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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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die Frau Rath Goethe nur immer thun mochte, wenn sie ih-
rerseits von den englischen Kindern erzählte.

Unsre Königin und die Herzogin waren gleich den vielen
andern während der Kaiserkrönung zu beherbergenden Fürst-
lichkeiten von Seiten der Stadt Frankfurt auf bestimmte
Wohnungen angewiesen, beide mecklenburgische Prinzeßchen,
als Nichten der Königin von England, im sogenannten han-
növerschen Viertel, bei der Frau Rath Goethe; und das glück-
liche Haus hatte auch dies Glück. Frau Goethe empfand
dieses Glück ganz, wie aus der Herzogin Erzählung zu sehen
war; sie that den Kindern so alles zu Liebe, zu Gefallen und
zur Unterhaltung, daß die Herzogin noch mit dem größten
Wohlgefallen, ja mit kindlicher Nachfreude erzählte, wie diese
prächtige Frau ganz jugendlich mit ihnen spielte und schaffte,
und sie immer in ihre eignen Zimmer kommen ließ,
worauf die Herzogin noch einen nachträglichen Werth legte.
Wie ziert und ehrt dies Gast und Wirth! Auch blieben die
Damen mit Frau Goethe, so lange sie lebte, in Verbindung,
und sahen sie jedesmal, wenn sie späterhin nach Frankfurt
oder in dessen Nähe kamen.

Wie die beiden schönsten Fürstinnen Deutschlands, --
holde, blonde, liebe Engel, -- als preußische Bräute mit un-
sern Prinzen und dem hochseligen König zu Frankfurt waren,
so hatte dieser seine Loge im Theater dicht neben der, worin
die Frau Rath Goethe zeitlebens ihren Platz nahm. Das leb-
hafte Herz der vortrefflichen Frau triumphirte, daß ihre Prin-
zeßchen so schönen und vornehmen Prinzen vermählt werden
sollten, und sie konnte es nicht unterlassen, ihrem Logennach-

die Frau Rath Goethe nur immer thun mochte, wenn ſie ih-
rerſeits von den engliſchen Kindern erzählte.

Unſre Königin und die Herzogin waren gleich den vielen
andern während der Kaiſerkrönung zu beherbergenden Fürſt-
lichkeiten von Seiten der Stadt Frankfurt auf beſtimmte
Wohnungen angewieſen, beide mecklenburgiſche Prinzeßchen,
als Nichten der Königin von England, im ſogenannten han-
növerſchen Viertel, bei der Frau Rath Goethe; und das glück-
liche Haus hatte auch dies Glück. Frau Goethe empfand
dieſes Glück ganz, wie aus der Herzogin Erzählung zu ſehen
war; ſie that den Kindern ſo alles zu Liebe, zu Gefallen und
zur Unterhaltung, daß die Herzogin noch mit dem größten
Wohlgefallen, ja mit kindlicher Nachfreude erzählte, wie dieſe
prächtige Frau ganz jugendlich mit ihnen ſpielte und ſchaffte,
und ſie immer in ihre eignen Zimmer kommen ließ,
worauf die Herzogin noch einen nachträglichen Werth legte.
Wie ziert und ehrt dies Gaſt und Wirth! Auch blieben die
Damen mit Frau Goethe, ſo lange ſie lebte, in Verbindung,
und ſahen ſie jedesmal, wenn ſie ſpäterhin nach Frankfurt
oder in deſſen Nähe kamen.

Wie die beiden ſchönſten Fürſtinnen Deutſchlands, —
holde, blonde, liebe Engel, — als preußiſche Bräute mit un-
ſern Prinzen und dem hochſeligen König zu Frankfurt waren,
ſo hatte dieſer ſeine Loge im Theater dicht neben der, worin
die Frau Rath Goethe zeitlebens ihren Platz nahm. Das leb-
hafte Herz der vortrefflichen Frau triumphirte, daß ihre Prin-
zeßchen ſo ſchönen und vornehmen Prinzen vermählt werden
ſollten, und ſie konnte es nicht unterlaſſen, ihrem Logennach-

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[69/0077] die Frau Rath Goethe nur immer thun mochte, wenn ſie ih- rerſeits von den engliſchen Kindern erzählte. Unſre Königin und die Herzogin waren gleich den vielen andern während der Kaiſerkrönung zu beherbergenden Fürſt- lichkeiten von Seiten der Stadt Frankfurt auf beſtimmte Wohnungen angewieſen, beide mecklenburgiſche Prinzeßchen, als Nichten der Königin von England, im ſogenannten han- növerſchen Viertel, bei der Frau Rath Goethe; und das glück- liche Haus hatte auch dies Glück. Frau Goethe empfand dieſes Glück ganz, wie aus der Herzogin Erzählung zu ſehen war; ſie that den Kindern ſo alles zu Liebe, zu Gefallen und zur Unterhaltung, daß die Herzogin noch mit dem größten Wohlgefallen, ja mit kindlicher Nachfreude erzählte, wie dieſe prächtige Frau ganz jugendlich mit ihnen ſpielte und ſchaffte, und ſie immer in ihre eignen Zimmer kommen ließ, worauf die Herzogin noch einen nachträglichen Werth legte. Wie ziert und ehrt dies Gaſt und Wirth! Auch blieben die Damen mit Frau Goethe, ſo lange ſie lebte, in Verbindung, und ſahen ſie jedesmal, wenn ſie ſpäterhin nach Frankfurt oder in deſſen Nähe kamen. Wie die beiden ſchönſten Fürſtinnen Deutſchlands, — holde, blonde, liebe Engel, — als preußiſche Bräute mit un- ſern Prinzen und dem hochſeligen König zu Frankfurt waren, ſo hatte dieſer ſeine Loge im Theater dicht neben der, worin die Frau Rath Goethe zeitlebens ihren Platz nahm. Das leb- hafte Herz der vortrefflichen Frau triumphirte, daß ihre Prin- zeßchen ſo ſchönen und vornehmen Prinzen vermählt werden ſollten, und ſie konnte es nicht unterlaſſen, ihrem Logennach-

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/77>, abgerufen am 25.11.2024.