Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Kinder; Nachbarn, Kutscher, Waschfrauen, arme Leute: das
nur macht mich wohl. Dreimal bin ich nach meinem Unwohl-
sein in Schöneberg gewesen; vorher nicht aus: göttlich ist's
dort, und dahin! Gestern auch: mit den Kindern. Rosen,
alles, alles in Fülle. Dort ist keine Krankheit. Ich genieße,
empfinde, bedenke alles; und bin nach meiner Art wieder wohl.
Lese viel. Notre-Dame von Viktor Hugo: das Merkwürdigste
als französischer Roman, was existirt. Das Erbe, von Frau
von Woltmann, suchen Sie auch zu lesen: und lassen Sie
sich den ersten Theil nicht verdrießen: eine schöne Religion ist
in dem Buche. -- Fichtens Leben, von seinem Sohn heraus-
gegeben, müssen Sie ja lesen. -- Adieu, Cherina! Schreiben
Sie mir; aus Ihrem Ruhetempel! V. grüßt gewiß mehr als
Sie denken: ich weiß es. Adieu. Zweifeln Sie nie an mir;
und grüßen Sie Mama!



An Rosa Maria Assing, in Hamburg.


Meine theure Freundin, Ihre Briefe waren eine wahre
Erquickung und Erheiterung hier bei uns! Das Bild eines
gehörigen, vernünftigen, liebevollen Lebens; gehörig mit Geist
besprengt; vor der Welt nicht verschlossen, die höhere als Un-
tergrund und im Aug behalten. Mutter, Vater, Kinder, wie
sie sein sollen; jedes als Ingredienz der wahren Familie. Ich
will Ihnen nur beweisen, dies entgeht mir auch für die Ge-
danken nicht: und als Dank, diesen Gruß! Seit ich Ihren

Kinder; Nachbarn, Kutſcher, Waſchfrauen, arme Leute: das
nur macht mich wohl. Dreimal bin ich nach meinem Unwohl-
ſein in Schöneberg geweſen; vorher nicht aus: göttlich iſt’s
dort, und dahin! Geſtern auch: mit den Kindern. Roſen,
alles, alles in Fülle. Dort iſt keine Krankheit. Ich genieße,
empfinde, bedenke alles; und bin nach meiner Art wieder wohl.
Leſe viel. Notre-Dame von Viktor Hugo: das Merkwürdigſte
als franzöſiſcher Roman, was exiſtirt. Das Erbe, von Frau
von Woltmann, ſuchen Sie auch zu leſen: und laſſen Sie
ſich den erſten Theil nicht verdrießen: eine ſchöne Religion iſt
in dem Buche. — Fichtens Leben, von ſeinem Sohn heraus-
gegeben, müſſen Sie ja leſen. — Adieu, Cherina! Schreiben
Sie mir; aus Ihrem Ruhetempel! V. grüßt gewiß mehr als
Sie denken: ich weiß es. Adieu. Zweifeln Sie nie an mir;
und grüßen Sie Mama!



An Roſa Maria Aſſing, in Hamburg.


Meine theure Freundin, Ihre Briefe waren eine wahre
Erquickung und Erheiterung hier bei uns! Das Bild eines
gehörigen, vernünftigen, liebevollen Lebens; gehörig mit Geiſt
beſprengt; vor der Welt nicht verſchloſſen, die höhere als Un-
tergrund und im Aug behalten. Mutter, Vater, Kinder, wie
ſie ſein ſollen; jedes als Ingredienz der wahren Familie. Ich
will Ihnen nur beweiſen, dies entgeht mir auch für die Ge-
danken nicht: und als Dank, dieſen Gruß! Seit ich Ihren

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0538" n="530"/>
Kinder; Nachbarn, Kut&#x017F;cher, Wa&#x017F;chfrauen, arme Leute: das<lb/>
nur macht mich wohl. Dreimal bin ich nach meinem Unwohl-<lb/>
&#x017F;ein in Schöneberg gewe&#x017F;en; vorher nicht aus: <hi rendition="#g">göttlich</hi> i&#x017F;t&#x2019;s<lb/>
dort, und dahin! Ge&#x017F;tern auch: mit den Kindern. Ro&#x017F;en,<lb/>
alles, alles in Fülle. Dort i&#x017F;t keine Krankheit. Ich genieße,<lb/>
empfinde, bedenke alles; und bin nach meiner Art wieder wohl.<lb/>
Le&#x017F;e viel. <hi rendition="#aq">Notre-Dame</hi> von Viktor Hugo: das Merkwürdig&#x017F;te<lb/>
als franzö&#x017F;i&#x017F;cher Roman, was <hi rendition="#g">exi&#x017F;tirt</hi>. Das Erbe, von Frau<lb/>
von Woltmann, &#x017F;uchen Sie auch zu le&#x017F;en: und la&#x017F;&#x017F;en Sie<lb/>
&#x017F;ich den er&#x017F;ten Theil nicht verdrießen: eine &#x017F;chöne Religion i&#x017F;t<lb/>
in dem Buche. &#x2014; Fichtens Leben, von &#x017F;einem Sohn heraus-<lb/>
gegeben, mü&#x017F;&#x017F;en Sie <hi rendition="#g">ja</hi> le&#x017F;en. &#x2014; Adieu, <hi rendition="#aq">Cherina!</hi> Schreiben<lb/>
Sie mir; aus Ihrem Ruhetempel! V. grüßt gewiß mehr als<lb/>
Sie denken: ich weiß es. Adieu. Zweifeln Sie nie an mir;<lb/>
und grüßen Sie Mama!</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Ro&#x017F;a Maria A&#x017F;&#x017F;ing, in Hamburg.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Berlin, den 30. September 1831.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Meine theure Freundin, Ihre Briefe waren eine wahre<lb/>
Erquickung und Erheiterung hier bei uns! Das Bild eines<lb/>
gehörigen, vernünftigen, liebevollen Lebens; gehörig mit Gei&#x017F;t<lb/>
be&#x017F;prengt; vor der Welt nicht ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, die höhere als Un-<lb/>
tergrund und im Aug behalten. Mutter, Vater, Kinder, wie<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ein &#x017F;ollen; jedes als Ingredienz der wahren Familie. Ich<lb/>
will Ihnen nur bewei&#x017F;en, dies entgeht mir auch für die Ge-<lb/>
danken nicht: und als Dank, die&#x017F;en Gruß! Seit ich Ihren<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[530/0538] Kinder; Nachbarn, Kutſcher, Waſchfrauen, arme Leute: das nur macht mich wohl. Dreimal bin ich nach meinem Unwohl- ſein in Schöneberg geweſen; vorher nicht aus: göttlich iſt’s dort, und dahin! Geſtern auch: mit den Kindern. Roſen, alles, alles in Fülle. Dort iſt keine Krankheit. Ich genieße, empfinde, bedenke alles; und bin nach meiner Art wieder wohl. Leſe viel. Notre-Dame von Viktor Hugo: das Merkwürdigſte als franzöſiſcher Roman, was exiſtirt. Das Erbe, von Frau von Woltmann, ſuchen Sie auch zu leſen: und laſſen Sie ſich den erſten Theil nicht verdrießen: eine ſchöne Religion iſt in dem Buche. — Fichtens Leben, von ſeinem Sohn heraus- gegeben, müſſen Sie ja leſen. — Adieu, Cherina! Schreiben Sie mir; aus Ihrem Ruhetempel! V. grüßt gewiß mehr als Sie denken: ich weiß es. Adieu. Zweifeln Sie nie an mir; und grüßen Sie Mama! An Roſa Maria Aſſing, in Hamburg. Berlin, den 30. September 1831. Meine theure Freundin, Ihre Briefe waren eine wahre Erquickung und Erheiterung hier bei uns! Das Bild eines gehörigen, vernünftigen, liebevollen Lebens; gehörig mit Geiſt beſprengt; vor der Welt nicht verſchloſſen, die höhere als Un- tergrund und im Aug behalten. Mutter, Vater, Kinder, wie ſie ſein ſollen; jedes als Ingredienz der wahren Familie. Ich will Ihnen nur beweiſen, dies entgeht mir auch für die Ge- danken nicht: und als Dank, dieſen Gruß! Seit ich Ihren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/538
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/538>, abgerufen am 23.11.2024.