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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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mich kam. Aus einem Rest von Anhänglich-
keit für mich, rieth sie mir, so geschwind als
möglich Rom zu verlassen. Se. Eminenz wä-
ren äußerst aufgebracht auf mich, und hätten
beschlossen, mich auf die Galeeren zu schicken,
ich wäre also keinen Tag sicher in Rom. Se.
Eminenz hätten ihr versichert, ich hätte diese
Strafe verdient, nicht allein wegen des boshas-
ten Pasquills, wofür er sich niemals rächen
würde, das er mir auch schon von Herzen ver-
geben habe, sondern sowohl wegen der abschen-
lichen Absicht sie zu ermorden, nachdem ich sie
gewaltsam verführt habe, als auch wegen mei-
ner Jrreligiosität, und des gottlosen Planes,
eine heidnische Sekte zu stiften, zu welchem
Ende ich geheime Zusammenkünfte mit jungen
Künstlern gehalten habe, wobey wir lästerliche
Reden gegen den katholischen Glauben ausge-
stoßen, und verschiedene heidnische Gebräuche
eingeführt hätten. Ueberdieß wäre ich schon
längst verdächtig, und ein Gegenstand der Auf-
merksamkeit für die Polizey, weil von auswärts
her von gewissen Leuten Nachfrage nach meiner

mich kam. Aus einem Reſt von Anhaͤnglich-
keit fuͤr mich, rieth ſie mir, ſo geſchwind als
moͤglich Rom zu verlaſſen. Se. Eminenz waͤ-
ren aͤußerſt aufgebracht auf mich, und haͤtten
beſchloſſen, mich auf die Galeeren zu ſchicken,
ich waͤre alſo keinen Tag ſicher in Rom. Se.
Eminenz haͤtten ihr verſichert, ich haͤtte dieſe
Strafe verdient, nicht allein wegen des boshaſ-
ten Pasquills, wofuͤr er ſich niemals raͤchen
wuͤrde, das er mir auch ſchon von Herzen ver-
geben habe, ſondern ſowohl wegen der abſchen-
lichen Abſicht ſie zu ermorden, nachdem ich ſie
gewaltſam verfuͤhrt habe, als auch wegen mei-
ner Jrreligioſitaͤt, und des gottloſen Planes,
eine heidniſche Sekte zu ſtiften, zu welchem
Ende ich geheime Zuſammenkuͤnfte mit jungen
Kuͤnſtlern gehalten habe, wobey wir laͤſterliche
Reden gegen den katholiſchen Glauben ausge-
ſtoßen, und verſchiedene heidniſche Gebraͤuche
eingefuͤhrt haͤtten. Ueberdieß waͤre ich ſchon
laͤngſt verdaͤchtig, und ein Gegenſtand der Auf-
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her von gewiſſen Leuten Nachfrage nach meiner

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[182/0190] mich kam. Aus einem Reſt von Anhaͤnglich- keit fuͤr mich, rieth ſie mir, ſo geſchwind als moͤglich Rom zu verlaſſen. Se. Eminenz waͤ- ren aͤußerſt aufgebracht auf mich, und haͤtten beſchloſſen, mich auf die Galeeren zu ſchicken, ich waͤre alſo keinen Tag ſicher in Rom. Se. Eminenz haͤtten ihr verſichert, ich haͤtte dieſe Strafe verdient, nicht allein wegen des boshaſ- ten Pasquills, wofuͤr er ſich niemals raͤchen wuͤrde, das er mir auch ſchon von Herzen ver- geben habe, ſondern ſowohl wegen der abſchen- lichen Abſicht ſie zu ermorden, nachdem ich ſie gewaltſam verfuͤhrt habe, als auch wegen mei- ner Jrreligioſitaͤt, und des gottloſen Planes, eine heidniſche Sekte zu ſtiften, zu welchem Ende ich geheime Zuſammenkuͤnfte mit jungen Kuͤnſtlern gehalten habe, wobey wir laͤſterliche Reden gegen den katholiſchen Glauben ausge- ſtoßen, und verſchiedene heidniſche Gebraͤuche eingefuͤhrt haͤtten. Ueberdieß waͤre ich ſchon laͤngſt verdaͤchtig, und ein Gegenſtand der Auf- merkſamkeit fuͤr die Polizey, weil von auswaͤrts her von gewiſſen Leuten Nachfrage nach meiner

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/190>, abgerufen am 13.05.2024.