehrenhalber hat über¬<lb/>
nehmen müſſen, ſie zu bewirthen; wir wollen uns<lb/></p></div></body></text></TEI>
[251/0264]
meinde bewunderter Jagdheld! Und wir heiter glänzten
Vater Odgal's Augen! Sigune wußte ſchon lang, daß
er nichts gegen die vier Pfähle hätte, aber nun: ein
Wiſenttödter zum Eidam! Er rühmte ſich, einmal
einen Wels mit ſeinem Flinsſpeer geſpießt zu haben,
einen hundertpfündigen! Zwei ſtolze Mannen! Für
die Gemeinde aber erſtand noch ein Hebel zur Mehrung
der allgemeinen Freude nicht ſowohl aus der Seele,
als aus dem Magen: ein ſeltener Feſtbraten für morgen!
Man machte Anſtalten, das Wild zu holen; Alpin
beeilte ſich, ſie zu leiten, damit ja Niemand nach Ar¬
thur's Zufluchtsſtätte ſich verlaufe; im Walde wurde
ſchnell eine Tragbahre aus jungen Stämmen gefügt,
die man mit ſtarken Wiedſchlingen verband, und nicht
weniger als zwölf ſtarke Männer ſchleppten laut jauch¬
zend die Laſt des Thieres hinüber in's Pfahldorf.
Mit Augen, die von Stolz und Freude leuchteten,
ſtand Vater Ullin an der Brücke, als man die ſeltene
Beute herauftrug. Das war nicht der kleinſte Gewinn,
daß Alpin jetzt aus dieſen Blicken leſen durfte, der
Papa werde ihn künftig mit ſeinen Feuerſtein-, Faden-
und Buchsmaſerſchnitzfabrik-Ideen in Ruhe laſſen.
Wir werden morgen einem größeren Schmauſe
zuſehen, als dem, welcher heute die zwei Barden mit
den Gemeindeälteſten im Hauſe des Druiden vereinigt,
der es — mit wenig Luſt — ehrenhalber hat über¬
nehmen müſſen, ſie zu bewirthen; wir wollen uns
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/264>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.