das meine Mutter mit einer Protektions- miene zu ihm sprach, so furchtsam und un- geschickt. Mir entging nichts von dem allen, meinen Widerwillen wußte ich aber erst spä- ter zu erklären. Er ward mir als mein Hof- meister bekannt gemacht, und zu gleicher Zeit sagte meine Mutter zu meiner guten Wärterin, sie wäre von nun an die Hof- meisterin meiner Schwester, die unter ihrer unmittelbaren Aufsicht stehen sollte. Jch be- neidete meine Schwester, ich wäre so gern bey meiner Wärterin geblieben. Es erfolgte jetzt ein förmliches Abschiednehmen; meine Mutter küßte mich, und führte mich zum Prior, der mir seinen Segen gab, meine Schwester ward weinend von mir getrennt, der Hofmeister empfing mich aus den Hän- den des Priors, der ihm Wachsamkeit und Fleiß empfahl. Er führte mich fort, ich folgte ihm halb todt vor Entsetzen und ban- gem Erwarten. Es war der Anfang einer unglücklichen Reihe von Jahren, der ich entgegenging.
das meine Mutter mit einer Protektions- miene zu ihm ſprach, ſo furchtſam und un- geſchickt. Mir entging nichts von dem allen, meinen Widerwillen wußte ich aber erſt ſpaͤ- ter zu erklaͤren. Er ward mir als mein Hof- meiſter bekannt gemacht, und zu gleicher Zeit ſagte meine Mutter zu meiner guten Waͤrterin, ſie waͤre von nun an die Hof- meiſterin meiner Schweſter, die unter ihrer unmittelbaren Aufſicht ſtehen ſollte. Jch be- neidete meine Schweſter, ich waͤre ſo gern bey meiner Waͤrterin geblieben. Es erfolgte jetzt ein foͤrmliches Abſchiednehmen; meine Mutter kuͤßte mich, und fuͤhrte mich zum Prior, der mir ſeinen Segen gab, meine Schweſter ward weinend von mir getrennt, der Hofmeiſter empfing mich aus den Haͤn- den des Priors, der ihm Wachſamkeit und Fleiß empfahl. Er fuͤhrte mich fort, ich folgte ihm halb todt vor Entſetzen und ban- gem Erwarten. Es war der Anfang einer ungluͤcklichen Reihe von Jahren, der ich entgegenging.
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das meine Mutter mit einer Protektions-
miene zu ihm ſprach, ſo furchtſam und un-
geſchickt. Mir entging nichts von dem allen,
meinen Widerwillen wußte ich aber erſt ſpaͤ-
ter zu erklaͤren. Er ward mir als mein Hof-
meiſter bekannt gemacht, und zu gleicher
Zeit ſagte meine Mutter zu meiner guten
Waͤrterin, ſie waͤre von nun an die Hof-
meiſterin meiner Schweſter, die unter ihrer
unmittelbaren Aufſicht ſtehen ſollte. Jch be-
neidete meine Schweſter, ich waͤre ſo gern
bey meiner Waͤrterin geblieben. Es erfolgte
jetzt ein foͤrmliches Abſchiednehmen; meine
Mutter kuͤßte mich, und fuͤhrte mich zum
Prior, der mir ſeinen Segen gab, meine
Schweſter ward weinend von mir getrennt,
der Hofmeiſter empfing mich aus den Haͤn-
den des Priors, der ihm Wachſamkeit und
Fleiß empfahl. Er fuͤhrte mich fort, ich
folgte ihm halb todt vor Entſetzen und ban-
gem Erwarten. Es war der Anfang einer
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/104>, abgerufen am 24.11.2024.
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