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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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Schönheiten, die ihm der Graf als seine
Gemahlin |und seine älteste Tochter vorstellte.

"Du lässest uns lange warten heute!"
rief die Gräfinn ihnen entgegen. -- Dafür
meine Liebe, wird dir ein werther Gast zu-
geführt. Heiße Herrn Florentin bey dir
willkommen. Und unsre Kleinen? sie wer-
den ja wohl nicht weit seyn? -- Sie er-
warten noch immer im Garten des Vaters
Ankunft. Therese war mit einer langen
Kette von Blumenstengeln beschäftigt, mit
der sie dich fest machen will, damit du nicht
immer von ihr gehest. -- Du siehst mich
nun wieder, meine Liebe, unverletzt und am
Leben, (es hätte leicht anders seyn können,)
und du ahndest nicht, wem du es verdan-
kest? -- Nächst der Güte Gottes, meinem
Gebete und deiner Tapferkeit wüßte ich
nicht -- Verdankst du es dem jungen Hel-
den hier: komm, ich erzähte dir hernach al-
les umständlich. -- Seyn Sie mir noch
einmal und herzlich willkommen! sagte die
Gräfinn, und reichte dem Fremden freudig die

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Schoͤnheiten, die ihm der Graf als ſeine
Gemahlin |und ſeine aͤlteſte Tochter vorſtellte.

„Du laͤſſeſt uns lange warten heute!‟
rief die Graͤfinn ihnen entgegen. — Dafuͤr
meine Liebe, wird dir ein werther Gaſt zu-
gefuͤhrt. Heiße Herrn Florentin bey dir
willkommen. Und unſre Kleinen? ſie wer-
den ja wohl nicht weit ſeyn? — Sie er-
warten noch immer im Garten des Vaters
Ankunft. Thereſe war mit einer langen
Kette von Blumenſtengeln beſchaͤftigt, mit
der ſie dich feſt machen will, damit du nicht
immer von ihr geheſt. — Du ſiehſt mich
nun wieder, meine Liebe, unverletzt und am
Leben, (es haͤtte leicht anders ſeyn koͤnnen,)
und du ahndeſt nicht, wem du es verdan-
keſt? — Naͤchſt der Guͤte Gottes, meinem
Gebete und deiner Tapferkeit wuͤßte ich
nicht — Verdankſt du es dem jungen Hel-
den hier: komm, ich erzaͤhte dir hernach al-
les umſtaͤndlich. — Seyn Sie mir noch
einmal und herzlich willkommen! ſagte die
Graͤfinn, und reichte dem Fremden freudig die

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[19/0027] Schoͤnheiten, die ihm der Graf als ſeine Gemahlin |und ſeine aͤlteſte Tochter vorſtellte. „Du laͤſſeſt uns lange warten heute!‟ rief die Graͤfinn ihnen entgegen. — Dafuͤr meine Liebe, wird dir ein werther Gaſt zu- gefuͤhrt. Heiße Herrn Florentin bey dir willkommen. Und unſre Kleinen? ſie wer- den ja wohl nicht weit ſeyn? — Sie er- warten noch immer im Garten des Vaters Ankunft. Thereſe war mit einer langen Kette von Blumenſtengeln beſchaͤftigt, mit der ſie dich feſt machen will, damit du nicht immer von ihr geheſt. — Du ſiehſt mich nun wieder, meine Liebe, unverletzt und am Leben, (es haͤtte leicht anders ſeyn koͤnnen,) und du ahndeſt nicht, wem du es verdan- keſt? — Naͤchſt der Guͤte Gottes, meinem Gebete und deiner Tapferkeit wuͤßte ich nicht — Verdankſt du es dem jungen Hel- den hier: komm, ich erzaͤhte dir hernach al- les umſtaͤndlich. — Seyn Sie mir noch einmal und herzlich willkommen! ſagte die Graͤfinn, und reichte dem Fremden freudig die (2) 2

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/27>, abgerufen am 27.04.2024.