auch über Leben und Tod ihrer Kinder zu richten haben!
Es hielt schwer, eh ich mich bewegen ließ, bey meinem Hofmeister zu bleiben, der im Hause allgemein der Pater genannt ward. Jch sträubte mich aus allen Kräften dagegen. Endlich ward mir im Namen mei- ner Mutter notifizirt, daß ich mich durchaus fügen müßte, sonst sollte ich sogleich ins Kloster der Benediktiner, wohin ich durch besondere Vergünstigung des Priors nun erst in vier Jahren zu gehen brauchte. Er hätte aus Gewogenheit für mich und meine Mut- ter es erlaubt, daß der größte Theil meines strengen Noviziats in ihrem Hause unter der Aufsicht des Paters vergehen dürfte, und für diese Gunst sollte ich doppelt gehorsam und dankbar seyn.
Mein Schrecken war übermäßig, als ich erfuhr, daß ich zu den Benediktinern sollte. Der Prior hatte mich einmal im Klo- ster herumgeführt, mir die Ordnung, Ein- richtung und Gesetze erklärt, und trotz dem,
auch uͤber Leben und Tod ihrer Kinder zu richten haben!
Es hielt ſchwer, eh ich mich bewegen ließ, bey meinem Hofmeiſter zu bleiben, der im Hauſe allgemein der Pater genannt ward. Jch ſtraͤubte mich aus allen Kraͤften dagegen. Endlich ward mir im Namen mei- ner Mutter notifizirt, daß ich mich durchaus fuͤgen muͤßte, ſonſt ſollte ich ſogleich ins Kloſter der Benediktiner, wohin ich durch beſondere Verguͤnſtigung des Priors nun erſt in vier Jahren zu gehen brauchte. Er haͤtte aus Gewogenheit fuͤr mich und meine Mut- ter es erlaubt, daß der groͤßte Theil meines ſtrengen Noviziats in ihrem Hauſe unter der Aufſicht des Paters vergehen duͤrfte, und fuͤr dieſe Gunſt ſollte ich doppelt gehorſam und dankbar ſeyn.
Mein Schrecken war uͤbermaͤßig, als ich erfuhr, daß ich zu den Benediktinern ſollte. Der Prior hatte mich einmal im Klo- ſter herumgefuͤhrt, mir die Ordnung, Ein- richtung und Geſetze erklaͤrt, und trotz dem,
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auch uͤber Leben und Tod ihrer Kinder zu
richten haben!
Es hielt ſchwer, eh ich mich bewegen
ließ, bey meinem Hofmeiſter zu bleiben,
der im Hauſe allgemein der Pater genannt
ward. Jch ſtraͤubte mich aus allen Kraͤften
dagegen. Endlich ward mir im Namen mei-
ner Mutter notifizirt, daß ich mich durchaus
fuͤgen muͤßte, ſonſt ſollte ich ſogleich ins
Kloſter der Benediktiner, wohin ich durch
beſondere Verguͤnſtigung des Priors nun erſt
in vier Jahren zu gehen brauchte. Er haͤtte
aus Gewogenheit fuͤr mich und meine Mut-
ter es erlaubt, daß der groͤßte Theil meines
ſtrengen Noviziats in ihrem Hauſe unter der
Aufſicht des Paters vergehen duͤrfte, und
fuͤr dieſe Gunſt ſollte ich doppelt gehorſam
und dankbar ſeyn.
Mein Schrecken war uͤbermaͤßig, als
ich erfuhr, daß ich zu den Benediktinern
ſollte. Der Prior hatte mich einmal im Klo-
ſter herumgefuͤhrt, mir die Ordnung, Ein-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/108>, abgerufen am 25.11.2024.
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