gelitten; jetzt wieder: alle mögliche schöne Grüße hab' ich Ih- nen, und all den Damen, und Hrn. Vallentin, meinem Freund, zu bestellen. Ist er's noch? Ich bin es überzeugt. Sehn Sie Hrn. Champy: est-il gueri de cette Allemagne, de ce Ber- lin? qu'il l'oublie, mais pas tous ses habitants. Herr Frank, der Ihnen gewiß von allen Seiten empfohlen ist, wird Ihnen diesen Brief bringen. Ich bin ihm auch gut. Vom ange- nehmsten Umgang. Unterrichtet, sanft, Diskuteur. Kurz, sehr gut. Schlesier, Gelehrter. Roberts, Bartholdy's, Henriette Solmar's Freund.
Leben Sie wohl, gesund, vergnügt, ungestört! Ihre alte Freundin Friederike Varnhagen.
An Gentz, in Wien.
Berlin, Montag Abend 9 Uhr, den 7. Februar 1831.
Feuchtes Thauwetter.
Geküßt hab' ich Ihren Brief; nach tiefer Verstummung, regungslos in meinem Bette aufrecht bleibend; aus Rührung, Liebe, Zärtlichkeit für Sie, Drang und Plan zum Helfen, Staunen, Betroffenheit. Liebes, theures -- wie es sein muß -- ewiges Kind! So wirft sich nur Goethens Tasso Andern hin in die Hände, an den Busen, nur Sie, und die Besten, und ich, wenn ich einen bessern Busen wüßte, als den meinen! (Großes, hartes, ein noch nie ausgesprochenes Wort.) Sie sind nicht unglücklich; glauben Sie es mir, bis Sie diesen Brief ausgelesen haben. Lassen Sie mich mit dem Unabweislichsten, Wunderbarsten, Schwärzesten anfan-
III. 31
gelitten; jetzt wieder: alle mögliche ſchöne Grüße hab’ ich Ih- nen, und all den Damen, und Hrn. Vallentin, meinem Freund, zu beſtellen. Iſt er’s noch? Ich bin es überzeugt. Sehn Sie Hrn. Champy: est-il guéri de cette Allemagne, de ce Ber- lin? qu’il l’oublie, mais pas tous ses habitants. Herr Frank, der Ihnen gewiß von allen Seiten empfohlen iſt, wird Ihnen dieſen Brief bringen. Ich bin ihm auch gut. Vom ange- nehmſten Umgang. Unterrichtet, ſanft, Diskuteur. Kurz, ſehr gut. Schleſier, Gelehrter. Roberts, Bartholdy’s, Henriette Solmar’s Freund.
Leben Sie wohl, geſund, vergnügt, ungeſtört! Ihre alte Freundin Friederike Varnhagen.
An Gentz, in Wien.
Berlin, Montag Abend 9 Uhr, den 7. Februar 1831.
Feuchtes Thauwetter.
Geküßt hab’ ich Ihren Brief; nach tiefer Verſtummung, regungslos in meinem Bette aufrecht bleibend; aus Rührung, Liebe, Zärtlichkeit für Sie, Drang und Plan zum Helfen, Staunen, Betroffenheit. Liebes, theures — wie es ſein muß — ewiges Kind! So wirft ſich nur Goethens Taſſo Andern hin in die Hände, an den Buſen, nur Sie, und die Beſten, und ich, wenn ich einen beſſern Buſen wüßte, als den meinen! (Großes, hartes, ein noch nie ausgeſprochenes Wort.) Sie ſind nicht unglücklich; glauben Sie es mir, bis Sie dieſen Brief ausgeleſen haben. Laſſen Sie mich mit dem Unabweislichſten, Wunderbarſten, Schwärzeſten anfan-
III. 31
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0489"n="481"/>
gelitten; jetzt wieder: alle mögliche ſchöne Grüße hab’ ich Ih-<lb/>
nen, und all den Damen, und Hrn. Vallentin, meinem Freund,<lb/>
zu beſtellen. Iſt er’s noch? Ich bin es überzeugt. Sehn Sie<lb/>
Hrn. Champy: <hirendition="#aq">est-il guéri de cette Allemagne, de ce Ber-<lb/>
lin? qu’il l’oublie, mais pas tous ses habitants.</hi> Herr Frank,<lb/>
der Ihnen gewiß von allen Seiten empfohlen iſt, wird Ihnen<lb/>
dieſen Brief bringen. Ich bin ihm auch gut. Vom ange-<lb/>
nehmſten Umgang. Unterrichtet, ſanft, Diskuteur. Kurz, ſehr<lb/>
gut. Schleſier, Gelehrter. Roberts, Bartholdy’s, Henriette<lb/>
Solmar’s Freund.</p><lb/><closer><salute>Leben Sie wohl, geſund, vergnügt, ungeſtört! Ihre alte<lb/>
Freundin <hirendition="#et">Friederike Varnhagen.</hi></salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An Gentz, in Wien.</head><lb/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Berlin, Montag Abend 9 Uhr, den 7. Februar 1831.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#et">Feuchtes Thauwetter.</hi></p><lb/><p>Geküßt hab’ ich Ihren Brief; nach tiefer Verſtummung,<lb/>
regungslos in meinem Bette aufrecht bleibend; aus Rührung,<lb/>
Liebe, Zärtlichkeit für Sie, Drang und Plan zum Helfen,<lb/>
Staunen, Betroffenheit. <hirendition="#g">Liebes</hi>, theures — wie es ſein<lb/>
muß —<hirendition="#g">ewiges</hi> Kind! So wirft ſich nur Goethens Taſſo<lb/>
Andern hin in die Hände, an den Buſen, nur Sie, und die<lb/>
Beſten, und ich, wenn ich einen beſſern Buſen wüßte, als den<lb/>
meinen! (<hirendition="#g">Großes</hi>, hartes, ein noch nie ausgeſprochenes<lb/>
Wort.) Sie <hirendition="#g">ſind</hi> nicht unglücklich; <hirendition="#g">glauben</hi> Sie es mir,<lb/>
bis Sie dieſen Brief ausgeleſen haben. Laſſen Sie mich mit<lb/>
dem Unabweislichſten, Wunderbarſten, Schwärzeſten anfan-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">III.</hi> 31</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[481/0489]
gelitten; jetzt wieder: alle mögliche ſchöne Grüße hab’ ich Ih-
nen, und all den Damen, und Hrn. Vallentin, meinem Freund,
zu beſtellen. Iſt er’s noch? Ich bin es überzeugt. Sehn Sie
Hrn. Champy: est-il guéri de cette Allemagne, de ce Ber-
lin? qu’il l’oublie, mais pas tous ses habitants. Herr Frank,
der Ihnen gewiß von allen Seiten empfohlen iſt, wird Ihnen
dieſen Brief bringen. Ich bin ihm auch gut. Vom ange-
nehmſten Umgang. Unterrichtet, ſanft, Diskuteur. Kurz, ſehr
gut. Schleſier, Gelehrter. Roberts, Bartholdy’s, Henriette
Solmar’s Freund.
Leben Sie wohl, geſund, vergnügt, ungeſtört! Ihre alte
Freundin Friederike Varnhagen.
An Gentz, in Wien.
Berlin, Montag Abend 9 Uhr, den 7. Februar 1831.
Feuchtes Thauwetter.
Geküßt hab’ ich Ihren Brief; nach tiefer Verſtummung,
regungslos in meinem Bette aufrecht bleibend; aus Rührung,
Liebe, Zärtlichkeit für Sie, Drang und Plan zum Helfen,
Staunen, Betroffenheit. Liebes, theures — wie es ſein
muß — ewiges Kind! So wirft ſich nur Goethens Taſſo
Andern hin in die Hände, an den Buſen, nur Sie, und die
Beſten, und ich, wenn ich einen beſſern Buſen wüßte, als den
meinen! (Großes, hartes, ein noch nie ausgeſprochenes
Wort.) Sie ſind nicht unglücklich; glauben Sie es mir,
bis Sie dieſen Brief ausgeleſen haben. Laſſen Sie mich mit
dem Unabweislichſten, Wunderbarſten, Schwärzeſten anfan-
III. 31
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/489>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.