Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.Zwölfte Vorlesung. wie innerhalb einer Papille ein einzelnes (Zellen-) Territoriumerkranken kann. Gesetzt z. B. ein solches Territorium schwillt an, vergrössert sich und wächst immer mehr und mehr hervor, so kann eine baumförmige Verästelung entstehen (spitzes Con- dylom), ohne dass die ganze Papille in gleicher Weise afficirt [Abbildung]
Fig. 84. wäre. Das Gefäss wächst erst späterhin nach und schiebtsich in die schon grösser gewordenen Aeste hinein. Nicht das Gefäss ist es, welches durch seine Entwickelung die Theile hinausschiebt, sondern die erste Entwickelung geht immer vom Bindegewebe des Grundstockes aus. Es hat daher das Stu- dium der Hautzustände ein besonderes Interesse für die Kri- tik der allgemein-pathologischen Doctrinen. Was zunächst den neuropathologischen Standpunkt betrifft, so ist es ganz unbe- greiflich, wie ein Nerv, der inmitten einer ganzen Gruppe von nervenlosen Theilen liegt, es machen soll, um innerhalb dieser Gruppe eine einzelne Papille, zu welcher er gar nicht hin- kommt, zu einer pathologischen Thätigkeit zu vermögen, an welcher die übrigen Papillen desselben Nerven-Territoriums keinen Theil nehmen. Eben so schwierig ist die Deutung die- [Abbildung]
Fig. 84. Der Grundstock eines spitzen Condyloms vom Penis mit Zwölfte Vorlesung. wie innerhalb einer Papille ein einzelnes (Zellen-) Territoriumerkranken kann. Gesetzt z. B. ein solches Territorium schwillt an, vergrössert sich und wächst immer mehr und mehr hervor, so kann eine baumförmige Verästelung entstehen (spitzes Con- dylom), ohne dass die ganze Papille in gleicher Weise afficirt [Abbildung]
Fig. 84. wäre. Das Gefäss wächst erst späterhin nach und schiebtsich in die schon grösser gewordenen Aeste hinein. Nicht das Gefäss ist es, welches durch seine Entwickelung die Theile hinausschiebt, sondern die erste Entwickelung geht immer vom Bindegewebe des Grundstockes aus. Es hat daher das Stu- dium der Hautzustände ein besonderes Interesse für die Kri- tik der allgemein-pathologischen Doctrinen. Was zunächst den neuropathologischen Standpunkt betrifft, so ist es ganz unbe- greiflich, wie ein Nerv, der inmitten einer ganzen Gruppe von nervenlosen Theilen liegt, es machen soll, um innerhalb dieser Gruppe eine einzelne Papille, zu welcher er gar nicht hin- kommt, zu einer pathologischen Thätigkeit zu vermögen, an welcher die übrigen Papillen desselben Nerven-Territoriums keinen Theil nehmen. Eben so schwierig ist die Deutung die- [Abbildung]
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Zwölfte Vorlesung.
wie innerhalb einer Papille ein einzelnes (Zellen-) Territorium
erkranken kann. Gesetzt z. B. ein solches Territorium schwillt
an, vergrössert sich und wächst immer mehr und mehr hervor,
so kann eine baumförmige Verästelung entstehen (spitzes Con-
dylom), ohne dass die ganze Papille in gleicher Weise afficirt
[Abbildung Fig. 84.]
wäre. Das Gefäss wächst erst späterhin nach und schiebt
sich in die schon grösser gewordenen Aeste hinein. Nicht das
Gefäss ist es, welches durch seine Entwickelung die Theile
hinausschiebt, sondern die erste Entwickelung geht immer vom
Bindegewebe des Grundstockes aus. Es hat daher das Stu-
dium der Hautzustände ein besonderes Interesse für die Kri-
tik der allgemein-pathologischen Doctrinen. Was zunächst den
neuropathologischen Standpunkt betrifft, so ist es ganz unbe-
greiflich, wie ein Nerv, der inmitten einer ganzen Gruppe von
nervenlosen Theilen liegt, es machen soll, um innerhalb dieser
Gruppe eine einzelne Papille, zu welcher er gar nicht hin-
kommt, zu einer pathologischen Thätigkeit zu vermögen, an
welcher die übrigen Papillen desselben Nerven-Territoriums
keinen Theil nehmen. Eben so schwierig ist die Deutung die-
[Abbildung Fig. 84. Der Grundstock eines spitzen Condyloms vom Penis mit
stark knospenden und verästelten Papillen, nach völliger Ablösung der
Epidermis und des Rete Malpighii. Vergr. 11.]
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