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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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Handlung wird uns auf ewig stärken und er-
heben, und unser Trost im Tode seyn, wenn
wir dem Versuche unterliegen sollten! --

Mit diesen hohen Worten, die wir wech-
selsweise einander zuriefen, und uns die Köpfe
immer mehr erhitzten, eilten wir an die Aus-
führung des großen Werks. Von den unzäh-
ligen Schwierigkeiten fiel uns keine ein. An-
fangs ging alles dem Plane gemäß. Wir
reisten ab, kamen an, wohnten im strengsten
Jncognito vor dem Thore in einem unbekann-
ten Hause. Den Morgen nach unsrer Ankunft
erzählte uns unsre Wirthin: es werde heute in
dem Nonnenkloster ein großes Fest gefeyert,
wo die ganze Stadt gewiß hinströmen würde,
um es anzusehen, sie selbst wolle auch nicht
zurückbleiben; sie bat uns daher, mit unsrer
Abreise zu eilen, wenn wir nicht etwa auch
Zuschauer abgeben wollten. Es würden drey
vornehme Fräulein heute ihr Gelübde ablegen,
die alle drey schön und fromm wie die heili-
gen Engel wären, und es wohl verdienten,
glückselige Bräute des Himmels zu werden.

Handlung wird uns auf ewig ſtaͤrken und er-
heben, und unſer Troſt im Tode ſeyn, wenn
wir dem Verſuche unterliegen ſollten! —

Mit dieſen hohen Worten, die wir wech-
ſelsweiſe einander zuriefen, und uns die Koͤpfe
immer mehr erhitzten, eilten wir an die Aus-
fuͤhrung des großen Werks. Von den unzaͤh-
ligen Schwierigkeiten fiel uns keine ein. An-
fangs ging alles dem Plane gemaͤß. Wir
reiſten ab, kamen an, wohnten im ſtrengſten
Jncognito vor dem Thore in einem unbekann-
ten Hauſe. Den Morgen nach unſrer Ankunft
erzaͤhlte uns unſre Wirthin: es werde heute in
dem Nonnenkloſter ein großes Feſt gefeyert,
wo die ganze Stadt gewiß hinſtroͤmen wuͤrde,
um es anzuſehen, ſie ſelbſt wolle auch nicht
zuruͤckbleiben; ſie bat uns daher, mit unſrer
Abreiſe zu eilen, wenn wir nicht etwa auch
Zuſchauer abgeben wollten. Es wuͤrden drey
vornehme Fraͤulein heute ihr Geluͤbde ablegen,
die alle drey ſchoͤn und fromm wie die heili-
gen Engel waͤren, und es wohl verdienten,
gluͤckſelige Braͤute des Himmels zu werden.

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[140/0148] Handlung wird uns auf ewig ſtaͤrken und er- heben, und unſer Troſt im Tode ſeyn, wenn wir dem Verſuche unterliegen ſollten! — Mit dieſen hohen Worten, die wir wech- ſelsweiſe einander zuriefen, und uns die Koͤpfe immer mehr erhitzten, eilten wir an die Aus- fuͤhrung des großen Werks. Von den unzaͤh- ligen Schwierigkeiten fiel uns keine ein. An- fangs ging alles dem Plane gemaͤß. Wir reiſten ab, kamen an, wohnten im ſtrengſten Jncognito vor dem Thore in einem unbekann- ten Hauſe. Den Morgen nach unſrer Ankunft erzaͤhlte uns unſre Wirthin: es werde heute in dem Nonnenkloſter ein großes Feſt gefeyert, wo die ganze Stadt gewiß hinſtroͤmen wuͤrde, um es anzuſehen, ſie ſelbſt wolle auch nicht zuruͤckbleiben; ſie bat uns daher, mit unſrer Abreiſe zu eilen, wenn wir nicht etwa auch Zuſchauer abgeben wollten. Es wuͤrden drey vornehme Fraͤulein heute ihr Geluͤbde ablegen, die alle drey ſchoͤn und fromm wie die heili- gen Engel waͤren, und es wohl verdienten, gluͤckſelige Braͤute des Himmels zu werden.

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/148>, abgerufen am 12.05.2024.