ja nicht etwa auf die eigentliche Geschwulst, sondern man rechnete Noma (Cancer aquaticus) eben so gut dahin wie den Schanker (Cancer syphiliticus).
Von dieser etwas oberflächlichen Anschauung hat man nun im Laufe unseres Jahrhunderts nach und nach sich zu genaueren Vorstellungen zu erheben gesucht, und es ist auch hier zunächst das Verdienst von Laennec gewesen, scharfe Bezeichnungen gesucht zu haben. Allein er selbst ist auch hier wiederum schuldig daran gewesen, dass auch diese An- gelegenheit in eine fast unheilbare Verwirrung gerathen ist. Laennec stellte nämlich, wie Sie sich erinnern werden, zwei verschiedene Formen von Tuberkeln der Lunge auf, die sogenannte Tuberkel-Infiltration und die Tuber- kel-Granulation. Indem die Infiltration vollständig von dem alten Begriffe des Tuberkels abweicht, hier eben gar nicht die Rede war von einem Knötchen, sondern von einer gleichmässi- gen Durchdringung des ganzen Parenchyms, so war damit auch die Bahn gebrochen, auf der man immer weiter von dem alten Begriffe des Tuberkels sich entfernte. Nachdem einmal die Tuberkel-Infiltration geschaffen und die Form des Gebildes damit aufgegeben war, so nahm man auch die weitere Schil- derung gewöhnlich von der Infiltration als dem Umfangreiche- ren her, und suchte darnach, worin eigentlich die Infiltration mit den übrigen, früher bekannten Formen des Tuberkels über- einstimme. So ist es gekommen, dass allmählig die käsige Beschaffenheit des Tuberkels als der gemeinschaftliche Gat- tungscharacter aller Tuberkelprodukte, nicht bloss als nächster Anhaltspunkt für die Unterscheidung, sondern auch als Aus- gangspunkt für die Deutung des Vorganges überhaupt ge- braucht worden ist. So ist es im Besonderen geschehen, dass man sich vorgestellt hat, der Tuberkel könne einfach in der Weise entstehen, dass ein beliebiges Exsudat seine wässerigen Bestandtheile verliere, sich eindicke, trübe, undurchsichtig, käsig werde, und in diesem Zustande liegen bleibe.
Der Ausdruck der Tuberkelkörperchen, der ja noch recht häufig in Anwendung kommt, bezieht sich gerade auf das Stadium des Käsigen, und die genaue Schilderung; welche Lebert davon geliefert hat, läuft darauf hinaus, dass es Bil-
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Tuberkel.
ja nicht etwa auf die eigentliche Geschwulst, sondern man rechnete Noma (Cancer aquaticus) eben so gut dahin wie den Schanker (Cancer syphiliticus).
Von dieser etwas oberflächlichen Anschauung hat man nun im Laufe unseres Jahrhunderts nach und nach sich zu genaueren Vorstellungen zu erheben gesucht, und es ist auch hier zunächst das Verdienst von Laennec gewesen, scharfe Bezeichnungen gesucht zu haben. Allein er selbst ist auch hier wiederum schuldig daran gewesen, dass auch diese An- gelegenheit in eine fast unheilbare Verwirrung gerathen ist. Laennec stellte nämlich, wie Sie sich erinnern werden, zwei verschiedene Formen von Tuberkeln der Lunge auf, die sogenannte Tuberkel-Infiltration und die Tuber- kel-Granulation. Indem die Infiltration vollständig von dem alten Begriffe des Tuberkels abweicht, hier eben gar nicht die Rede war von einem Knötchen, sondern von einer gleichmässi- gen Durchdringung des ganzen Parenchyms, so war damit auch die Bahn gebrochen, auf der man immer weiter von dem alten Begriffe des Tuberkels sich entfernte. Nachdem einmal die Tuberkel-Infiltration geschaffen und die Form des Gebildes damit aufgegeben war, so nahm man auch die weitere Schil- derung gewöhnlich von der Infiltration als dem Umfangreiche- ren her, und suchte darnach, worin eigentlich die Infiltration mit den übrigen, früher bekannten Formen des Tuberkels über- einstimme. So ist es gekommen, dass allmählig die käsige Beschaffenheit des Tuberkels als der gemeinschaftliche Gat- tungscharacter aller Tuberkelprodukte, nicht bloss als nächster Anhaltspunkt für die Unterscheidung, sondern auch als Aus- gangspunkt für die Deutung des Vorganges überhaupt ge- braucht worden ist. So ist es im Besonderen geschehen, dass man sich vorgestellt hat, der Tuberkel könne einfach in der Weise entstehen, dass ein beliebiges Exsudat seine wässerigen Bestandtheile verliere, sich eindicke, trübe, undurchsichtig, käsig werde, und in diesem Zustande liegen bleibe.
Der Ausdruck der Tuberkelkörperchen, der ja noch recht häufig in Anwendung kommt, bezieht sich gerade auf das Stadium des Käsigen, und die genaue Schilderung; welche Lebert davon geliefert hat, läuft darauf hinaus, dass es Bil-
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Tuberkel.
ja nicht etwa auf die eigentliche Geschwulst, sondern man
rechnete Noma (Cancer aquaticus) eben so gut dahin wie den
Schanker (Cancer syphiliticus).
Von dieser etwas oberflächlichen Anschauung hat man
nun im Laufe unseres Jahrhunderts nach und nach sich zu
genaueren Vorstellungen zu erheben gesucht, und es ist auch
hier zunächst das Verdienst von Laennec gewesen, scharfe
Bezeichnungen gesucht zu haben. Allein er selbst ist auch
hier wiederum schuldig daran gewesen, dass auch diese An-
gelegenheit in eine fast unheilbare Verwirrung gerathen ist.
Laennec stellte nämlich, wie Sie sich erinnern werden,
zwei verschiedene Formen von Tuberkeln der Lunge auf,
die sogenannte Tuberkel-Infiltration und die Tuber-
kel-Granulation. Indem die Infiltration vollständig von dem
alten Begriffe des Tuberkels abweicht, hier eben gar nicht die
Rede war von einem Knötchen, sondern von einer gleichmässi-
gen Durchdringung des ganzen Parenchyms, so war damit
auch die Bahn gebrochen, auf der man immer weiter von dem
alten Begriffe des Tuberkels sich entfernte. Nachdem einmal
die Tuberkel-Infiltration geschaffen und die Form des Gebildes
damit aufgegeben war, so nahm man auch die weitere Schil-
derung gewöhnlich von der Infiltration als dem Umfangreiche-
ren her, und suchte darnach, worin eigentlich die Infiltration
mit den übrigen, früher bekannten Formen des Tuberkels über-
einstimme. So ist es gekommen, dass allmählig die käsige
Beschaffenheit des Tuberkels als der gemeinschaftliche Gat-
tungscharacter aller Tuberkelprodukte, nicht bloss als nächster
Anhaltspunkt für die Unterscheidung, sondern auch als Aus-
gangspunkt für die Deutung des Vorganges überhaupt ge-
braucht worden ist. So ist es im Besonderen geschehen, dass
man sich vorgestellt hat, der Tuberkel könne einfach in der
Weise entstehen, dass ein beliebiges Exsudat seine wässerigen
Bestandtheile verliere, sich eindicke, trübe, undurchsichtig,
käsig werde, und in diesem Zustande liegen bleibe.
Der Ausdruck der Tuberkelkörperchen, der ja noch recht
häufig in Anwendung kommt, bezieht sich gerade auf das
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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/441>, abgerufen am 28.11.2024.
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