duld, vielleicht die Erwartung! -- Unmög- lich! sein Glück ist so nah, so sicher. -- Vielleicht ist es etwas ... mir hat er ... wirklich ... ich weiß nicht ... Wenn Sie mir erlauben, so will ich jetzt die Gräfin Juliane aufsuchen. -- Er ging zurück auf das Schloß. Die Fragen des Grafen hatten ihn verwirrt. Entdeckt hatte Eduard sich ihm nicht, aber er war fest überzeugt, eine ge- heime Eifersucht, die er gerne unterdrücken möchte, marterte ihn, er war bis zur Pein- lichkeit reizbar geworden; Juliane heiterte ihn freylich oft wieder auf, aber nur auf kur- ze Zeit, dann war irgend eine Kleinigkeit wieder im Stande, ihn zu beunruhigen. Wie ein Gespenst trat es Florentin vor die Seele, er sey die Ursache diefer Zerstöhrung. Auch das, was in jener Nacht in der Mühle vorgegangen war, konnte er sich auf keine an- dere Weise sonst erklären.
Auf dem Corridor nach Julianens Zim- mer sah er eine Thür geöffnet, die er bis jetzt immer verschlossen gefunden hatte; er
duld, vielleicht die Erwartung! — Unmoͤg- lich! ſein Gluͤck iſt ſo nah, ſo ſicher. — Vielleicht iſt es etwas … mir hat er … wirklich … ich weiß nicht … Wenn Sie mir erlauben, ſo will ich jetzt die Graͤfin Juliane aufſuchen. — Er ging zuruͤck auf das Schloß. Die Fragen des Grafen hatten ihn verwirrt. Entdeckt hatte Eduard ſich ihm nicht, aber er war feſt uͤberzeugt, eine ge- heime Eiferſucht, die er gerne unterdruͤcken moͤchte, marterte ihn, er war bis zur Pein- lichkeit reizbar geworden; Juliane heiterte ihn freylich oft wieder auf, aber nur auf kur- ze Zeit, dann war irgend eine Kleinigkeit wieder im Stande, ihn zu beunruhigen. Wie ein Geſpenſt trat es Florentin vor die Seele, er ſey die Urſache diefer Zerſtoͤhrung. Auch das, was in jener Nacht in der Muͤhle vorgegangen war, konnte er ſich auf keine an- dere Weiſe ſonſt erklaͤren.
Auf dem Corridor nach Julianens Zim- mer ſah er eine Thuͤr geoͤffnet, die er bis jetzt immer verſchloſſen gefunden hatte; er
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duld, vielleicht die Erwartung! — Unmoͤg-
lich! ſein Gluͤck iſt ſo nah, ſo ſicher. —
Vielleicht iſt es etwas … mir hat er …
wirklich … ich weiß nicht … Wenn Sie
mir erlauben, ſo will ich jetzt die Graͤfin
Juliane aufſuchen. — Er ging zuruͤck auf
das Schloß. Die Fragen des Grafen hatten
ihn verwirrt. Entdeckt hatte Eduard ſich ihm
nicht, aber er war feſt uͤberzeugt, eine ge-
heime Eiferſucht, die er gerne unterdruͤcken
moͤchte, marterte ihn, er war bis zur Pein-
lichkeit reizbar geworden; Juliane heiterte
ihn freylich oft wieder auf, aber nur auf kur-
ze Zeit, dann war irgend eine Kleinigkeit
wieder im Stande, ihn zu beunruhigen.
Wie ein Geſpenſt trat es Florentin vor die
Seele, er ſey die Urſache diefer Zerſtoͤhrung.
Auch das, was in jener Nacht in der Muͤhle
vorgegangen war, konnte er ſich auf keine an-
dere Weiſe ſonſt erklaͤren.
Auf dem Corridor nach Julianens Zim-
mer ſah er eine Thuͤr geoͤffnet, die er bis
jetzt immer verſchloſſen gefunden hatte; er
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/298>, abgerufen am 23.11.2024.
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