stürzte, immer noch nach Hülfe rufend, bleich, athemlos, mit herunterhängenden Haaren, in Clementinens Zimmer, die eben eingeschlum- mert war. Der Doktor saß lesend in einer Ecke des Zimmers. Clementine fuhr erschro- cken auf, der Doktor eilte herzu, Betty sank ohnmächtig an Clementinens Ruhbett nieder. -- Jm Tempel ... im Garten ... -- rief sie, als sie wieder zu sich kam, mehr brachte man nicht von ihr heraus, ihre Sinne waren wie verwirrt vom Entsetzen. -- Eilen Sie hin, lieber Freund, sagte Clementine; sehen Sie selbst nach, was dem unbesonnenen Kinde widerfahren seyn mag. -- Walter ... Flo- rentin ... -- rief Betty wieder, noch außer Athem. -- Um des Himmels Willen, rief Clementine, eilen Sie, eilen Sie. --
Man hatte in der Verwirrung nicht darauf geachtet, daß ein Wagen rasselnd vorgefahren, und ein blasender Postillion gehört wurde. Jetzt öffnete sich die Thüre; Juliane und Eduard tra- ten herein. -- Was ist hier? um Gottes wil- len! rief Juliane, indem sie bey Clementine niederkniete. -- Warum haben wir niemand
ſtuͤrzte, immer noch nach Huͤlfe rufend, bleich, athemlos, mit herunterhaͤngenden Haaren, in Clementinens Zimmer, die eben eingeſchlum- mert war. Der Doktor ſaß leſend in einer Ecke des Zimmers. Clementine fuhr erſchro- cken auf, der Doktor eilte herzu, Betty ſank ohnmaͤchtig an Clementinens Ruhbett nieder. — Jm Tempel … im Garten … — rief ſie, als ſie wieder zu ſich kam, mehr brachte man nicht von ihr heraus, ihre Sinne waren wie verwirrt vom Entſetzen. — Eilen Sie hin, lieber Freund, ſagte Clementine; ſehen Sie ſelbſt nach, was dem unbeſonnenen Kinde widerfahren ſeyn mag. — Walter … Flo- rentin … — rief Betty wieder, noch außer Athem. — Um des Himmels Willen, rief Clementine, eilen Sie, eilen Sie. —
Man hatte in der Verwirrung nicht darauf geachtet, daß ein Wagen raſſelnd vorgefahren, und ein blaſender Poſtillion gehoͤrt wurde. Jetzt oͤffnete ſich die Thuͤre; Juliane und Eduard tra- ten herein. — Was iſt hier? um Gottes wil- len! rief Juliane, indem ſie bey Clementine niederkniete. — Warum haben wir niemand
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ſtuͤrzte, immer noch nach Huͤlfe rufend, bleich,
athemlos, mit herunterhaͤngenden Haaren, in
Clementinens Zimmer, die eben eingeſchlum-
mert war. Der Doktor ſaß leſend in einer
Ecke des Zimmers. Clementine fuhr erſchro-
cken auf, der Doktor eilte herzu, Betty ſank
ohnmaͤchtig an Clementinens Ruhbett nieder.
— Jm Tempel … im Garten … — rief
ſie, als ſie wieder zu ſich kam, mehr brachte
man nicht von ihr heraus, ihre Sinne waren
wie verwirrt vom Entſetzen. — Eilen Sie
hin, lieber Freund, ſagte Clementine; ſehen
Sie ſelbſt nach, was dem unbeſonnenen Kinde
widerfahren ſeyn mag. — Walter … Flo-
rentin … — rief Betty wieder, noch außer
Athem. — Um des Himmels Willen, rief
Clementine, eilen Sie, eilen Sie. —
Man hatte in der Verwirrung nicht darauf
geachtet, daß ein Wagen raſſelnd vorgefahren,
und ein blaſender Poſtillion gehoͤrt wurde. Jetzt
oͤffnete ſich die Thuͤre; Juliane und Eduard tra-
ten herein. — Was iſt hier? um Gottes wil-
len! rief Juliane, indem ſie bey Clementine
niederkniete. — Warum haben wir niemand
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/393>, abgerufen am 09.09.2024.
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