bekannt geworden, und es gefährlich für ihn ware, so sollte er ihn um die Erlaubniß bitten, mir folgen zu dürfen, ich hatte beschlossen, nach Venedig zu reisen. Dürfte er aber zu seinem Vater reisen, so sollte ich in Venedig Nachricht von ihm erwarten, er würde alsdann dort alles anwenden, die bösen Folgen unsers Un- ternehmens zu unterdrücken, dann wollten wir uns auf irgend eine Weise wieder zusammen treffen. Manfredi versprach mir auch vor al- len Dingen keine Mühe und keine Nachfor- schung zu sparen, um etwas über meine Geburt und meine Eltern zu erfahren: wir hofften, der Marchese selbst würde sich dafür interessiren, und uns eine Aufklärung dieser seltsamen Begebenheit verschaffen. Wie die Kinder beschäftigte uns die Dunkelheit über mein vergangnes Schicksal mehr, als die Sor- ge für die Zukunft; ein sonderbares Räthsel war es allerdings, daß fremde Menschen sich eine solche Gewalt über mich hatten anmaßen wollen, und dann mich wieder mit so vieler Sorgfalt behandelt hatten. Die Nacht hin-
bekannt geworden, und es gefaͤhrlich fuͤr ihn ware, ſo ſollte er ihn um die Erlaubniß bitten, mir folgen zu duͤrfen, ich hatte beſchloſſen, nach Venedig zu reiſen. Duͤrfte er aber zu ſeinem Vater reiſen, ſo ſollte ich in Venedig Nachricht von ihm erwarten, er wuͤrde alsdann dort alles anwenden, die boͤſen Folgen unſers Un- ternehmens zu unterdruͤcken, dann wollten wir uns auf irgend eine Weiſe wieder zuſammen treffen. Manfredi verſprach mir auch vor al- len Dingen keine Muͤhe und keine Nachfor- ſchung zu ſparen, um etwas uͤber meine Geburt und meine Eltern zu erfahren: wir hofften, der Marcheſe ſelbſt wuͤrde ſich dafuͤr intereſſiren, und uns eine Aufklaͤrung dieſer ſeltſamen Begebenheit verſchaffen. Wie die Kinder beſchaͤftigte uns die Dunkelheit uͤber mein vergangnes Schickſal mehr, als die Sor- ge fuͤr die Zukunft; ein ſonderbares Raͤthſel war es allerdings, daß fremde Menſchen ſich eine ſolche Gewalt uͤber mich hatten anmaßen wollen, und dann mich wieder mit ſo vieler Sorgfalt behandelt hatten. Die Nacht hin-
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bekannt geworden, und es gefaͤhrlich fuͤr ihn
ware, ſo ſollte er ihn um die Erlaubniß bitten,
mir folgen zu duͤrfen, ich hatte beſchloſſen, nach
Venedig zu reiſen. Duͤrfte er aber zu ſeinem
Vater reiſen, ſo ſollte ich in Venedig Nachricht
von ihm erwarten, er wuͤrde alsdann dort
alles anwenden, die boͤſen Folgen unſers Un-
ternehmens zu unterdruͤcken, dann wollten wir
uns auf irgend eine Weiſe wieder zuſammen
treffen. Manfredi verſprach mir auch vor al-
len Dingen keine Muͤhe und keine Nachfor-
ſchung zu ſparen, um etwas uͤber meine
Geburt und meine Eltern zu erfahren: wir
hofften, der Marcheſe ſelbſt wuͤrde ſich dafuͤr
intereſſiren, und uns eine Aufklaͤrung dieſer
ſeltſamen Begebenheit verſchaffen. Wie die
Kinder beſchaͤftigte uns die Dunkelheit uͤber
mein vergangnes Schickſal mehr, als die Sor-
ge fuͤr die Zukunft; ein ſonderbares Raͤthſel
war es allerdings, daß fremde Menſchen ſich
eine ſolche Gewalt uͤber mich hatten anmaßen
wollen, und dann mich wieder mit ſo vieler
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/157>, abgerufen am 16.02.2025.
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