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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Siebzehnte Vorlesung.
Aussehen, wie wenn sie mit kleinen Wachspunkten durch-
sprengt wäre, und bei der mikroskopischen Untersuchung er-
scheint es wie ein dichtes Strassenpflaster, welches die ganze
Inhaltsmasse zusammensetzt.

Ueber die Bedeutung dieser Veränderungen lässt sich
empirisch nicht viel aussagen, allein, wenn gerade der Follikel-
Inhalt das Wesentliche bei einer Lymphdrüse ist, wenn von
hier aus die Entwickelung der neuen Bestandtheile des Blutes
erfolgt, so muss man wohl schliessen, dass die Erkrankung
der Lymphdrüsen und der Milz, wo die Follikel gleichfalls in
der Regel getroffen werden, für die Blutbildung direct einen
nachtheiligen Einfluss habe, dass es sich also nicht um weit-
liegende Wirkungen handele, sondern dass direct die Blut-
bildung eine Abänderung erleidet und Zustände der Anämie
nachfolgen müssen. Auch kann für den Lymphstrom eine
Hemmung und dadurch wieder Mangel an Resorption, Neigung
zu Hydrops u. s. w. entstehen.

Wenden wir auf die Durchschnitte solcher Drüsen Jod an,
so färben sich alle erkrankten Theile roth, während alles
Uebrige, was der normalen Structur entspricht, einfach gelb
wird. Die Rinde, welche aus Bindegewebe besteht, die fibrö-
sen Balken zwischen den Follikeln, das feine Netz, welches
die einzelnen Corpora amylacea auseinanderhält, endlich die-
jenigen Follikel, welche normale Zellen enthalten, bleiben gelb.
Alle anderen Theile nehmen das jodrothe Aussehen an. Brin-
gen wir Schwefelsäure dazu, so werden diese Stellen dunkel
röthlichbraun, violettroth und, trifft man es glücklich, rein
blau; sind noch stickstoffhaltige Partikeln dazwischen, so ist
die Farbe grün oder braunroth. --

Nachdem wir, meine Herren, die Classification der krank-
haften Störungen im Grossen nach den einzelnen Gewebsthä-
tigkeiten vorgenommen haben, denke ich den Prozess genauer
zu besprechen, welcher dem praktischen Arzte nach der ge-
wöhnlichen Sprechweise am häufigsten vorkommt, nämlich die
Entzündung
.

Der Begriff der Entzündung hat sich unter der Einwir-
kung der Erfahrungen, von welchen Sie gegenwärtig einen

Siebzehnte Vorlesung.
Aussehen, wie wenn sie mit kleinen Wachspunkten durch-
sprengt wäre, und bei der mikroskopischen Untersuchung er-
scheint es wie ein dichtes Strassenpflaster, welches die ganze
Inhaltsmasse zusammensetzt.

Ueber die Bedeutung dieser Veränderungen lässt sich
empirisch nicht viel aussagen, allein, wenn gerade der Follikel-
Inhalt das Wesentliche bei einer Lymphdrüse ist, wenn von
hier aus die Entwickelung der neuen Bestandtheile des Blutes
erfolgt, so muss man wohl schliessen, dass die Erkrankung
der Lymphdrüsen und der Milz, wo die Follikel gleichfalls in
der Regel getroffen werden, für die Blutbildung direct einen
nachtheiligen Einfluss habe, dass es sich also nicht um weit-
liegende Wirkungen handele, sondern dass direct die Blut-
bildung eine Abänderung erleidet und Zustände der Anämie
nachfolgen müssen. Auch kann für den Lymphstrom eine
Hemmung und dadurch wieder Mangel an Resorption, Neigung
zu Hydrops u. s. w. entstehen.

Wenden wir auf die Durchschnitte solcher Drüsen Jod an,
so färben sich alle erkrankten Theile roth, während alles
Uebrige, was der normalen Structur entspricht, einfach gelb
wird. Die Rinde, welche aus Bindegewebe besteht, die fibrö-
sen Balken zwischen den Follikeln, das feine Netz, welches
die einzelnen Corpora amylacea auseinanderhält, endlich die-
jenigen Follikel, welche normale Zellen enthalten, bleiben gelb.
Alle anderen Theile nehmen das jodrothe Aussehen an. Brin-
gen wir Schwefelsäure dazu, so werden diese Stellen dunkel
röthlichbraun, violettroth und, trifft man es glücklich, rein
blau; sind noch stickstoffhaltige Partikeln dazwischen, so ist
die Farbe grün oder braunroth. —

Nachdem wir, meine Herren, die Classification der krank-
haften Störungen im Grossen nach den einzelnen Gewebsthä-
tigkeiten vorgenommen haben, denke ich den Prozess genauer
zu besprechen, welcher dem praktischen Arzte nach der ge-
wöhnlichen Sprechweise am häufigsten vorkommt, nämlich die
Entzündung
.

Der Begriff der Entzündung hat sich unter der Einwir-
kung der Erfahrungen, von welchen Sie gegenwärtig einen

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[344/0366] Siebzehnte Vorlesung. Aussehen, wie wenn sie mit kleinen Wachspunkten durch- sprengt wäre, und bei der mikroskopischen Untersuchung er- scheint es wie ein dichtes Strassenpflaster, welches die ganze Inhaltsmasse zusammensetzt. Ueber die Bedeutung dieser Veränderungen lässt sich empirisch nicht viel aussagen, allein, wenn gerade der Follikel- Inhalt das Wesentliche bei einer Lymphdrüse ist, wenn von hier aus die Entwickelung der neuen Bestandtheile des Blutes erfolgt, so muss man wohl schliessen, dass die Erkrankung der Lymphdrüsen und der Milz, wo die Follikel gleichfalls in der Regel getroffen werden, für die Blutbildung direct einen nachtheiligen Einfluss habe, dass es sich also nicht um weit- liegende Wirkungen handele, sondern dass direct die Blut- bildung eine Abänderung erleidet und Zustände der Anämie nachfolgen müssen. Auch kann für den Lymphstrom eine Hemmung und dadurch wieder Mangel an Resorption, Neigung zu Hydrops u. s. w. entstehen. Wenden wir auf die Durchschnitte solcher Drüsen Jod an, so färben sich alle erkrankten Theile roth, während alles Uebrige, was der normalen Structur entspricht, einfach gelb wird. Die Rinde, welche aus Bindegewebe besteht, die fibrö- sen Balken zwischen den Follikeln, das feine Netz, welches die einzelnen Corpora amylacea auseinanderhält, endlich die- jenigen Follikel, welche normale Zellen enthalten, bleiben gelb. Alle anderen Theile nehmen das jodrothe Aussehen an. Brin- gen wir Schwefelsäure dazu, so werden diese Stellen dunkel röthlichbraun, violettroth und, trifft man es glücklich, rein blau; sind noch stickstoffhaltige Partikeln dazwischen, so ist die Farbe grün oder braunroth. — Nachdem wir, meine Herren, die Classification der krank- haften Störungen im Grossen nach den einzelnen Gewebsthä- tigkeiten vorgenommen haben, denke ich den Prozess genauer zu besprechen, welcher dem praktischen Arzte nach der ge- wöhnlichen Sprechweise am häufigsten vorkommt, nämlich die Entzündung. Der Begriff der Entzündung hat sich unter der Einwir- kung der Erfahrungen, von welchen Sie gegenwärtig einen

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/366>, abgerufen am 24.11.2024.