Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.So mancher hat gefunden, was zu suchen Er gleichwohl nicht verstand, was zu ge- winnen Vergebens er, und mühvoll wird versuchen; Mißlingen droht dem treulichsten Beginnen. Wie viele hört man dann ihr Loos verfluchen Und klagen: "Glück! o mußtest du zerrinnen?" Was traut ihr müßig auf des Glückes Gunst? Natur sey Vorbild, Leben eine Kunst! Wer hebt des Künstlers Muth in Kampf und Leiden Als ferne Ahndung hoher heilger Liebe? Was lehrt ihn Schellenlaute Thorheit meiden Als eignes Glück der süßen zarten Liebe? Wo ist ein Port für Hohn und böses Neiden, Als in den Armen frommer, treuer Liebe? Und wird des Helden Stirn in Myrtenkränzen Der Nachwelt schöner nicht, als Lorbeer glänzen? Florentin war von seinem eignen Gesange So mancher hat gefunden, was zu ſuchen Er gleichwohl nicht verſtand, was zu ge- winnen Vergebens er, und muͤhvoll wird verſuchen; Mißlingen droht dem treulichſten Beginnen. Wie viele hoͤrt man dann ihr Loos verfluchen Und klagen: „Gluͤck! o mußteſt du zerrinnen?‟ Was traut ihr muͤßig auf des Gluͤckes Gunſt? Natur ſey Vorbild, Leben eine Kunſt! Wer hebt des Kuͤnſtlers Muth in Kampf und Leiden Als ferne Ahndung hoher heilger Liebe? Was lehrt ihn Schellenlaute Thorheit meiden Als eignes Gluͤck der ſuͤßen zarten Liebe? Wo iſt ein Port fuͤr Hohn und boͤſes Neiden, Als in den Armen frommer, treuer Liebe? Und wird des Helden Stirn in Myrtenkraͤnzen Der Nachwelt ſchoͤner nicht, als Lorbeer glaͤnzen? Florentin war von ſeinem eignen Geſange <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0263" n="255"/> <lg n="7"> <l>So mancher hat gefunden, was zu ſuchen</l><lb/> <l>Er gleichwohl nicht verſtand, was zu ge-</l><lb/> <l>winnen</l><lb/> <l>Vergebens er, und muͤhvoll wird verſuchen;</l><lb/> <l>Mißlingen droht dem treulichſten Beginnen.</l><lb/> <l>Wie viele hoͤrt man dann ihr Loos verfluchen</l><lb/> <l>Und klagen: „Gluͤck! o mußteſt du zerrinnen?‟</l><lb/> <l>Was traut ihr muͤßig auf des Gluͤckes Gunſt?</l><lb/> <l>Natur ſey Vorbild, Leben eine Kunſt!</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Wer hebt des Kuͤnſtlers Muth in Kampf</l><lb/> <l>und Leiden</l><lb/> <l>Als ferne Ahndung hoher heilger Liebe?</l><lb/> <l>Was lehrt ihn Schellenlaute Thorheit meiden</l><lb/> <l>Als eignes Gluͤck der ſuͤßen zarten Liebe?</l><lb/> <l>Wo iſt ein Port fuͤr Hohn und boͤſes Neiden,</l><lb/> <l>Als in den Armen frommer, treuer Liebe?</l><lb/> <l>Und wird des Helden Stirn in Myrtenkraͤnzen</l><lb/> <l>Der Nachwelt ſchoͤner nicht, als Lorbeer</l><lb/> <l>glaͤnzen?</l> </lg> </lg><lb/> <p>Florentin war von ſeinem eignen Geſange<lb/> nach und nach ſo begeiſtert, daß ihm Reime<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0263]
So mancher hat gefunden, was zu ſuchen
Er gleichwohl nicht verſtand, was zu ge-
winnen
Vergebens er, und muͤhvoll wird verſuchen;
Mißlingen droht dem treulichſten Beginnen.
Wie viele hoͤrt man dann ihr Loos verfluchen
Und klagen: „Gluͤck! o mußteſt du zerrinnen?‟
Was traut ihr muͤßig auf des Gluͤckes Gunſt?
Natur ſey Vorbild, Leben eine Kunſt!
Wer hebt des Kuͤnſtlers Muth in Kampf
und Leiden
Als ferne Ahndung hoher heilger Liebe?
Was lehrt ihn Schellenlaute Thorheit meiden
Als eignes Gluͤck der ſuͤßen zarten Liebe?
Wo iſt ein Port fuͤr Hohn und boͤſes Neiden,
Als in den Armen frommer, treuer Liebe?
Und wird des Helden Stirn in Myrtenkraͤnzen
Der Nachwelt ſchoͤner nicht, als Lorbeer
glaͤnzen?
Florentin war von ſeinem eignen Geſange
nach und nach ſo begeiſtert, daß ihm Reime
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