man durch Behandlung mit Essigsäure ein gutes Präparat her- stellt, so bekommt man ein regelrechtes Netz ven Zellen zn Gesicht, welches die Masse in regelmässige Abtheilungen zer- legt, so dass durch die Anastomosen, welche diese Zellen durch den ganzen Nabelstrang haben, eben auch eine gleich- mässige Vertheilung der Säfte durch die ganze Substanz mög- lich wird. --
Ich habe Ihnen bis jetzt, meine Herren, eine Reihe von Geweben vorgeführt, die alle darin übereinkamen, dass sie entweder sehr wenig Capillargefässe oder gar keine haben. In allen diesen Fällen erscheint der Schluss sehr einfach, dass die besondere zellige Kanal-Einrichtung, welche sie besitzen, für die Saftströmung diene. Man könnte aber meinen, es sei dies eine Ausnahms-Eigenschaft, die nur den gefässlosen oder gefässarmen, im Allgemeinen harten Theilen zukäme, und ich muss daher noch ein Paar Worte über die weichen Organe hinzufügen, welche einen ähnlichen Bau haben. Alle Gewebe, welche wir bisher betrachtet haben, gehören der Classification nach, welche ich Ihnen früher gegeben habe, in die Reihe der Bindesubstanzen; der Faser-Knorpel, das fibröse oder Sehnen- gewebe, das Schleim-, Knochen- und Zahngewebe müssen sämmtlich derselben Klasse zugerechnet werden. In dieselbe Kategorie gehört aber auch die ganze Masse dessen, was man gewöhnlich unter dem Namen des Zellgewebes begriffen hat und worauf zumeist der von Joh. Müller vorgeschlagene Na- men des Bindegewebes passt; diejenige Substanz, welche die Zwischenräume der verschiedensten Organe in bald mehr, bald weniger grosser Menge erfüllt, welche die Verschiebung der Theile gegen einander möglich macht, und von der man sich früher dachte, dass sie grössere, mit einem gasförmigen Dunst oder Feuchtigkeit gefüllte Räume (Zellen im groben Sinne) enthielte.
Dieser Art ist das eigenthümliche Zwischen- oder Binde- gewebe, wie wir es im Inneren grosser Muskeln finden, zwischen den einzelnen Primitivbündeln, noch mehr zwischen den ein- zelnen Haufen oder Bündeln von Primitivbündeln. Dies ist ein an sich ziemlich gefässreiches Gewebe; es liegen darin
Das Bindegewebe (Zellgewebe).
man durch Behandlung mit Essigsäure ein gutes Präparat her- stellt, so bekommt man ein regelrechtes Netz ven Zellen zn Gesicht, welches die Masse in regelmässige Abtheilungen zer- legt, so dass durch die Anastomosen, welche diese Zellen durch den ganzen Nabelstrang haben, eben auch eine gleich- mässige Vertheilung der Säfte durch die ganze Substanz mög- lich wird. —
Ich habe Ihnen bis jetzt, meine Herren, eine Reihe von Geweben vorgeführt, die alle darin übereinkamen, dass sie entweder sehr wenig Capillargefässe oder gar keine haben. In allen diesen Fällen erscheint der Schluss sehr einfach, dass die besondere zellige Kanal-Einrichtung, welche sie besitzen, für die Saftströmung diene. Man könnte aber meinen, es sei dies eine Ausnahms-Eigenschaft, die nur den gefässlosen oder gefässarmen, im Allgemeinen harten Theilen zukäme, und ich muss daher noch ein Paar Worte über die weichen Organe hinzufügen, welche einen ähnlichen Bau haben. Alle Gewebe, welche wir bisher betrachtet haben, gehören der Classification nach, welche ich Ihnen früher gegeben habe, in die Reihe der Bindesubstanzen; der Faser-Knorpel, das fibröse oder Sehnen- gewebe, das Schleim-, Knochen- und Zahngewebe müssen sämmtlich derselben Klasse zugerechnet werden. In dieselbe Kategorie gehört aber auch die ganze Masse dessen, was man gewöhnlich unter dem Namen des Zellgewebes begriffen hat und worauf zumeist der von Joh. Müller vorgeschlagene Na- men des Bindegewebes passt; diejenige Substanz, welche die Zwischenräume der verschiedensten Organe in bald mehr, bald weniger grosser Menge erfüllt, welche die Verschiebung der Theile gegen einander möglich macht, und von der man sich früher dachte, dass sie grössere, mit einem gasförmigen Dunst oder Feuchtigkeit gefüllte Räume (Zellen im groben Sinne) enthielte.
Dieser Art ist das eigenthümliche Zwischen- oder Binde- gewebe, wie wir es im Inneren grosser Muskeln finden, zwischen den einzelnen Primitivbündeln, noch mehr zwischen den ein- zelnen Haufen oder Bündeln von Primitivbündeln. Dies ist ein an sich ziemlich gefässreiches Gewebe; es liegen darin
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[91/0113]
Das Bindegewebe (Zellgewebe).
man durch Behandlung mit Essigsäure ein gutes Präparat her-
stellt, so bekommt man ein regelrechtes Netz ven Zellen zn
Gesicht, welches die Masse in regelmässige Abtheilungen zer-
legt, so dass durch die Anastomosen, welche diese Zellen
durch den ganzen Nabelstrang haben, eben auch eine gleich-
mässige Vertheilung der Säfte durch die ganze Substanz mög-
lich wird. —
Ich habe Ihnen bis jetzt, meine Herren, eine Reihe von
Geweben vorgeführt, die alle darin übereinkamen, dass sie
entweder sehr wenig Capillargefässe oder gar keine haben.
In allen diesen Fällen erscheint der Schluss sehr einfach, dass
die besondere zellige Kanal-Einrichtung, welche sie besitzen,
für die Saftströmung diene. Man könnte aber meinen, es sei
dies eine Ausnahms-Eigenschaft, die nur den gefässlosen oder
gefässarmen, im Allgemeinen harten Theilen zukäme, und ich
muss daher noch ein Paar Worte über die weichen Organe
hinzufügen, welche einen ähnlichen Bau haben. Alle Gewebe,
welche wir bisher betrachtet haben, gehören der Classification
nach, welche ich Ihnen früher gegeben habe, in die Reihe der
Bindesubstanzen; der Faser-Knorpel, das fibröse oder Sehnen-
gewebe, das Schleim-, Knochen- und Zahngewebe müssen
sämmtlich derselben Klasse zugerechnet werden. In dieselbe
Kategorie gehört aber auch die ganze Masse dessen, was man
gewöhnlich unter dem Namen des Zellgewebes begriffen hat
und worauf zumeist der von Joh. Müller vorgeschlagene Na-
men des Bindegewebes passt; diejenige Substanz, welche
die Zwischenräume der verschiedensten Organe in bald mehr,
bald weniger grosser Menge erfüllt, welche die Verschiebung
der Theile gegen einander möglich macht, und von der man
sich früher dachte, dass sie grössere, mit einem gasförmigen
Dunst oder Feuchtigkeit gefüllte Räume (Zellen im groben
Sinne) enthielte.
Dieser Art ist das eigenthümliche Zwischen- oder Binde-
gewebe, wie wir es im Inneren grosser Muskeln finden, zwischen
den einzelnen Primitivbündeln, noch mehr zwischen den ein-
zelnen Haufen oder Bündeln von Primitivbündeln. Dies ist
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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/113>, abgerufen am 23.11.2024.
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