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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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Jch trieb mich in Paris umher, es war
mir nach und nach ein gar schlechter Spaß
geworden, Gesichter aller Art für baare Bezah-
lung zu konterfeyen, und für dieses sündlich er-
worbene Geld ein leeres thörichtes Leben weiter
hinaus zu spinnen, und die Erfahrung immer
zu wiederholen, daß ich nirgends hinpasse.

An einem öffentlichen Ort kam ich zu-
fällig in ein Gespräch mit einem Englischen
Manufakturisten, der auf Frankreich schimpfte,
und mir die Englische Freyheit rühmte; mir
fiel das Versprechen ein, das ich meinen Lords
in Rom gegeben hatte, -- in wenigen Ta-
gen war ich in London. Hier fand ich nur
den einen Lord, der andre, der den Nobile
getödtet hatte, wohnte auf seinem Landsitz. Eine
Zeitlang lebte ich nun mit jenem im Cirkel der
Londoner Elegants. Jch fand aber keine Lust an
ihren Routs und Punsch und tollen Wetten,
worin sie den Ehrgeiz des guten Tons setzten.
Die Gesellschaft ihrer Frauen erfreute mich
nicht; ihre Fabriken, Manufakturen, ihr Geld,
ihr Hochmuth, ihre Nebel und ihre Stein-

Jch trieb mich in Paris umher, es war
mir nach und nach ein gar ſchlechter Spaß
geworden, Geſichter aller Art fuͤr baare Bezah-
lung zu konterfeyen, und fuͤr dieſes ſuͤndlich er-
worbene Geld ein leeres thoͤrichtes Leben weiter
hinaus zu ſpinnen, und die Erfahrung immer
zu wiederholen, daß ich nirgends hinpaſſe.

An einem oͤffentlichen Ort kam ich zu-
faͤllig in ein Geſpraͤch mit einem Engliſchen
Manufakturiſten, der auf Frankreich ſchimpfte,
und mir die Engliſche Freyheit ruͤhmte; mir
fiel das Verſprechen ein, das ich meinen Lords
in Rom gegeben hatte, — in wenigen Ta-
gen war ich in London. Hier fand ich nur
den einen Lord, der andre, der den Nobile
getoͤdtet hatte, wohnte auf ſeinem Landſitz. Eine
Zeitlang lebte ich nun mit jenem im Cirkel der
Londoner Elegants. Jch fand aber keine Luſt an
ihren Routs und Punſch und tollen Wetten,
worin ſie den Ehrgeiz des guten Tons ſetzten.
Die Geſellſchaft ihrer Frauen erfreute mich
nicht; ihre Fabriken, Manufakturen, ihr Geld,
ihr Hochmuth, ihre Nebel und ihre Stein-

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[185/0193] Jch trieb mich in Paris umher, es war mir nach und nach ein gar ſchlechter Spaß geworden, Geſichter aller Art fuͤr baare Bezah- lung zu konterfeyen, und fuͤr dieſes ſuͤndlich er- worbene Geld ein leeres thoͤrichtes Leben weiter hinaus zu ſpinnen, und die Erfahrung immer zu wiederholen, daß ich nirgends hinpaſſe. An einem oͤffentlichen Ort kam ich zu- faͤllig in ein Geſpraͤch mit einem Engliſchen Manufakturiſten, der auf Frankreich ſchimpfte, und mir die Engliſche Freyheit ruͤhmte; mir fiel das Verſprechen ein, das ich meinen Lords in Rom gegeben hatte, — in wenigen Ta- gen war ich in London. Hier fand ich nur den einen Lord, der andre, der den Nobile getoͤdtet hatte, wohnte auf ſeinem Landſitz. Eine Zeitlang lebte ich nun mit jenem im Cirkel der Londoner Elegants. Jch fand aber keine Luſt an ihren Routs und Punſch und tollen Wetten, worin ſie den Ehrgeiz des guten Tons ſetzten. Die Geſellſchaft ihrer Frauen erfreute mich nicht; ihre Fabriken, Manufakturen, ihr Geld, ihr Hochmuth, ihre Nebel und ihre Stein-

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/193>, abgerufen am 13.05.2024.