ten suchten, befahl er drohend, sich ruhig zu verhalten, und so drang er voll Wuth auf Flo- rentin ein, dieser mußte sich zur Wehr setzen. Nach einigen Gängen, da Walter trotz seiner überlegenen Stärke, im Nachtheil gegen Flo- rentins Gewandtheit kam, der sich geschickt und gelassen bloß vertheidigte, führte er mit hämi- scher Wuth einen Streich gegen das Gesicht seines Gegners, der, wenn er ihm gelungen wäre, ihn auf's Leben unglücklich gemacht hätte. -- Bube! rief Florentin, dem die bos- hafte Absicht nicht entging; und im Moment hatte er durch eine kühne, geschickte Wendung ihm den Degen aus der Hand gewunden und in Stücken gebrochen zu seinen Füßen ge- worfen.
Betty war, sobald der Kampf begann, nach dem Hause zurück mehr geflogen als gelaufen, unaufhörlich nach Hülfe rufend. Durch den Garten kam sie, ohne jemand zu begegnen; die Bediente, die sie unten im Hause fand, liefen sogleich, ohne zu wissen, was sich zutrü- ge, ihrer Bezeichnung nach, in den Garten. Unaufgehalten flog sie die Treppe hinauf, und
ten ſuchten, befahl er drohend, ſich ruhig zu verhalten, und ſo drang er voll Wuth auf Flo- rentin ein, dieſer mußte ſich zur Wehr ſetzen. Nach einigen Gaͤngen, da Walter trotz ſeiner uͤberlegenen Staͤrke, im Nachtheil gegen Flo- rentins Gewandtheit kam, der ſich geſchickt und gelaſſen bloß vertheidigte, fuͤhrte er mit haͤmi- ſcher Wuth einen Streich gegen das Geſicht ſeines Gegners, der, wenn er ihm gelungen waͤre, ihn auf’s Leben ungluͤcklich gemacht haͤtte. — Bube! rief Florentin, dem die bos- hafte Abſicht nicht entging; und im Moment hatte er durch eine kuͤhne, geſchickte Wendung ihm den Degen aus der Hand gewunden und in Stuͤcken gebrochen zu ſeinen Fuͤßen ge- worfen.
Betty war, ſobald der Kampf begann, nach dem Hauſe zuruͤck mehr geflogen als gelaufen, unaufhoͤrlich nach Huͤlfe rufend. Durch den Garten kam ſie, ohne jemand zu begegnen; die Bediente, die ſie unten im Hauſe fand, liefen ſogleich, ohne zu wiſſen, was ſich zutruͤ- ge, ihrer Bezeichnung nach, in den Garten. Unaufgehalten flog ſie die Treppe hinauf, und
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ten ſuchten, befahl er drohend, ſich ruhig zu
verhalten, und ſo drang er voll Wuth auf Flo-
rentin ein, dieſer mußte ſich zur Wehr ſetzen.
Nach einigen Gaͤngen, da Walter trotz ſeiner
uͤberlegenen Staͤrke, im Nachtheil gegen Flo-
rentins Gewandtheit kam, der ſich geſchickt und
gelaſſen bloß vertheidigte, fuͤhrte er mit haͤmi-
ſcher Wuth einen Streich gegen das Geſicht
ſeines Gegners, der, wenn er ihm gelungen
waͤre, ihn auf’s Leben ungluͤcklich gemacht
haͤtte. — Bube! rief Florentin, dem die bos-
hafte Abſicht nicht entging; und im Moment
hatte er durch eine kuͤhne, geſchickte Wendung
ihm den Degen aus der Hand gewunden und
in Stuͤcken gebrochen zu ſeinen Fuͤßen ge-
worfen.
Betty war, ſobald der Kampf begann, nach
dem Hauſe zuruͤck mehr geflogen als gelaufen,
unaufhoͤrlich nach Huͤlfe rufend. Durch den
Garten kam ſie, ohne jemand zu begegnen;
die Bediente, die ſie unten im Hauſe fand,
liefen ſogleich, ohne zu wiſſen, was ſich zutruͤ-
ge, ihrer Bezeichnung nach, in den Garten.
Unaufgehalten flog ſie die Treppe hinauf, und
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/392>, abgerufen am 09.09.2024.
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