Odgal besuchen, meines Vaters Geschwisterkind." -- "Willst du Urfehde schwören, daß du nichts Feind¬ liches willst beginnen?" Der Druide nahm das Schwert auf, besann sich einen Augenblick, ob er es für die Steinstreitaxt, worauf seine Bürger zu schwören pflegten, wolle gelten lassen, bot es dann Arthur hin und dieser legte drei Finger auf die Klinge und schwor. Jetzt erst erlaubte sich der Priester, seiner neugierigen Ver¬ wunderung über die Erzwaffen Ausdruck zu geben und Frage auf Frage darüber zu stellen. Er hatte vor¬ längst ganz dunkel etwas sagen hören von Geräthen aus einem neuen, harten, gelbglänzenden Stoffe, die man in Turik gesehen haben wollte; er hatte es kaum aufgefaßt und bald vergessen; der Verkehr mit der Pfahlstadt war eben kein sehr häufiger; jetzt fesselte der Augenschein nicht wenig seine Aufmerksamkeit. Arthur gab ihm alle gewünschte Erläuterung. Vor Jahr und Tag sei ein Fremdling fernher über das Alpengebirge gekommen zur Gemeinde Nuburik, ein Handelsmann aus dem Lande, wovon alte dunkle Kunde gehe, daß da eine wärmere Sonne scheine und Menschen wohnen, die in allerhand Kunst denen des Alpenlandes weit vorausseien; der habe Beile, Hämmer, Meißel und manches Andere aus diesem blinkenden Stoffe gebracht und gegen Felle, Rinder, Schafe und Wolle eingetauscht. Dann nach Jahres¬ frist sei ein Zweiter eingetroffen und habe kunstreichere
Odgal beſuchen, meines Vaters Geſchwiſterkind.“ — „Willſt du Urfehde ſchwören, daß du nichts Feind¬ liches willſt beginnen?“ Der Druide nahm das Schwert auf, beſann ſich einen Augenblick, ob er es für die Steinſtreitaxt, worauf ſeine Bürger zu ſchwören pflegten, wolle gelten laſſen, bot es dann Arthur hin und dieſer legte drei Finger auf die Klinge und ſchwor. Jetzt erſt erlaubte ſich der Prieſter, ſeiner neugierigen Ver¬ wunderung über die Erzwaffen Ausdruck zu geben und Frage auf Frage darüber zu ſtellen. Er hatte vor¬ längſt ganz dunkel etwas ſagen hören von Geräthen aus einem neuen, harten, gelbglänzenden Stoffe, die man in Turik geſehen haben wollte; er hatte es kaum aufgefaßt und bald vergeſſen; der Verkehr mit der Pfahlſtadt war eben kein ſehr häufiger; jetzt feſſelte der Augenſchein nicht wenig ſeine Aufmerkſamkeit. Arthur gab ihm alle gewünſchte Erläuterung. Vor Jahr und Tag ſei ein Fremdling fernher über das Alpengebirge gekommen zur Gemeinde Nuburik, ein Handelsmann aus dem Lande, wovon alte dunkle Kunde gehe, daß da eine wärmere Sonne ſcheine und Menſchen wohnen, die in allerhand Kunſt denen des Alpenlandes weit vorausſeien; der habe Beile, Hämmer, Meißel und manches Andere aus dieſem blinkenden Stoffe gebracht und gegen Felle, Rinder, Schafe und Wolle eingetauſcht. Dann nach Jahres¬ friſt ſei ein Zweiter eingetroffen und habe kunſtreichere
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0173"n="160"/>
Odgal beſuchen, meines Vaters Geſchwiſterkind.“—<lb/>„Willſt du Urfehde ſchwören, daß du nichts Feind¬<lb/>
liches willſt beginnen?“ Der Druide nahm das Schwert<lb/>
auf, beſann ſich einen Augenblick, ob er es für die<lb/>
Steinſtreitaxt, worauf ſeine Bürger zu ſchwören pflegten,<lb/>
wolle gelten laſſen, bot es dann Arthur hin und dieſer<lb/>
legte drei Finger auf die Klinge und ſchwor. Jetzt<lb/>
erſt erlaubte ſich der Prieſter, ſeiner neugierigen Ver¬<lb/>
wunderung über die Erzwaffen Ausdruck zu geben und<lb/>
Frage auf Frage darüber zu ſtellen. Er hatte vor¬<lb/>
längſt ganz dunkel etwas ſagen hören von Geräthen<lb/>
aus einem neuen, harten, gelbglänzenden Stoffe, die<lb/>
man in Turik geſehen haben wollte; er hatte es kaum<lb/>
aufgefaßt und bald vergeſſen; der Verkehr mit der<lb/>
Pfahlſtadt war eben kein ſehr häufiger; jetzt feſſelte<lb/>
der Augenſchein nicht wenig ſeine Aufmerkſamkeit.<lb/>
Arthur gab ihm alle gewünſchte Erläuterung. Vor<lb/>
Jahr und Tag ſei ein Fremdling fernher über das<lb/>
Alpengebirge gekommen zur Gemeinde Nuburik, ein<lb/>
Handelsmann aus dem Lande, wovon alte dunkle<lb/>
Kunde gehe, daß da eine wärmere Sonne ſcheine<lb/>
und Menſchen wohnen, die in allerhand Kunſt denen<lb/>
des Alpenlandes weit vorausſeien; der habe Beile,<lb/>
Hämmer, Meißel und manches Andere aus dieſem<lb/>
blinkenden Stoffe gebracht und gegen Felle, Rinder,<lb/>
Schafe und Wolle eingetauſcht. Dann nach Jahres¬<lb/>
friſt ſei ein Zweiter eingetroffen und habe kunſtreichere<lb/></p></div></body></text></TEI>
[160/0173]
Odgal beſuchen, meines Vaters Geſchwiſterkind.“ —
„Willſt du Urfehde ſchwören, daß du nichts Feind¬
liches willſt beginnen?“ Der Druide nahm das Schwert
auf, beſann ſich einen Augenblick, ob er es für die
Steinſtreitaxt, worauf ſeine Bürger zu ſchwören pflegten,
wolle gelten laſſen, bot es dann Arthur hin und dieſer
legte drei Finger auf die Klinge und ſchwor. Jetzt
erſt erlaubte ſich der Prieſter, ſeiner neugierigen Ver¬
wunderung über die Erzwaffen Ausdruck zu geben und
Frage auf Frage darüber zu ſtellen. Er hatte vor¬
längſt ganz dunkel etwas ſagen hören von Geräthen
aus einem neuen, harten, gelbglänzenden Stoffe, die
man in Turik geſehen haben wollte; er hatte es kaum
aufgefaßt und bald vergeſſen; der Verkehr mit der
Pfahlſtadt war eben kein ſehr häufiger; jetzt feſſelte
der Augenſchein nicht wenig ſeine Aufmerkſamkeit.
Arthur gab ihm alle gewünſchte Erläuterung. Vor
Jahr und Tag ſei ein Fremdling fernher über das
Alpengebirge gekommen zur Gemeinde Nuburik, ein
Handelsmann aus dem Lande, wovon alte dunkle
Kunde gehe, daß da eine wärmere Sonne ſcheine
und Menſchen wohnen, die in allerhand Kunſt denen
des Alpenlandes weit vorausſeien; der habe Beile,
Hämmer, Meißel und manches Andere aus dieſem
blinkenden Stoffe gebracht und gegen Felle, Rinder,
Schafe und Wolle eingetauſcht. Dann nach Jahres¬
friſt ſei ein Zweiter eingetroffen und habe kunſtreichere
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/173>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.