pagen, mit goldbedeckten Lakaien behangen, leerte sich, eine nach der andern. Unerträgliche Figuren wurden maschinenmäßig aus den glän- zenden Kasten gehoben, und ins Schloß geför- dert. Florentin schauderte bey dem Anblick. Endlich ward er von den prächtigen Kleidungen erinnert, daß er sich wohl auch noch anders an- ziehen müsse, und nun fiel es ihm erst ein, daß ihm die wesentlichen Stücke zum gehörigen Anzug mangelten. Halb verlegen, halb lustig, war er noch unschlüssig, was er zu thun habe, als ihn ein Bedienter zu Julianen rief. Er fand sie in ihrem Zimmer völlig angekleidet.
Kommen Sie her, Florentin, rief sie ihm entgegen, ich will nicht allein bleiben. Haben Sie die Mutter nicht gesehen? Jst Eduard nicht bey Jhnen? Es kömmt auch kein Mensch zu mir. Aber wie Sie mich anstaunen! Nicht wahr, es kleidet mich nicht? -- Sie war mit fürstlicher Pracht gekleidet. Sie blitzte und funkelte vom köstlichen Geschmeide und reicher Stickerey. An der Stelle des frischen Mor- genkranzes war eine kleine Krone von Juwelen
Florentin. I. 20
pagen, mit goldbedeckten Lakaien behangen, leerte ſich, eine nach der andern. Unertraͤgliche Figuren wurden maſchinenmaͤßig aus den glaͤn- zenden Kaſten gehoben, und ins Schloß gefoͤr- dert. Florentin ſchauderte bey dem Anblick. Endlich ward er von den praͤchtigen Kleidungen erinnert, daß er ſich wohl auch noch anders an- ziehen muͤſſe, und nun fiel es ihm erſt ein, daß ihm die weſentlichen Stuͤcke zum gehoͤrigen Anzug mangelten. Halb verlegen, halb luſtig, war er noch unſchluͤſſig, was er zu thun habe, als ihn ein Bedienter zu Julianen rief. Er fand ſie in ihrem Zimmer voͤllig angekleidet.
Kommen Sie her, Florentin, rief ſie ihm entgegen, ich will nicht allein bleiben. Haben Sie die Mutter nicht geſehen? Jſt Eduard nicht bey Jhnen? Es koͤmmt auch kein Menſch zu mir. Aber wie Sie mich anſtaunen! Nicht wahr, es kleidet mich nicht? — Sie war mit fuͤrſtlicher Pracht gekleidet. Sie blitzte und funkelte vom koͤſtlichen Geſchmeide und reicher Stickerey. An der Stelle des friſchen Mor- genkranzes war eine kleine Krone von Juwelen
Florentin. I. 20
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pagen, mit goldbedeckten Lakaien behangen,
leerte ſich, eine nach der andern. Unertraͤgliche
Figuren wurden maſchinenmaͤßig aus den glaͤn-
zenden Kaſten gehoben, und ins Schloß gefoͤr-
dert. Florentin ſchauderte bey dem Anblick.
Endlich ward er von den praͤchtigen Kleidungen
erinnert, daß er ſich wohl auch noch anders an-
ziehen muͤſſe, und nun fiel es ihm erſt ein,
daß ihm die weſentlichen Stuͤcke zum gehoͤrigen
Anzug mangelten. Halb verlegen, halb luſtig,
war er noch unſchluͤſſig, was er zu thun habe,
als ihn ein Bedienter zu Julianen rief. Er
fand ſie in ihrem Zimmer voͤllig angekleidet.
Kommen Sie her, Florentin, rief ſie ihm
entgegen, ich will nicht allein bleiben. Haben
Sie die Mutter nicht geſehen? Jſt Eduard
nicht bey Jhnen? Es koͤmmt auch kein Menſch
zu mir. Aber wie Sie mich anſtaunen! Nicht
wahr, es kleidet mich nicht? — Sie war mit
fuͤrſtlicher Pracht gekleidet. Sie blitzte und
funkelte vom koͤſtlichen Geſchmeide und reicher
Stickerey. An der Stelle des friſchen Mor-
genkranzes war eine kleine Krone von Juwelen
Florentin. I. 20
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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