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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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der Hand hielt, oder es saß still ihr gegen-
über und lächelte sie mit großen Augen an.
Nur wenn sie es fassen wollte, dann ward
sie erinnert, daß es eine bloße Täuschung sey,
dann wich das Luftbild von ihren Händen
zurück, und ließ sich eben so wenig ergrei-
fen, als die sarbige Gestalt des Regenbo-
gens.

Nach einiger Zeit ereignete sich etwas, wel-
ches das Wunderbare dieser Erscheinung zugleich
erklärte und vergrößerte. Die Marquise fühlte
nehmlich deutliche Zeichen, daß sie guter Hoff-
nung sey. Die Freude des Ehepaars war ohne
Granzen, als sie dessen endlich gewiß waren.
Jm Taumel der Freude, ihr Gebet erhört, und
sich des trostlosen Gelübdes entbunden zu sehen,
eilte sie nach demselben Altare, vor welchem sie
es damals abgelegt hatte, und gelobte nun an
der Stelle ihr Kind, statt ihrer, dem Kloster
zu weihen! Der Marquis war mit diesem
Gelübde beynahe so unzufrieden, als mit dem
vorigen, doch mußte er es geschehen lassen.

der Hand hielt, oder es ſaß ſtill ihr gegen-
uͤber und laͤchelte ſie mit großen Augen an.
Nur wenn ſie es faſſen wollte, dann ward
ſie erinnert, daß es eine bloße Taͤuſchung ſey,
dann wich das Luftbild von ihren Haͤnden
zuruͤck, und ließ ſich eben ſo wenig ergrei-
fen, als die ſarbige Geſtalt des Regenbo-
gens.

Nach einiger Zeit ereignete ſich etwas, wel-
ches das Wunderbare dieſer Erſcheinung zugleich
erklaͤrte und vergroͤßerte. Die Marquiſe fuͤhlte
nehmlich deutliche Zeichen, daß ſie guter Hoff-
nung ſey. Die Freude des Ehepaars war ohne
Granzen, als ſie deſſen endlich gewiß waren.
Jm Taumel der Freude, ihr Gebet erhoͤrt, und
ſich des troſtloſen Geluͤbdes entbunden zu ſehen,
eilte ſie nach demſelben Altare, vor welchem ſie
es damals abgelegt hatte, und gelobte nun an
der Stelle ihr Kind, ſtatt ihrer, dem Kloſter
zu weihen! Der Marquis war mit dieſem
Geluͤbde beynahe ſo unzufrieden, als mit dem
vorigen, doch mußte er es geſchehen laſſen.

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[248/0256] der Hand hielt, oder es ſaß ſtill ihr gegen- uͤber und laͤchelte ſie mit großen Augen an. Nur wenn ſie es faſſen wollte, dann ward ſie erinnert, daß es eine bloße Taͤuſchung ſey, dann wich das Luftbild von ihren Haͤnden zuruͤck, und ließ ſich eben ſo wenig ergrei- fen, als die ſarbige Geſtalt des Regenbo- gens. Nach einiger Zeit ereignete ſich etwas, wel- ches das Wunderbare dieſer Erſcheinung zugleich erklaͤrte und vergroͤßerte. Die Marquiſe fuͤhlte nehmlich deutliche Zeichen, daß ſie guter Hoff- nung ſey. Die Freude des Ehepaars war ohne Granzen, als ſie deſſen endlich gewiß waren. Jm Taumel der Freude, ihr Gebet erhoͤrt, und ſich des troſtloſen Geluͤbdes entbunden zu ſehen, eilte ſie nach demſelben Altare, vor welchem ſie es damals abgelegt hatte, und gelobte nun an der Stelle ihr Kind, ſtatt ihrer, dem Kloſter zu weihen! Der Marquis war mit dieſem Geluͤbde beynahe ſo unzufrieden, als mit dem vorigen, doch mußte er es geſchehen laſſen.

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/256>, abgerufen am 28.11.2024.