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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Die lymphoiden Organe.
tungen im Körper vorhanden ist, welche ganz denselben Bau
haben, welche aber nicht so grosse Zusammenordnungen dar-
stellen, wie wir sie in einer Lymphdrüsse finden. Dahin ge-
hören im Besonderen die Follikel des Darms, die solitären
und Peyerschen. Ein Peyerscher Haufen ist nichts weiter als
die flächenartige Ausbreitung einer Lymphdrüse; die einzelnen
Follikel des Haufens entsprechen, ebenso wie die Solitärfollikel
des Digestionstractus, den einzelnen Follikeln einer Lymph-
drüse, nur dass jene, wenigstens beim Menschen, in einfacher,
diese in mehrfacher Lage sich befinden. Die solitären und
Peyerschen Drüsen haben also gar nichts gemein mit den ge-
wöhnlichen Drüsen, welche nach dem Darm hin secerniren;
sie haben vielmehr die Stellung und offenbar auch die Funk-
tion der Lymphdrüsen.

In dieselbe Kategorie gehören aller Wahrscheinlichkeit
nach auch die analogen Apparate, die wir im oberen Theil
des Digestionstractus in so grossen Haufen zusammengeordnet
finden, wo sie die Tonsillen und die Follikel der Zungen-
wurzel
bilden. Während im Darm die Follikel in einer
ebenen Fläche liegen, findet sich hier die Fläche eingefaltet
und die einzelnen Follikel um die Einfaltung oder Einstülpung
herumliegend.

In dieselbe Kategorie gehört weiterhin die Thymus-
drüse
, welche im Innern keine anderen Verschiedenheiten
ihres Baues zeigt, als dass die Anhäufung der Follikel einen
noch höheren Grad erreicht, als in den Lymphdrüsen. Wäh-
rend wir in den meisten Lymphdrüsen noch einen Hilus
haben, wo keine Follikel liegen, so hört dies in der Thy-
musdrüse auf; sie hat keinen Hilus mehr.

Dahin gehört endlich ein sehr wesentlicher Bestandtheil der
Milz, nämlich die Malpighischen oder weissen Körper, die
bei verschiedenen Leuten in ebenso verschiedener Menge durch
das Milzparenchym zerstreut sind, wie die solitären und Peyer-
schen Follikel im Darm. Auf einem Durchschnitte durch die
Milz sehen wir vom Hilus her die Trabekeln gegen die Cap-
sel ausstrahlen und gewisse Abschnitte von Drüsensubstanz
umschliessen, innerhalb deren die rothe Milzpulpe liegt, hier

Die lymphoiden Organe.
tungen im Körper vorhanden ist, welche ganz denselben Bau
haben, welche aber nicht so grosse Zusammenordnungen dar-
stellen, wie wir sie in einer Lymphdrüsse finden. Dahin ge-
hören im Besonderen die Follikel des Darms, die solitären
und Peyerschen. Ein Peyerscher Haufen ist nichts weiter als
die flächenartige Ausbreitung einer Lymphdrüse; die einzelnen
Follikel des Haufens entsprechen, ebenso wie die Solitärfollikel
des Digestionstractus, den einzelnen Follikeln einer Lymph-
drüse, nur dass jene, wenigstens beim Menschen, in einfacher,
diese in mehrfacher Lage sich befinden. Die solitären und
Peyerschen Drüsen haben also gar nichts gemein mit den ge-
wöhnlichen Drüsen, welche nach dem Darm hin secerniren;
sie haben vielmehr die Stellung und offenbar auch die Funk-
tion der Lymphdrüsen.

In dieselbe Kategorie gehören aller Wahrscheinlichkeit
nach auch die analogen Apparate, die wir im oberen Theil
des Digestionstractus in so grossen Haufen zusammengeordnet
finden, wo sie die Tonsillen und die Follikel der Zungen-
wurzel
bilden. Während im Darm die Follikel in einer
ebenen Fläche liegen, findet sich hier die Fläche eingefaltet
und die einzelnen Follikel um die Einfaltung oder Einstülpung
herumliegend.

In dieselbe Kategorie gehört weiterhin die Thymus-
drüse
, welche im Innern keine anderen Verschiedenheiten
ihres Baues zeigt, als dass die Anhäufung der Follikel einen
noch höheren Grad erreicht, als in den Lymphdrüsen. Wäh-
rend wir in den meisten Lymphdrüsen noch einen Hilus
haben, wo keine Follikel liegen, so hört dies in der Thy-
musdrüse auf; sie hat keinen Hilus mehr.

Dahin gehört endlich ein sehr wesentlicher Bestandtheil der
Milz, nämlich die Malpighischen oder weissen Körper, die
bei verschiedenen Leuten in ebenso verschiedener Menge durch
das Milzparenchym zerstreut sind, wie die solitären und Peyer-
schen Follikel im Darm. Auf einem Durchschnitte durch die
Milz sehen wir vom Hilus her die Trabekeln gegen die Cap-
sel ausstrahlen und gewisse Abschnitte von Drüsensubstanz
umschliessen, innerhalb deren die rothe Milzpulpe liegt, hier

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[173/0195] Die lymphoiden Organe. tungen im Körper vorhanden ist, welche ganz denselben Bau haben, welche aber nicht so grosse Zusammenordnungen dar- stellen, wie wir sie in einer Lymphdrüsse finden. Dahin ge- hören im Besonderen die Follikel des Darms, die solitären und Peyerschen. Ein Peyerscher Haufen ist nichts weiter als die flächenartige Ausbreitung einer Lymphdrüse; die einzelnen Follikel des Haufens entsprechen, ebenso wie die Solitärfollikel des Digestionstractus, den einzelnen Follikeln einer Lymph- drüse, nur dass jene, wenigstens beim Menschen, in einfacher, diese in mehrfacher Lage sich befinden. Die solitären und Peyerschen Drüsen haben also gar nichts gemein mit den ge- wöhnlichen Drüsen, welche nach dem Darm hin secerniren; sie haben vielmehr die Stellung und offenbar auch die Funk- tion der Lymphdrüsen. In dieselbe Kategorie gehören aller Wahrscheinlichkeit nach auch die analogen Apparate, die wir im oberen Theil des Digestionstractus in so grossen Haufen zusammengeordnet finden, wo sie die Tonsillen und die Follikel der Zungen- wurzel bilden. Während im Darm die Follikel in einer ebenen Fläche liegen, findet sich hier die Fläche eingefaltet und die einzelnen Follikel um die Einfaltung oder Einstülpung herumliegend. In dieselbe Kategorie gehört weiterhin die Thymus- drüse, welche im Innern keine anderen Verschiedenheiten ihres Baues zeigt, als dass die Anhäufung der Follikel einen noch höheren Grad erreicht, als in den Lymphdrüsen. Wäh- rend wir in den meisten Lymphdrüsen noch einen Hilus haben, wo keine Follikel liegen, so hört dies in der Thy- musdrüse auf; sie hat keinen Hilus mehr. Dahin gehört endlich ein sehr wesentlicher Bestandtheil der Milz, nämlich die Malpighischen oder weissen Körper, die bei verschiedenen Leuten in ebenso verschiedener Menge durch das Milzparenchym zerstreut sind, wie die solitären und Peyer- schen Follikel im Darm. Auf einem Durchschnitte durch die Milz sehen wir vom Hilus her die Trabekeln gegen die Cap- sel ausstrahlen und gewisse Abschnitte von Drüsensubstanz umschliessen, innerhalb deren die rothe Milzpulpe liegt, hier

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/195>, abgerufen am 24.11.2024.