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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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ward, und ein tiefer Gram in ihren Ge-
sichtszügen gewüthet hat. -- Gut, daß mich
Jhre gütige Ausführlichkeit warnte, rief Flo-
rentin lachend; war ich doch in Gefahr mich
in diese heilige Anna, und das in meinem
Leben zum ersten Male ernstlich zu verlieben.
Bald wäre ich ausgezogen, nach ächter Rit-
tersitte, das Original zu meinem Gemählde
zu finden, und hätte es dann auch wirklich
gefunden. ... in einer ehrwürdigen Matrone. --
Haben Sie wirklich noch nie ernstlich geliebt,
so verdienen Sie ein solches Schicksal. Jch
werde Sie bey den Frauen für diesen Fre-
vel hart anklagen. -- Wagen Sie es nicht,
Sie könnten sich selbst eine Strafe für Jhre
Verrätherey zuziehen. -- Jch wage nichts,
man wird es Jhnen nie verzeihen, sich von
einem Gemählde haben hinreissen zu lassen,
da Sie die Gegenwart der schönen Frauen
selbst so ruhig läßt. -- Nun auch dafür
müssen Sie nicht gut sagen; doch im Ernst,
das Gemählde hat mich bewegt, und ich ste-
he mit wahrer Audacht davor. Guter Edu-

ward, und ein tiefer Gram in ihren Ge-
ſichtszuͤgen gewuͤthet hat. — Gut, daß mich
Jhre guͤtige Ausfuͤhrlichkeit warnte, rief Flo-
rentin lachend; war ich doch in Gefahr mich
in dieſe heilige Anna, und das in meinem
Leben zum erſten Male ernſtlich zu verlieben.
Bald waͤre ich ausgezogen, nach aͤchter Rit-
terſitte, das Original zu meinem Gemaͤhlde
zu finden, und haͤtte es dann auch wirklich
gefunden. … in einer ehrwuͤrdigen Matrone. —
Haben Sie wirklich noch nie ernſtlich geliebt,
ſo verdienen Sie ein ſolches Schickſal. Jch
werde Sie bey den Frauen fuͤr dieſen Fre-
vel hart anklagen. — Wagen Sie es nicht,
Sie koͤnnten ſich ſelbſt eine Strafe fuͤr Jhre
Verraͤtherey zuziehen. — Jch wage nichts,
man wird es Jhnen nie verzeihen, ſich von
einem Gemaͤhlde haben hinreiſſen zu laſſen,
da Sie die Gegenwart der ſchoͤnen Frauen
ſelbſt ſo ruhig laͤßt. — Nun auch dafuͤr
muͤſſen Sie nicht gut ſagen; doch im Ernſt,
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he mit wahrer Audacht davor. Guter Edu-

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[50/0058] ward, und ein tiefer Gram in ihren Ge- ſichtszuͤgen gewuͤthet hat. — Gut, daß mich Jhre guͤtige Ausfuͤhrlichkeit warnte, rief Flo- rentin lachend; war ich doch in Gefahr mich in dieſe heilige Anna, und das in meinem Leben zum erſten Male ernſtlich zu verlieben. Bald waͤre ich ausgezogen, nach aͤchter Rit- terſitte, das Original zu meinem Gemaͤhlde zu finden, und haͤtte es dann auch wirklich gefunden. … in einer ehrwuͤrdigen Matrone. — Haben Sie wirklich noch nie ernſtlich geliebt, ſo verdienen Sie ein ſolches Schickſal. Jch werde Sie bey den Frauen fuͤr dieſen Fre- vel hart anklagen. — Wagen Sie es nicht, Sie koͤnnten ſich ſelbſt eine Strafe fuͤr Jhre Verraͤtherey zuziehen. — Jch wage nichts, man wird es Jhnen nie verzeihen, ſich von einem Gemaͤhlde haben hinreiſſen zu laſſen, da Sie die Gegenwart der ſchoͤnen Frauen ſelbſt ſo ruhig laͤßt. — Nun auch dafuͤr muͤſſen Sie nicht gut ſagen; doch im Ernſt, das Gemaͤhlde hat mich bewegt, und ich ſte- he mit wahrer Audacht davor. Guter Edu-

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/58>, abgerufen am 14.05.2024.