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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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hervorragenden Knoten darstellt, der in seiner ganzen Masse
aus kleinen, ein- oder mehrkernigen Zellen besteht. Das, was
diese Bildung besonders charakterisirt, ist der Umstand, dass
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sie überaus kernreich ist, so dass, wenn man sie in der Fläche
betrachtet, auf den ersten Blick fast nichts als Kerne vorhan-
den zu sein scheinen. Isolirt man diese Dinge, so bekommt
man entweder ganz kleine, mit einem Kerne versehene
Elemente, oft so klein, dass die Membran sich dicht um den
Kern herumlegt, oder grössere Zellen mit vielfacher Theilung
der Kerne, so dass 12 bis 24 und 30 Kerne in einer Zelle
enthalten sind, wo aber immer die Kerne klein, gleichmässig
und etwas glänzend aussehen.

Dieses Gebilde, welches in seiner Entwickelung dem Eiter
verhältnissmässig am nächsten steht, insofern es die kleinsten
Kerne und die verhältnissmässig kleinsten Zellen hat, unter-
scheidet sich dadurch von allen höher organisirten Formen
des Krebses, des Cancroids, des Sarkoms, dass diese letzteren
grosse, mächtige, oft kolossale Bildungen darstellen mit stark
entwickelten Kernen und Kernkörperchen. Es ist immer nur
eine ärmliche Produktion, eine von vornherein kümmerliche
Neubildung. Von Anfang an ist der Tuberkel, wie andere
Neubildungen, von Gefässen durchzogen, allein wenn er sich
vergrössert, so drängen sich seine vielen kleinen Zellen, diese,

[Abbildung] Fig. 140.

Entwickelung von Tuberkel aus Bindegewebe in der
Pleura. Man übersicht die ganze Reihenfolge von den einfachen Binde-
gewebskörperchen, der Theilung der Kerne und Zellen bis zu der Ent-
stehung des Tuberkelkorns, dessen Zellen in der Mitte wieder zu einem
fettig-körnigen Detritus zerfallen. Vergr. 300.

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hervorragenden Knoten darstellt, der in seiner ganzen Masse
aus kleinen, ein- oder mehrkernigen Zellen besteht. Das, was
diese Bildung besonders charakterisirt, ist der Umstand, dass
[Abbildung] Fig. 140.
sie überaus kernreich ist, so dass, wenn man sie in der Fläche
betrachtet, auf den ersten Blick fast nichts als Kerne vorhan-
den zu sein scheinen. Isolirt man diese Dinge, so bekommt
man entweder ganz kleine, mit einem Kerne versehene
Elemente, oft so klein, dass die Membran sich dicht um den
Kern herumlegt, oder grössere Zellen mit vielfacher Theilung
der Kerne, so dass 12 bis 24 und 30 Kerne in einer Zelle
enthalten sind, wo aber immer die Kerne klein, gleichmässig
und etwas glänzend aussehen.

Dieses Gebilde, welches in seiner Entwickelung dem Eiter
verhältnissmässig am nächsten steht, insofern es die kleinsten
Kerne und die verhältnissmässig kleinsten Zellen hat, unter-
scheidet sich dadurch von allen höher organisirten Formen
des Krebses, des Cancroids, des Sarkoms, dass diese letzteren
grosse, mächtige, oft kolossale Bildungen darstellen mit stark
entwickelten Kernen und Kernkörperchen. Es ist immer nur
eine ärmliche Produktion, eine von vornherein kümmerliche
Neubildung. Von Anfang an ist der Tuberkel, wie andere
Neubildungen, von Gefässen durchzogen, allein wenn er sich
vergrössert, so drängen sich seine vielen kleinen Zellen, diese,

[Abbildung] Fig. 140.

Entwickelung von Tuberkel aus Bindegewebe in der
Pleura. Man übersicht die ganze Reihenfolge von den einfachen Binde-
gewebskörperchen, der Theilung der Kerne und Zellen bis zu der Ent-
stehung des Tuberkelkorns, dessen Zellen in der Mitte wieder zu einem
fettig-körnigen Detritus zerfallen. Vergr. 300.

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[422/0444] Zwanzigste Vorlesung. hervorragenden Knoten darstellt, der in seiner ganzen Masse aus kleinen, ein- oder mehrkernigen Zellen besteht. Das, was diese Bildung besonders charakterisirt, ist der Umstand, dass [Abbildung Fig. 140.] sie überaus kernreich ist, so dass, wenn man sie in der Fläche betrachtet, auf den ersten Blick fast nichts als Kerne vorhan- den zu sein scheinen. Isolirt man diese Dinge, so bekommt man entweder ganz kleine, mit einem Kerne versehene Elemente, oft so klein, dass die Membran sich dicht um den Kern herumlegt, oder grössere Zellen mit vielfacher Theilung der Kerne, so dass 12 bis 24 und 30 Kerne in einer Zelle enthalten sind, wo aber immer die Kerne klein, gleichmässig und etwas glänzend aussehen. Dieses Gebilde, welches in seiner Entwickelung dem Eiter verhältnissmässig am nächsten steht, insofern es die kleinsten Kerne und die verhältnissmässig kleinsten Zellen hat, unter- scheidet sich dadurch von allen höher organisirten Formen des Krebses, des Cancroids, des Sarkoms, dass diese letzteren grosse, mächtige, oft kolossale Bildungen darstellen mit stark entwickelten Kernen und Kernkörperchen. Es ist immer nur eine ärmliche Produktion, eine von vornherein kümmerliche Neubildung. Von Anfang an ist der Tuberkel, wie andere Neubildungen, von Gefässen durchzogen, allein wenn er sich vergrössert, so drängen sich seine vielen kleinen Zellen, diese, [Abbildung Fig. 140. Entwickelung von Tuberkel aus Bindegewebe in der Pleura. Man übersicht die ganze Reihenfolge von den einfachen Binde- gewebskörperchen, der Theilung der Kerne und Zellen bis zu der Ent- stehung des Tuberkelkorns, dessen Zellen in der Mitte wieder zu einem fettig-körnigen Detritus zerfallen. Vergr. 300.]

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/444>, abgerufen am 28.04.2024.