Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

schonen, und ihnen nicht das Zutrauen neh-
men, daß er von seiner Neigung zur Ver-
schwendung geheilt sey, wovon sie immer noch.
einen Rückfall befürchteten. Da sie nun seinen.
Aufenthalt in Jtalien als den Hauptgrund sei-
nes Verderbens ansähen, so sey ihnen alles ver-
dächtig, was von dort herkomme, besonders
alle Künstler, und was damit zusammenhänge.
Jetzt sey die ganze Familie noch in seinem
Hause zu den Vermählungsfesten versammelt,
und er sowohl als ich würden viel von ihrer
übeln Laune und ihrem Verdacht zu leiden ha-
ben, wenn er mich als Künstler und Bekannt-
schaft aus Jtalien bei ihnen einführen woll-
te; das, was er mir schuldig sey, was ich für
ihn gethan, komme in keinen Betracht bey ih-
nen, da er jene Geschichte mit einigen andern
Umständen erzählt habe, und sie nur die Summe
berechneten, die er an jenem Abend im Spiel
verloren. Seine Freundschaft und ewige Dank-
barkeit sey noch immer dieselbe für mich; ich
sollte nur erst eine andre Toilette machen, und
in einem Wagen oder zu Pferde bey ihm an-

ſchonen, und ihnen nicht das Zutrauen neh-
men, daß er von ſeiner Neigung zur Ver-
ſchwendung geheilt ſey, wovon ſie immer noch.
einen Ruͤckfall befuͤrchteten. Da ſie nun ſeinen.
Aufenthalt in Jtalien als den Hauptgrund ſei-
nes Verderbens anſaͤhen, ſo ſey ihnen alles ver-
daͤchtig, was von dort herkomme, beſonders
alle Kuͤnſtler, und was damit zuſammenhaͤnge.
Jetzt ſey die ganze Familie noch in ſeinem
Hauſe zu den Vermaͤhlungsfeſten verſammelt,
und er ſowohl als ich wuͤrden viel von ihrer
uͤbeln Laune und ihrem Verdacht zu leiden ha-
ben, wenn er mich als Kuͤnſtler und Bekannt-
ſchaft aus Jtalien bei ihnen einfuͤhren woll-
te; das, was er mir ſchuldig ſey, was ich fuͤr
ihn gethan, komme in keinen Betracht bey ih-
nen, da er jene Geſchichte mit einigen andern
Umſtaͤnden erzaͤhlt habe, und ſie nur die Summe
berechneten, die er an jenem Abend im Spiel
verloren. Seine Freundſchaft und ewige Dank-
barkeit ſey noch immer dieſelbe fuͤr mich; ich
ſollte nur erſt eine andre Toilette machen, und
in einem Wagen oder zu Pferde bey ihm an-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0198" n="190"/>
&#x017F;chonen, und ihnen nicht das Zutrauen neh-<lb/>
men, daß er von &#x017F;einer Neigung zur Ver-<lb/>
&#x017F;chwendung geheilt &#x017F;ey, wovon &#x017F;ie immer noch.<lb/>
einen Ru&#x0364;ckfall befu&#x0364;rchteten. Da &#x017F;ie nun &#x017F;einen.<lb/>
Aufenthalt in Jtalien als den Hauptgrund &#x017F;ei-<lb/>
nes Verderbens an&#x017F;a&#x0364;hen, &#x017F;o &#x017F;ey ihnen alles ver-<lb/>
da&#x0364;chtig, was von dort herkomme, be&#x017F;onders<lb/>
alle Ku&#x0364;n&#x017F;tler, und was damit zu&#x017F;ammenha&#x0364;nge.<lb/>
Jetzt &#x017F;ey die ganze Familie noch in &#x017F;einem<lb/>
Hau&#x017F;e zu den Verma&#x0364;hlungsfe&#x017F;ten ver&#x017F;ammelt,<lb/>
und er &#x017F;owohl als ich wu&#x0364;rden viel von ihrer<lb/>
u&#x0364;beln Laune und ihrem Verdacht zu leiden ha-<lb/>
ben, wenn er mich als Ku&#x0364;n&#x017F;tler und Bekannt-<lb/>
&#x017F;chaft aus Jtalien bei ihnen einfu&#x0364;hren woll-<lb/>
te; das, was er mir &#x017F;chuldig &#x017F;ey, was ich fu&#x0364;r<lb/>
ihn gethan, komme in keinen Betracht bey ih-<lb/>
nen, da er jene Ge&#x017F;chichte mit einigen andern<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nden erza&#x0364;hlt habe, und &#x017F;ie nur die Summe<lb/>
berechneten, die er an jenem Abend im Spiel<lb/>
verloren. Seine Freund&#x017F;chaft und ewige Dank-<lb/>
barkeit &#x017F;ey noch immer die&#x017F;elbe fu&#x0364;r mich; ich<lb/>
&#x017F;ollte nur er&#x017F;t eine andre Toilette machen, und<lb/>
in einem Wagen oder zu Pferde bey ihm an-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0198] ſchonen, und ihnen nicht das Zutrauen neh- men, daß er von ſeiner Neigung zur Ver- ſchwendung geheilt ſey, wovon ſie immer noch. einen Ruͤckfall befuͤrchteten. Da ſie nun ſeinen. Aufenthalt in Jtalien als den Hauptgrund ſei- nes Verderbens anſaͤhen, ſo ſey ihnen alles ver- daͤchtig, was von dort herkomme, beſonders alle Kuͤnſtler, und was damit zuſammenhaͤnge. Jetzt ſey die ganze Familie noch in ſeinem Hauſe zu den Vermaͤhlungsfeſten verſammelt, und er ſowohl als ich wuͤrden viel von ihrer uͤbeln Laune und ihrem Verdacht zu leiden ha- ben, wenn er mich als Kuͤnſtler und Bekannt- ſchaft aus Jtalien bei ihnen einfuͤhren woll- te; das, was er mir ſchuldig ſey, was ich fuͤr ihn gethan, komme in keinen Betracht bey ih- nen, da er jene Geſchichte mit einigen andern Umſtaͤnden erzaͤhlt habe, und ſie nur die Summe berechneten, die er an jenem Abend im Spiel verloren. Seine Freundſchaft und ewige Dank- barkeit ſey noch immer dieſelbe fuͤr mich; ich ſollte nur erſt eine andre Toilette machen, und in einem Wagen oder zu Pferde bey ihm an-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/198
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/198>, abgerufen am 13.05.2024.