von dem Zeitereigniß jeder auf seine Weise gestört war. Grüße die Deinigen und auch die Amsterdammer freundlichst von mir. Hättest du alle meine mit dir beschäftigte Gedanken: welche Briefsammlung. Kommst du nicht nach Berlin? Je eher je lieber, dächt' ich. Hier bei mir könntest du dich aus- ruhen: und viel und vieles finden, was dich beruhigt und er- götzt. Sei meiner treuen regen Liebe gewiß! und nehme den Augenblick wahr, wo du wenn auch nur zwei Worte schreiben kannst. Ludwig Roberts sind auch wohl.
Deine alte R.
An die Fürstin von Pückler-Muskau.
Freitag, den 9. December 1830.
Soll ich Klagen führen, theure Frau Fürstin, als Dank für alle huldvolle Güte, die Sie mir zukommen lassen, um nur einigermaßen mein Betragen zu rechtfertigen! Zweimal schon war ich vor Ihrer Thüre; gestern und heute, ohne Ihro Durchlaucht nur wissen lassen zu wollen, daß ich unten sei, so völlig unmöglich war es mir hinaufzusteigen. In einem an Tollheit gleichenden Nervenreiz setzte ich mich in den Wa- gen, ohne nur abzusehen, wie ich meine Treppe wieder hin- aufkommen soll; so verbitterte dieser Gedanke meine Kranken- fahrt. In der Art wie jetzt, glaube ich noch nicht gelitten zu haben. Alle Stunde nehme ich ein Glas Champagner wie Medizin um nicht ohnmächtig zu sein, beim stillsten Still-lie- gen; zum zweitenmal steht mein Platz zum vielgeliebten Bal- let leer. Keiner Freundin kann ich dienen, helfen, ja gebüh-
30 *
von dem Zeitereigniß jeder auf ſeine Weiſe geſtört war. Grüße die Deinigen und auch die Amſterdammer freundlichſt von mir. Hätteſt du alle meine mit dir beſchäftigte Gedanken: welche Briefſammlung. Kommſt du nicht nach Berlin? Je eher je lieber, dächt’ ich. Hier bei mir könnteſt du dich aus- ruhen: und viel und vieles finden, was dich beruhigt und er- götzt. Sei meiner treuen regen Liebe gewiß! und nehme den Augenblick wahr, wo du wenn auch nur zwei Worte ſchreiben kannſt. Ludwig Roberts ſind auch wohl.
Deine alte R.
An die Fürſtin von Pückler-Muskau.
Freitag, den 9. December 1830.
Soll ich Klagen führen, theure Frau Fürſtin, als Dank für alle huldvolle Güte, die Sie mir zukommen laſſen, um nur einigermaßen mein Betragen zu rechtfertigen! Zweimal ſchon war ich vor Ihrer Thüre; geſtern und heute, ohne Ihro Durchlaucht nur wiſſen laſſen zu wollen, daß ich unten ſei, ſo völlig unmöglich war es mir hinaufzuſteigen. In einem an Tollheit gleichenden Nervenreiz ſetzte ich mich in den Wa- gen, ohne nur abzuſehen, wie ich meine Treppe wieder hin- aufkommen ſoll; ſo verbitterte dieſer Gedanke meine Kranken- fahrt. In der Art wie jetzt, glaube ich noch nicht gelitten zu haben. Alle Stunde nehme ich ein Glas Champagner wie Medizin um nicht ohnmächtig zu ſein, beim ſtillſten Still-lie- gen; zum zweitenmal ſteht mein Platz zum vielgeliebten Bal- let leer. Keiner Freundin kann ich dienen, helfen, ja gebüh-
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von dem Zeitereigniß jeder auf ſeine Weiſe geſtört war. Grüße
die Deinigen und auch die Amſterdammer freundlichſt von
mir. Hätteſt du alle meine mit dir beſchäftigte Gedanken:
welche Briefſammlung. Kommſt du nicht nach Berlin? Je
eher je lieber, dächt’ ich. Hier bei mir könnteſt du dich aus-
ruhen: und viel und vieles finden, was dich beruhigt und er-
götzt. Sei meiner treuen regen Liebe gewiß! und nehme den
Augenblick wahr, wo du wenn auch nur zwei Worte ſchreiben
kannſt. Ludwig Roberts ſind auch wohl.
Deine alte R.
An die Fürſtin von Pückler-Muskau.
Freitag, den 9. December 1830.
Soll ich Klagen führen, theure Frau Fürſtin, als Dank
für alle huldvolle Güte, die Sie mir zukommen laſſen, um
nur einigermaßen mein Betragen zu rechtfertigen! Zweimal
ſchon war ich vor Ihrer Thüre; geſtern und heute, ohne Ihro
Durchlaucht nur wiſſen laſſen zu wollen, daß ich unten ſei,
ſo völlig unmöglich war es mir hinaufzuſteigen. In einem
an Tollheit gleichenden Nervenreiz ſetzte ich mich in den Wa-
gen, ohne nur abzuſehen, wie ich meine Treppe wieder hin-
aufkommen ſoll; ſo verbitterte dieſer Gedanke meine Kranken-
fahrt. In der Art wie jetzt, glaube ich noch nicht gelitten
zu haben. Alle Stunde nehme ich ein Glas Champagner wie
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/475>, abgerufen am 25.11.2024.
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