Jetzt meynte ich aber nur die Oekono- mie, Jhre Verbesserung des Ackerbaues, und das ehrbare folgsame Betragen Jhrer Bauern. Sehen Sie, das war's, dahin bringe ich's mit aller Arbeit nicht. Wie ich es mir sauer werden lasse, das werden Sie wohl nicht glauben; wie ich mich Tag und Nacht damit beschäftige die Bestien auszu- bilden; und wie sollt' es einen nicht drey- fach ärgern, wenn man dahinter kommt, daß sie ihrem Wohlthäter Gutes mit Bösem vergelten, und lügen und betrügen, wo sie nur immer können. Blutsauer habe ich's mir werden lassen! Ja sollten Sie sich vor- stellen, ich bin so weit gegangen: als ich neulich etwas von ihnen verlangte, wobey ich, wenn es mir gelungen wäre, auf ein paar tausend Thälerchen jährlich mehr hätte rech- nen können, mußten nicht allein meine Töch- ter, bey einem Fest, das ich veranstaltete, mit ihnen tanzen, ja ich ging so weit, daß
Andenken meines lieben ſeligen Lottchens feyern.
Jetzt meynte ich aber nur die Oekono- mie, Jhre Verbeſſerung des Ackerbaues, und das ehrbare folgſame Betragen Jhrer Bauern. Sehen Sie, das war’s, dahin bringe ich’s mit aller Arbeit nicht. Wie ich es mir ſauer werden laſſe, das werden Sie wohl nicht glauben; wie ich mich Tag und Nacht damit beſchaͤftige die Beſtien auszu- bilden; und wie ſollt’ es einen nicht drey- fach aͤrgern, wenn man dahinter kommt, daß ſie ihrem Wohlthaͤter Gutes mit Boͤſem vergelten, und luͤgen und betruͤgen, wo ſie nur immer koͤnnen. Blutſauer habe ich’s mir werden laſſen! Ja ſollten Sie ſich vor- ſtellen, ich bin ſo weit gegangen: als ich neulich etwas von ihnen verlangte, wobey ich, wenn es mir gelungen waͤre, auf ein paar tauſend Thaͤlerchen jaͤhrlich mehr haͤtte rech- nen koͤnnen, mußten nicht allein meine Toͤch- ter, bey einem Feſt, das ich veranſtaltete, mit ihnen tanzen, ja ich ging ſo weit, daß
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Andenken meines lieben ſeligen Lottchens
feyern.
Jetzt meynte ich aber nur die Oekono-
mie, Jhre Verbeſſerung des Ackerbaues,
und das ehrbare folgſame Betragen Jhrer
Bauern. Sehen Sie, das war’s, dahin
bringe ich’s mit aller Arbeit nicht. Wie ich
es mir ſauer werden laſſe, das werden Sie
wohl nicht glauben; wie ich mich Tag und
Nacht damit beſchaͤftige die Beſtien auszu-
bilden; und wie ſollt’ es einen nicht drey-
fach aͤrgern, wenn man dahinter kommt,
daß ſie ihrem Wohlthaͤter Gutes mit Boͤſem
vergelten, und luͤgen und betruͤgen, wo ſie
nur immer koͤnnen. Blutſauer habe ich’s
mir werden laſſen! Ja ſollten Sie ſich vor-
ſtellen, ich bin ſo weit gegangen: als ich
neulich etwas von ihnen verlangte, wobey
ich, wenn es mir gelungen waͤre, auf ein
paar tauſend Thaͤlerchen jaͤhrlich mehr haͤtte rech-
nen koͤnnen, mußten nicht allein meine Toͤch-
ter, bey einem Feſt, das ich veranſtaltete, mit
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/274>, abgerufen am 24.11.2024.
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