gewünscht, unbekannt zu bleiben, lieber wollte sie aber diesen Vorsatz aufgeben und ihren Na- men entdecken, um den Vermuthungen und den Zudringlichkeiten der Frau ein Ende zu machen. Eduard ging sogleich wieder hinaus, und ver- kündigte ihr nun, wen sie unter ihrem Dache bewirthe. Juliane rief sie zu sich, und bestä- tigte, was Eduard gesagt hatte; aber die Frau wollte ihnen durchaus nicht glauben. Alles was sie zu ihrer Beglaubigung vorbringen mochten, schien eben dem Argwohn der guten, etwas einfältigen Frau nur neue Nahrung zu geben; "das machen Sie mir nicht weiß, rief sie, daß meine gnädige Herrschaft zu Fuß, ohne Bedienten und verkleidet ausgehen wird!" Florentin lachte ausgelassen über diese tolle Be- gebenheit, Juliane mußte trotz der Verwirrung auch lachen. Die Müllerin lief hinaus und holte ihren Mann. Dieser sah kaum Julia- nen etwas genauer an, als er sie gleich er- kannte: er hatte sie oft gesehen, wenn er in seinen Geschäften aufs Schloß gekommen war, in der Männertracht aber, blaß und ohnmäch-
gewuͤnſcht, unbekannt zu bleiben, lieber wollte ſie aber dieſen Vorſatz aufgeben und ihren Na- men entdecken, um den Vermuthungen und den Zudringlichkeiten der Frau ein Ende zu machen. Eduard ging ſogleich wieder hinaus, und ver- kuͤndigte ihr nun, wen ſie unter ihrem Dache bewirthe. Juliane rief ſie zu ſich, und beſtaͤ- tigte, was Eduard geſagt hatte; aber die Frau wollte ihnen durchaus nicht glauben. Alles was ſie zu ihrer Beglaubigung vorbringen mochten, ſchien eben dem Argwohn der guten, etwas einfaͤltigen Frau nur neue Nahrung zu geben; „das machen Sie mir nicht weiß, rief ſie, daß meine gnaͤdige Herrſchaft zu Fuß, ohne Bedienten und verkleidet ausgehen wird!‟ Florentin lachte ausgelaſſen uͤber dieſe tolle Be- gebenheit, Juliane mußte trotz der Verwirrung auch lachen. Die Muͤllerin lief hinaus und holte ihren Mann. Dieſer ſah kaum Julia- nen etwas genauer an, als er ſie gleich er- kannte: er hatte ſie oft geſehen, wenn er in ſeinen Geſchaͤften aufs Schloß gekommen war, in der Maͤnnertracht aber, blaß und ohnmaͤch-
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gewuͤnſcht, unbekannt zu bleiben, lieber wollte
ſie aber dieſen Vorſatz aufgeben und ihren Na-
men entdecken, um den Vermuthungen und den
Zudringlichkeiten der Frau ein Ende zu machen.
Eduard ging ſogleich wieder hinaus, und ver-
kuͤndigte ihr nun, wen ſie unter ihrem Dache
bewirthe. Juliane rief ſie zu ſich, und beſtaͤ-
tigte, was Eduard geſagt hatte; aber die Frau
wollte ihnen durchaus nicht glauben. Alles
was ſie zu ihrer Beglaubigung vorbringen
mochten, ſchien eben dem Argwohn der guten,
etwas einfaͤltigen Frau nur neue Nahrung zu
geben; „das machen Sie mir nicht weiß, rief
ſie, daß meine gnaͤdige Herrſchaft zu Fuß, ohne
Bedienten und verkleidet ausgehen wird!‟
Florentin lachte ausgelaſſen uͤber dieſe tolle Be-
gebenheit, Juliane mußte trotz der Verwirrung
auch lachen. Die Muͤllerin lief hinaus und
holte ihren Mann. Dieſer ſah kaum Julia-
nen etwas genauer an, als er ſie gleich er-
kannte: er hatte ſie oft geſehen, wenn er in
ſeinen Geſchaͤften aufs Schloß gekommen war,
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/221>, abgerufen am 21.11.2024.
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