fühlen, wie weit diese Nation fortgeschritten ist. -- Wenn das Rousseau von seinen Landsleuten erlebt hätte! --
Man sollte sich wirklich alles von seinen Landsleuten ge- fallen lassen! denn je mehr sie uns tadlen und verfolgen, je mehr man in Disharmonie mit ihnen ist, je gewisser ist es, daß man auf sie gewirkt hat.
Das Buch ist voller Thatsachen, voller gesunder Ansich- ten; über das spanische Gränzland erhält man die größten Aufschlüsse; der Artikel Marseille ist vortrefflich. Thiers hat Anlage zu einem Staatsmann. Er sieht, was da ist, und mit der Sache ihren Grund zugleich: und Dichter ist er nur im Ausdruck; das heißt, er weiß, was er gesehen hat, nach- zubilden in unendlichem Gebrauch seiner Sprache. --
Sonntag, den 23. März 1823.
Im Gespräch über das Buch: Des hommes celebres de France au dix-huitieme siecle etc. par M. Goethe, sagte
R. Franzosen und Deutsche gehören doch eigentlich zu- sammen, wie zwei Hälften: Engländer kommen mir schon nicht so vor: sie sind doch wie eine Abart Deutscher.
A. Schweden und Dänen auch. Wie anders und eigen sind dagegen Spanier; eine herrliche Nation! so mäßig: ein Volk, das mäßig ist, ist zu bewundern.
R. Ja, ihr großer Witz und ihre Sensibilität entzückt mich: ich meine nicht, was man gewöhnlich Witz nennt: son- dern den Witz in ihrer Poesie. Ihre Litteratur. Man kann doch ein Volk nur nach seiner Litteratur beurtheilen. Wie gebildet müssen sie gewesen sein und ihre Geselligkeit! Und
fühlen, wie weit dieſe Nation fortgeſchritten iſt. — Wenn das Rouſſeau von ſeinen Landsleuten erlebt hätte! —
Man ſollte ſich wirklich alles von ſeinen Landsleuten ge- fallen laſſen! denn je mehr ſie uns tadlen und verfolgen, je mehr man in Disharmonie mit ihnen iſt, je gewiſſer iſt es, daß man auf ſie gewirkt hat.
Das Buch iſt voller Thatſachen, voller geſunder Anſich- ten; über das ſpaniſche Gränzland erhält man die größten Aufſchlüſſe; der Artikel Marſeille iſt vortrefflich. Thiers hat Anlage zu einem Staatsmann. Er ſieht, was da iſt, und mit der Sache ihren Grund zugleich: und Dichter iſt er nur im Ausdruck; das heißt, er weiß, was er geſehen hat, nach- zubilden in unendlichem Gebrauch ſeiner Sprache. —
Sonntag, den 23. März 1823.
Im Geſpräch über das Buch: Des hommes célèbres de France au dix-huitième siècle etc. par M. Goethe, ſagte
R. Franzoſen und Deutſche gehören doch eigentlich zu- ſammen, wie zwei Hälften: Engländer kommen mir ſchon nicht ſo vor: ſie ſind doch wie eine Abart Deutſcher.
A. Schweden und Dänen auch. Wie anders und eigen ſind dagegen Spanier; eine herrliche Nation! ſo mäßig: ein Volk, das mäßig iſt, iſt zu bewundern.
R. Ja, ihr großer Witz und ihre Senſibilität entzückt mich: ich meine nicht, was man gewöhnlich Witz nennt: ſon- dern den Witz in ihrer Poeſie. Ihre Litteratur. Man kann doch ein Volk nur nach ſeiner Litteratur beurtheilen. Wie gebildet müſſen ſie geweſen ſein und ihre Geſelligkeit! Und
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fühlen, wie weit dieſe Nation fortgeſchritten iſt. — Wenn das
Rouſſeau von ſeinen Landsleuten erlebt hätte! —
Man ſollte ſich wirklich alles von ſeinen Landsleuten ge-
fallen laſſen! denn je mehr ſie uns tadlen und verfolgen, je
mehr man in Disharmonie mit ihnen iſt, je gewiſſer iſt es,
daß man auf ſie gewirkt hat.
Das Buch iſt voller Thatſachen, voller geſunder Anſich-
ten; über das ſpaniſche Gränzland erhält man die größten
Aufſchlüſſe; der Artikel Marſeille iſt vortrefflich. Thiers hat
Anlage zu einem Staatsmann. Er ſieht, was da iſt, und
mit der Sache ihren Grund zugleich: und Dichter iſt er nur
im Ausdruck; das heißt, er weiß, was er geſehen hat, nach-
zubilden in unendlichem Gebrauch ſeiner Sprache. —
Sonntag, den 23. März 1823.
Im Geſpräch über das Buch: Des hommes célèbres de
France au dix-huitième siècle etc. par M. Goethe, ſagte
R. Franzoſen und Deutſche gehören doch eigentlich zu-
ſammen, wie zwei Hälften: Engländer kommen mir ſchon nicht
ſo vor: ſie ſind doch wie eine Abart Deutſcher.
A. Schweden und Dänen auch. Wie anders und eigen
ſind dagegen Spanier; eine herrliche Nation! ſo mäßig: ein
Volk, das mäßig iſt, iſt zu bewundern.
R. Ja, ihr großer Witz und ihre Senſibilität entzückt
mich: ich meine nicht, was man gewöhnlich Witz nennt: ſon-
dern den Witz in ihrer Poeſie. Ihre Litteratur. Man kann
doch ein Volk nur nach ſeiner Litteratur beurtheilen. Wie
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/98>, abgerufen am 23.11.2024.
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