Er mußte einen Augenblick auf mich warten, ich ging wieder zur Gesellschaft zurück; meine Freun- din mochte mir meine Bestürzung ansehen, sie kam mir entgegen, ich vertraute ihr meine Ver- legenheit, sie half mir auf der Stelle heraus, nach einem kurzen zärtlichen Abschied verließ ich sie und Venedig.
Jch eilte mit meinem Deutschen Freunde durch lauter enge Gäßchen, und wir kamen glücklich hinaus. Er erzählte mir nun, daß er und sein Freund mich hätten in meiner Woh- nung besuchen wollen, zu ihrem Schrecken hät- ten sie aber Gerichtspersonen bey mir gefunden, die alles durchsucht, und meine Briefe und Pa- piere durchgelesen hätten. Aus den verwirrten Reden, die ihnen entfallen wären, hätten sie ungefähr vernehmen können, wessen man mich beschuldigte. Sie wären darauf fortgeeilt mich aufzusuchen, und mir zu helfen, daß ich fort- käme. Glücklicher Weise wäre ihnen nicht weit von meiner Wohnung mein Bedienter begegnet, von diesem hätten sie erfahren, wo ich hinge- gangen sey.
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Er mußte einen Augenblick auf mich warten, ich ging wieder zur Geſellſchaft zuruͤck; meine Freun- din mochte mir meine Beſtuͤrzung anſehen, ſie kam mir entgegen, ich vertraute ihr meine Ver- legenheit, ſie half mir auf der Stelle heraus, nach einem kurzen zaͤrtlichen Abſchied verließ ich ſie und Venedig.
Jch eilte mit meinem Deutſchen Freunde durch lauter enge Gaͤßchen, und wir kamen gluͤcklich hinaus. Er erzaͤhlte mir nun, daß er und ſein Freund mich haͤtten in meiner Woh- nung beſuchen wollen, zu ihrem Schrecken haͤt- ten ſie aber Gerichtsperſonen bey mir gefunden, die alles durchſucht, und meine Briefe und Pa- piere durchgeleſen haͤtten. Aus den verwirrten Reden, die ihnen entfallen waͤren, haͤtten ſie ungefaͤhr vernehmen koͤnnen, weſſen man mich beſchuldigte. Sie waͤren darauf fortgeeilt mich aufzuſuchen, und mir zu helfen, daß ich fort- kaͤme. Gluͤcklicher Weiſe waͤre ihnen nicht weit von meiner Wohnung mein Bedienter begegnet, von dieſem haͤtten ſie erfahren, wo ich hinge- gangen ſey.
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Er mußte einen Augenblick auf mich warten, ich
ging wieder zur Geſellſchaft zuruͤck; meine Freun-
din mochte mir meine Beſtuͤrzung anſehen, ſie
kam mir entgegen, ich vertraute ihr meine Ver-
legenheit, ſie half mir auf der Stelle heraus,
nach einem kurzen zaͤrtlichen Abſchied verließ ich
ſie und Venedig.
Jch eilte mit meinem Deutſchen Freunde
durch lauter enge Gaͤßchen, und wir kamen
gluͤcklich hinaus. Er erzaͤhlte mir nun, daß
er und ſein Freund mich haͤtten in meiner Woh-
nung beſuchen wollen, zu ihrem Schrecken haͤt-
ten ſie aber Gerichtsperſonen bey mir gefunden,
die alles durchſucht, und meine Briefe und Pa-
piere durchgeleſen haͤtten. Aus den verwirrten
Reden, die ihnen entfallen waͤren, haͤtten ſie
ungefaͤhr vernehmen koͤnnen, weſſen man mich
beſchuldigte. Sie waͤren darauf fortgeeilt mich
aufzuſuchen, und mir zu helfen, daß ich fort-
kaͤme. Gluͤcklicher Weiſe waͤre ihnen nicht weit
von meiner Wohnung mein Bedienter begegnet,
von dieſem haͤtten ſie erfahren, wo ich hinge-
gangen ſey.
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/171>, abgerufen am 21.11.2024.
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