Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.Siebzehnte Vorlesung. artige Masse beigemengt ist, statt blau grün erscheint, indemdie stickstoffhaltige Substanz durch Jod gelb, die amyloide blau wird, was den Totaleffect des Grünen gibt. Je mehr stickstoffhaltige Substanz, um so mehr wird die Farbe braun, und nicht selten hat man in der Prostata nebeneinander Concretionen, welche nach der Jodeinwirkung die verschieden- sten Farben darbieten. Insofern unterscheiden sich diese Bil- dungen von jenen kleinen Amylumkörperchen des Nervenap- parates, welche sämmtlich eine blaue oder blaugraue Farbe durch Jod annehmen. Auch ist zu bemerken, dass manche im Bau ganz analoge Körper der Prostata durch Jod nur gelb oder braun werden, sich also chemisch anders verhalten. Wesentlich verschieden von dieser Ausscheidung stärke- Siebzehnte Vorlesung. artige Masse beigemengt ist, statt blau grün erscheint, indemdie stickstoffhaltige Substanz durch Jod gelb, die amyloide blau wird, was den Totaleffect des Grünen gibt. Je mehr stickstoffhaltige Substanz, um so mehr wird die Farbe braun, und nicht selten hat man in der Prostata nebeneinander Concretionen, welche nach der Jodeinwirkung die verschieden- sten Farben darbieten. Insofern unterscheiden sich diese Bil- dungen von jenen kleinen Amylumkörperchen des Nervenap- parates, welche sämmtlich eine blaue oder blaugraue Farbe durch Jod annehmen. Auch ist zu bemerken, dass manche im Bau ganz analoge Körper der Prostata durch Jod nur gelb oder braun werden, sich also chemisch anders verhalten. Wesentlich verschieden von dieser Ausscheidung stärke- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0356" n="334"/><fw place="top" type="header">Siebzehnte Vorlesung.</fw><lb/> artige Masse beigemengt ist, statt blau grün erscheint, indem<lb/> die stickstoffhaltige Substanz durch Jod gelb, die amyloide<lb/> blau wird, was den Totaleffect des Grünen gibt. Je mehr<lb/> stickstoffhaltige Substanz, um so mehr wird die Farbe<lb/> braun, und nicht selten hat man in der Prostata nebeneinander<lb/> Concretionen, welche nach der Jodeinwirkung die verschieden-<lb/> sten Farben darbieten. Insofern unterscheiden sich diese Bil-<lb/> dungen von jenen kleinen Amylumkörperchen des Nervenap-<lb/> parates, welche sämmtlich eine blaue oder blaugraue Farbe<lb/> durch Jod annehmen. Auch ist zu bemerken, dass manche<lb/> im Bau ganz analoge Körper der Prostata durch Jod nur gelb<lb/> oder braun werden, sich also chemisch anders verhalten.</p><lb/> <p>Wesentlich verschieden von dieser Ausscheidung stärke-<lb/> artiger Substanz verhalten sich die Degenerationen des Ge-<lb/> webes selbst, wobei Gewebselemente als solche sich direkt mit<lb/> dieser Substanz erfüllen und nach und nach so davon durch-<lb/> drungen werden, wie etwa die Durchdringung der Gewebe mit<lb/> Kalk bei der Verkalkung erfolgt. Man kann nicht füglich<lb/> zwei Dinge besser vergleichen, als die Verkalkung und die<lb/> amyloide Veränderung (Verholzung). Diese Substanz, welche<lb/> die eigentliche Degeneration der Gewebe macht, hat die Eigen-<lb/> thümlichkeit, dass sie unter der Einwirkung von Jod für sich<lb/> nie blau wird. Bis jetzt ist wenigstens kein Fall bekannt, wo<lb/> im Parenchym der Gewebe die Substanz diese Farbe darge-<lb/> boten hätte. Viel mehr sieht man eine eigenthümliche gelb-<lb/> rothe Farbe entstehen, welche allerdings in manchen Fällen<lb/> einen leichten Stich in’s Rothviolette hat, so dass gewisse An-<lb/> näherungen an das Blau der wahren Amyloid-Masse hervor-<lb/> treten. Dagegen zeigt sie ziemlich regelmässig eine wirkliche,<lb/> sei es vollkommen blaue, sei es violette Farbe, wenn man<lb/> recht vorsichtig Schwefelsäure zufügt. Es gehört dazu aller-<lb/> dings eine gewisse Uebung; man muss das Verhältniss gut<lb/> treffen, da die Schwefelsäure die Substanz gewöhnlich sehr<lb/> schnell zerstört, und man entweder sehr undeutliche Färbun-<lb/> gen bekommt, oder die Farbe nur momentan hervortritt und<lb/> alsbald wieder verschwindet. Somit steht diese Substanz der<lb/> eigentlichen Stärke weniger nahe, sondern nähert sich viel-<lb/> mehr der Cellulose, wie wir sie früher besprochen haben.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [334/0356]
Siebzehnte Vorlesung.
artige Masse beigemengt ist, statt blau grün erscheint, indem
die stickstoffhaltige Substanz durch Jod gelb, die amyloide
blau wird, was den Totaleffect des Grünen gibt. Je mehr
stickstoffhaltige Substanz, um so mehr wird die Farbe
braun, und nicht selten hat man in der Prostata nebeneinander
Concretionen, welche nach der Jodeinwirkung die verschieden-
sten Farben darbieten. Insofern unterscheiden sich diese Bil-
dungen von jenen kleinen Amylumkörperchen des Nervenap-
parates, welche sämmtlich eine blaue oder blaugraue Farbe
durch Jod annehmen. Auch ist zu bemerken, dass manche
im Bau ganz analoge Körper der Prostata durch Jod nur gelb
oder braun werden, sich also chemisch anders verhalten.
Wesentlich verschieden von dieser Ausscheidung stärke-
artiger Substanz verhalten sich die Degenerationen des Ge-
webes selbst, wobei Gewebselemente als solche sich direkt mit
dieser Substanz erfüllen und nach und nach so davon durch-
drungen werden, wie etwa die Durchdringung der Gewebe mit
Kalk bei der Verkalkung erfolgt. Man kann nicht füglich
zwei Dinge besser vergleichen, als die Verkalkung und die
amyloide Veränderung (Verholzung). Diese Substanz, welche
die eigentliche Degeneration der Gewebe macht, hat die Eigen-
thümlichkeit, dass sie unter der Einwirkung von Jod für sich
nie blau wird. Bis jetzt ist wenigstens kein Fall bekannt, wo
im Parenchym der Gewebe die Substanz diese Farbe darge-
boten hätte. Viel mehr sieht man eine eigenthümliche gelb-
rothe Farbe entstehen, welche allerdings in manchen Fällen
einen leichten Stich in’s Rothviolette hat, so dass gewisse An-
näherungen an das Blau der wahren Amyloid-Masse hervor-
treten. Dagegen zeigt sie ziemlich regelmässig eine wirkliche,
sei es vollkommen blaue, sei es violette Farbe, wenn man
recht vorsichtig Schwefelsäure zufügt. Es gehört dazu aller-
dings eine gewisse Uebung; man muss das Verhältniss gut
treffen, da die Schwefelsäure die Substanz gewöhnlich sehr
schnell zerstört, und man entweder sehr undeutliche Färbun-
gen bekommt, oder die Farbe nur momentan hervortritt und
alsbald wieder verschwindet. Somit steht diese Substanz der
eigentlichen Stärke weniger nahe, sondern nähert sich viel-
mehr der Cellulose, wie wir sie früher besprochen haben.
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