Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

bekommen, und Tag und Nacht unbestritten für ihre Gesund-
heit und Freude zu sorgen. Ich fahre schon den ganzen Som-
mer täglich mit ihnen aus. Das stärkt sie; und erhält mich,
so so. Es sind genaturte Engel! Und meine Älteste!! Gott
soll mich nur noch für sie leben lassen! Ich traue sie nieman-
den an, als ihm und mir. Wenn ich eine Reise mache, müssen
die Eltern sie mir mitgeben. Ich muß auch leben, Einmal.
Besuchst du uns nicht? Komme zum Winter! Wo nicht:
nur zum Frühling, Mai. Ein Rendezvous! Gott segne dir
dein schönes Haus, Promenade, Theater, Gesundheit, Mann
und Kinder, und fixen Aufenthalt! Ludwig und Frau, wohl.
Ernestine und Kinder auch. Moritz kömmt heute von War-
schau. --



An Heinrich Heine, in Hamburg.


5 Uhr Nachmittag. Sonnentag, nach einer kleinen
Ausfahrt, einem kleinen Diner, einem kleinen
Nachmittagsschlaf.

Vielleicht zerstreut es Sie, in dem jetzigen Leben, und
bringt Sie zu sehr hohen allgemeinen Betrachtungen, indem
es Ihnen die Befriedigung unseres kleinen Herzens, als das
Wichtigste zeigt, wenn ich Ihnen sage, klage, erzähle, daß ich
ein zerschlagenes Herz im Busen habe, weil ich heute meine
Kinder den Eltern wieder abgeben mußte. Rein abgeben, als
wenn es ihre wären; und ich liebe sie. Ich lebte endlich acht
Wochen, von Morgens 7 bis 9 -- und auch des Nachts mit

bekommen, und Tag und Nacht unbeſtritten für ihre Geſund-
heit und Freude zu ſorgen. Ich fahre ſchon den ganzen Som-
mer täglich mit ihnen aus. Das ſtärkt ſie; und erhält mich,
ſo ſo. Es ſind genaturte Engel! Und meine Älteſte!! Gott
ſoll mich nur noch für ſie leben laſſen! Ich traue ſie nieman-
den an, als ihm und mir. Wenn ich eine Reiſe mache, müſſen
die Eltern ſie mir mitgeben. Ich muß auch leben, Einmal.
Beſuchſt du uns nicht? Komme zum Winter! Wo nicht:
nur zum Frühling, Mai. Ein Rendezvous! Gott ſegne dir
dein ſchönes Haus, Promenade, Theater, Geſundheit, Mann
und Kinder, und fixen Aufenthalt! Ludwig und Frau, wohl.
Erneſtine und Kinder auch. Moritz kömmt heute von War-
ſchau. —



An Heinrich Heine, in Hamburg.


5 Uhr Nachmittag. Sonnentag, nach einer kleinen
Ausfahrt, einem kleinen Diner, einem kleinen
Nachmittagsſchlaf.

Vielleicht zerſtreut es Sie, in dem jetzigen Leben, und
bringt Sie zu ſehr hohen allgemeinen Betrachtungen, indem
es Ihnen die Befriedigung unſeres kleinen Herzens, als das
Wichtigſte zeigt, wenn ich Ihnen ſage, klage, erzähle, daß ich
ein zerſchlagenes Herz im Buſen habe, weil ich heute meine
Kinder den Eltern wieder abgeben mußte. Rein abgeben, als
wenn es ihre wären; und ich liebe ſie. Ich lebte endlich acht
Wochen, von Morgens 7 bis 9 — und auch des Nachts mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0451" n="443"/>
bekommen, und Tag und Nacht unbe&#x017F;tritten für ihre Ge&#x017F;und-<lb/>
heit und Freude zu &#x017F;orgen. Ich fahre &#x017F;chon den ganzen Som-<lb/>
mer täglich mit ihnen aus. Das &#x017F;tärkt &#x017F;ie; und erhält mich,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;o. Es &#x017F;ind genaturte <hi rendition="#g">Engel</hi>! Und meine Älte&#x017F;te!! Gott<lb/>
&#x017F;oll mich nur noch für &#x017F;ie leben la&#x017F;&#x017F;en! Ich traue &#x017F;ie nieman-<lb/>
den an, als ihm und mir. Wenn ich eine Rei&#x017F;e mache, mü&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die Eltern &#x017F;ie mir mitgeben. Ich muß auch leben, <hi rendition="#g">Einmal</hi>.<lb/>
Be&#x017F;uch&#x017F;t <hi rendition="#g">du</hi> uns nicht? Komme zum Winter! Wo <hi rendition="#g">nicht</hi>:<lb/>
nur zum Frühling, Mai. Ein Rendezvous! Gott &#x017F;egne dir<lb/>
dein &#x017F;chönes Haus, Promenade, Theater, Ge&#x017F;undheit, Mann<lb/>
und Kinder, und fixen Aufenthalt! Ludwig und Frau, wohl.<lb/>
Erne&#x017F;tine und Kinder auch. Moritz kömmt heute von War-<lb/>
&#x017F;chau. &#x2014;</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Heinrich Heine, in Hamburg.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Dienstag, den 21. September 1830.</hi> </dateline><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">5 Uhr Nachmittag. Sonnentag, nach einer kleinen<lb/>
Ausfahrt, einem kleinen Diner, einem kleinen<lb/>
Nachmittags&#x017F;chlaf.</hi> </p><lb/>
          <p>Vielleicht zer&#x017F;treut es Sie, in dem jetzigen Leben, und<lb/>
bringt Sie zu &#x017F;ehr hohen allgemeinen Betrachtungen, indem<lb/>
es Ihnen die Befriedigung un&#x017F;eres kleinen Herzens, als das<lb/>
Wichtig&#x017F;te zeigt, wenn ich Ihnen &#x017F;age, klage, erzähle, daß ich<lb/>
ein zer&#x017F;chlagenes Herz im Bu&#x017F;en habe, weil ich heute meine<lb/>
Kinder den Eltern wieder abgeben mußte. Rein abgeben, als<lb/>
wenn es ihre wären; und <hi rendition="#g">ich</hi> liebe &#x017F;ie. Ich lebte endlich acht<lb/>
Wochen, von Morgens 7 bis 9 &#x2014; und auch des Nachts mit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[443/0451] bekommen, und Tag und Nacht unbeſtritten für ihre Geſund- heit und Freude zu ſorgen. Ich fahre ſchon den ganzen Som- mer täglich mit ihnen aus. Das ſtärkt ſie; und erhält mich, ſo ſo. Es ſind genaturte Engel! Und meine Älteſte!! Gott ſoll mich nur noch für ſie leben laſſen! Ich traue ſie nieman- den an, als ihm und mir. Wenn ich eine Reiſe mache, müſſen die Eltern ſie mir mitgeben. Ich muß auch leben, Einmal. Beſuchſt du uns nicht? Komme zum Winter! Wo nicht: nur zum Frühling, Mai. Ein Rendezvous! Gott ſegne dir dein ſchönes Haus, Promenade, Theater, Geſundheit, Mann und Kinder, und fixen Aufenthalt! Ludwig und Frau, wohl. Erneſtine und Kinder auch. Moritz kömmt heute von War- ſchau. — An Heinrich Heine, in Hamburg. Dienstag, den 21. September 1830. 5 Uhr Nachmittag. Sonnentag, nach einer kleinen Ausfahrt, einem kleinen Diner, einem kleinen Nachmittagsſchlaf. Vielleicht zerſtreut es Sie, in dem jetzigen Leben, und bringt Sie zu ſehr hohen allgemeinen Betrachtungen, indem es Ihnen die Befriedigung unſeres kleinen Herzens, als das Wichtigſte zeigt, wenn ich Ihnen ſage, klage, erzähle, daß ich ein zerſchlagenes Herz im Buſen habe, weil ich heute meine Kinder den Eltern wieder abgeben mußte. Rein abgeben, als wenn es ihre wären; und ich liebe ſie. Ich lebte endlich acht Wochen, von Morgens 7 bis 9 — und auch des Nachts mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/451
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/451>, abgerufen am 27.11.2024.