würde ihr gewiß am Ende gut gehen, denn seit dem Jahre, daß sie nun im Kloster gelebt, habe sie viel Liebe und Freundlichkeit von den Nonnen erfahren; sie habe auch schon eintge gute Freundinnen, die sie sehr liebe, die sie wieder zärtlich lieben, und mit denen sie im- mer zusammen sey, das sey doch eine Freude, die sie bey der Mutter entbehre, wo sie eben so streng eingezogen leben müsse, als im Klo- ster, und dabey ganz allein, ohne eine Gespie- lin ihres Alters zu haben. Sie wünsche sehr von mir und Manfredi mündlich Abschied zu nehmen, wir sollten es doch möglich zu machen suchen, zurückzukommen, um bey der seyerli- chen Einkleidung zugegen zu seyn, und sie in ihrem Schmuck zu sehen, denn sie würde ganz herrlich geschmückt seyn, die Mutter hätte ihr für ihren Gehorsam einen reichen Anzug zur Ceremonie gegeben, und so viel Geld zu guten Werken, als sie nur immer verlangte. Jhre vorige Hofmeisterin habe diesen Brief zu be- stellen übernommen, aus alter Liebe für ihre Pflegekinder, und wolle ihr auch meine Ant-
wuͤrde ihr gewiß am Ende gut gehen, denn ſeit dem Jahre, daß ſie nun im Kloſter gelebt, habe ſie viel Liebe und Freundlichkeit von den Nonnen erfahren; ſie habe auch ſchon eintge gute Freundinnen, die ſie ſehr liebe, die ſie wieder zaͤrtlich lieben, und mit denen ſie im- mer zuſammen ſey, das ſey doch eine Freude, die ſie bey der Mutter entbehre, wo ſie eben ſo ſtreng eingezogen leben muͤſſe, als im Klo- ſter, und dabey ganz allein, ohne eine Geſpie- lin ihres Alters zu haben. Sie wuͤnſche ſehr von mir und Manfredi muͤndlich Abſchied zu nehmen, wir ſollten es doch moͤglich zu machen ſuchen, zuruͤckzukommen, um bey der ſeyerli- chen Einkleidung zugegen zu ſeyn, und ſie in ihrem Schmuck zu ſehen, denn ſie wuͤrde ganz herrlich geſchmuͤckt ſeyn, die Mutter haͤtte ihr fuͤr ihren Gehorſam einen reichen Anzug zur Ceremonie gegeben, und ſo viel Geld zu guten Werken, als ſie nur immer verlangte. Jhre vorige Hofmeiſterin habe dieſen Brief zu be- ſtellen uͤbernommen, aus alter Liebe fuͤr ihre Pflegekinder, und wolle ihr auch meine Ant-
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wuͤrde ihr gewiß am Ende gut gehen, denn
ſeit dem Jahre, daß ſie nun im Kloſter gelebt,
habe ſie viel Liebe und Freundlichkeit von den
Nonnen erfahren; ſie habe auch ſchon eintge
gute Freundinnen, die ſie ſehr liebe, die ſie
wieder zaͤrtlich lieben, und mit denen ſie im-
mer zuſammen ſey, das ſey doch eine Freude,
die ſie bey der Mutter entbehre, wo ſie eben
ſo ſtreng eingezogen leben muͤſſe, als im Klo-
ſter, und dabey ganz allein, ohne eine Geſpie-
lin ihres Alters zu haben. Sie wuͤnſche ſehr
von mir und Manfredi muͤndlich Abſchied zu
nehmen, wir ſollten es doch moͤglich zu machen
ſuchen, zuruͤckzukommen, um bey der ſeyerli-
chen Einkleidung zugegen zu ſeyn, und ſie in
ihrem Schmuck zu ſehen, denn ſie wuͤrde ganz
herrlich geſchmuͤckt ſeyn, die Mutter haͤtte ihr
fuͤr ihren Gehorſam einen reichen Anzug zur
Ceremonie gegeben, und ſo viel Geld zu guten
Werken, als ſie nur immer verlangte. Jhre
vorige Hofmeiſterin habe dieſen Brief zu be-
ſtellen uͤbernommen, aus alter Liebe fuͤr ihre
Pflegekinder, und wolle ihr auch meine Ant-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/143>, abgerufen am 28.11.2024.
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