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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Sclerose und Ossification der Arterien.
bei dem normalen Verhalten der Intima; in den Lücken und
in den Faserzügen liegen zellige Theile (Fig. 118.) Die Ver-
grösserung, welche der Theil durch den Prozess erfährt und
welche wir Sklerose nennen, beruht darauf, dass die zelligen
Elemente der Wand grösser werden und eine Vermehrung der
Kerne eintritt, so dass man nicht selten Räume findet, in denen
ganze Haufen von Kernen liegen. Damit leitet sich der Prozess
ein. In manchen Fällen kommen Theilungen der Zellen vor,
und man trifft eine grosse Menge von jungen Elementen.
Diese Theile sind es, welche nachher der Sitz der fettigen De-
generation werden (Fig. 118, a, a') und dann wirklich zu Grunde
gehen. Demnach haben wir auch hier wieder einen activen
Prozess, der wirklich neue Gewebe hervorbringt, dann aber
durch seine eigene Entwickelung dem Zerfall entgegeneilt.
Kennt man diese Entwickelung des Prozesses, so begreift es
sich, dass eine zweite Möglichkeit des Ausganges neben der
fettigen Degeneration besteht, nämlich die Ossification. Denn
es handelt sich hier wirklich um eine Ossification, und nicht
bloss, wie man in neuerer Zeit behauptet hat, um eine blosse
Verkalkung. Die Platten, welche die innere Wand des Ge-
fässes durchsetzen, sind wirkliche Knochenplatten. Da sie aus
derselben sklerotischen Substanz sich bilden, aus der in an-
deren Fällen die fettige Masse wird, und da ein wirkliches
Gewebe nur aus einem früheren Gewebe hervorgehen kann, so
folgt von selbst, dass wir auch bei dem Ausgange in Fettme-
tamorphose nicht eine einfache Ausstreuung von Fett anneh-
men können, welche in beliebigen Zwischenräumen erfolgte.

Die wesentliche Verschiedenheit, welche an einem grossen
Gefässe, z. B. der Aorta, zwischen diesem Prozesse und einer
einfachen fettigen Degeneration besteht, würde also die sein,
dass, wenn eine einfache fettige Degeneration die Intima trifft,
dieselbe sich an der Oberfläche so entwickelt, dass eine ganz
leichte Anschwellung entsteht, welche sofort mit weggenommen
wird, sobald man einen oberflächlichen Schnittmacht; darunter liegt
noch intacte Intima. Im anderen Falle dagegen haben wir im äus-
sersten Stadium einen tiefliegenden Heerd, welcher aufbricht, sei-
nen Inhalt entleert und das atheromatöse Geschwür bil-
det. Dieses entsteht zuerst als ein feines Loch der Intima,

Sclerose und Ossification der Arterien.
bei dem normalen Verhalten der Intima; in den Lücken und
in den Faserzügen liegen zellige Theile (Fig. 118.) Die Ver-
grösserung, welche der Theil durch den Prozess erfährt und
welche wir Sklerose nennen, beruht darauf, dass die zelligen
Elemente der Wand grösser werden und eine Vermehrung der
Kerne eintritt, so dass man nicht selten Räume findet, in denen
ganze Haufen von Kernen liegen. Damit leitet sich der Prozess
ein. In manchen Fällen kommen Theilungen der Zellen vor,
und man trifft eine grosse Menge von jungen Elementen.
Diese Theile sind es, welche nachher der Sitz der fettigen De-
generation werden (Fig. 118, a, a') und dann wirklich zu Grunde
gehen. Demnach haben wir auch hier wieder einen activen
Prozess, der wirklich neue Gewebe hervorbringt, dann aber
durch seine eigene Entwickelung dem Zerfall entgegeneilt.
Kennt man diese Entwickelung des Prozesses, so begreift es
sich, dass eine zweite Möglichkeit des Ausganges neben der
fettigen Degeneration besteht, nämlich die Ossification. Denn
es handelt sich hier wirklich um eine Ossification, und nicht
bloss, wie man in neuerer Zeit behauptet hat, um eine blosse
Verkalkung. Die Platten, welche die innere Wand des Ge-
fässes durchsetzen, sind wirkliche Knochenplatten. Da sie aus
derselben sklerotischen Substanz sich bilden, aus der in an-
deren Fällen die fettige Masse wird, und da ein wirkliches
Gewebe nur aus einem früheren Gewebe hervorgehen kann, so
folgt von selbst, dass wir auch bei dem Ausgange in Fettme-
tamorphose nicht eine einfache Ausstreuung von Fett anneh-
men können, welche in beliebigen Zwischenräumen erfolgte.

Die wesentliche Verschiedenheit, welche an einem grossen
Gefässe, z. B. der Aorta, zwischen diesem Prozesse und einer
einfachen fettigen Degeneration besteht, würde also die sein,
dass, wenn eine einfache fettige Degeneration die Intima trifft,
dieselbe sich an der Oberfläche so entwickelt, dass eine ganz
leichte Anschwellung entsteht, welche sofort mit weggenommen
wird, sobald man einen oberflächlichen Schnittmacht; darunter liegt
noch intacte Intima. Im anderen Falle dagegen haben wir im äus-
sersten Stadium einen tiefliegenden Heerd, welcher aufbricht, sei-
nen Inhalt entleert und das atheromatöse Geschwür bil-
det. Dieses entsteht zuerst als ein feines Loch der Intima,

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[325/0347] Sclerose und Ossification der Arterien. bei dem normalen Verhalten der Intima; in den Lücken und in den Faserzügen liegen zellige Theile (Fig. 118.) Die Ver- grösserung, welche der Theil durch den Prozess erfährt und welche wir Sklerose nennen, beruht darauf, dass die zelligen Elemente der Wand grösser werden und eine Vermehrung der Kerne eintritt, so dass man nicht selten Räume findet, in denen ganze Haufen von Kernen liegen. Damit leitet sich der Prozess ein. In manchen Fällen kommen Theilungen der Zellen vor, und man trifft eine grosse Menge von jungen Elementen. Diese Theile sind es, welche nachher der Sitz der fettigen De- generation werden (Fig. 118, a, a') und dann wirklich zu Grunde gehen. Demnach haben wir auch hier wieder einen activen Prozess, der wirklich neue Gewebe hervorbringt, dann aber durch seine eigene Entwickelung dem Zerfall entgegeneilt. Kennt man diese Entwickelung des Prozesses, so begreift es sich, dass eine zweite Möglichkeit des Ausganges neben der fettigen Degeneration besteht, nämlich die Ossification. Denn es handelt sich hier wirklich um eine Ossification, und nicht bloss, wie man in neuerer Zeit behauptet hat, um eine blosse Verkalkung. Die Platten, welche die innere Wand des Ge- fässes durchsetzen, sind wirkliche Knochenplatten. Da sie aus derselben sklerotischen Substanz sich bilden, aus der in an- deren Fällen die fettige Masse wird, und da ein wirkliches Gewebe nur aus einem früheren Gewebe hervorgehen kann, so folgt von selbst, dass wir auch bei dem Ausgange in Fettme- tamorphose nicht eine einfache Ausstreuung von Fett anneh- men können, welche in beliebigen Zwischenräumen erfolgte. Die wesentliche Verschiedenheit, welche an einem grossen Gefässe, z. B. der Aorta, zwischen diesem Prozesse und einer einfachen fettigen Degeneration besteht, würde also die sein, dass, wenn eine einfache fettige Degeneration die Intima trifft, dieselbe sich an der Oberfläche so entwickelt, dass eine ganz leichte Anschwellung entsteht, welche sofort mit weggenommen wird, sobald man einen oberflächlichen Schnittmacht; darunter liegt noch intacte Intima. Im anderen Falle dagegen haben wir im äus- sersten Stadium einen tiefliegenden Heerd, welcher aufbricht, sei- nen Inhalt entleert und das atheromatöse Geschwür bil- det. Dieses entsteht zuerst als ein feines Loch der Intima,

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/347>, abgerufen am 28.11.2024.